Kommentar
10:28 Uhr, 06.07.2020

US-Arbeitsmarktdaten: Da stimmt doch etwas nicht!

In den USA sind im Juni erneut Millionen neue Jobs entstanden, während die Arbeitslosigkeit im Rest der Welt weiter steigt. Das ist aber nicht der einzige unerklärliche Punkt. Bereits im Mai überraschte die US-Wirtschaft mit einem hohen Zuwachs an neuen Stellen. Im Juni setzte sich der Trend fort. Dabei wurden im Mai gewisse Warnhinweise mit dem Arbeitsmarktbericht verbunden. Wegen fehlerhaften Ausfüllens von Fragebögen dürfte die Zahl der Arbeitslosen um 3 Mio. unterschätzt worden sein. Dieses Problem wurde bisher nicht gelöst. Das alles ist allerdings Rauschen. Das, was wirklich verwundert, ist das historische Neuland, das die Statistiken betreten. Die Zahl der Arbeitslosen war immer höher als die Zahl derjenigen, die Arbeitslosengeld erhalten. Nicht jeder, der arbeitslos ist, ist auch versichert und hat Anspruch auf Arbeitslosengeld. Daher ist die Zahl der Arbeitslosen höher als die Anzahl an Personen, die Geld aus der Arbeitslosenversicherung erhalten.


Im Mai kam es zum ersten Mal dazu, dass mehr Menschen Arbeitslosengeld erhalten haben als überhaupt arbeitslos waren. Das macht überhaupt keinen Sinn. Wer nicht arbeitslos ist, sollte auch kein Arbeitslosengeld erhalten. Hier stimmt also etwas nicht. Entweder wird die Zahl der Arbeitslosen massiv unterschätzt oder es werden zu viele ausgewiesen, die Arbeitslosengeld beziehen, aber gar nicht arbeitslos sind.

Es geht noch weiter. Historisch gab es nicht nur immer mehr Arbeitslose als Arbeitslosengeldbezieher, sondern auch einen parallelen Verlauf der beiden Zeitreihen. Aktuell sinkt die Zahl der Arbeitslosen um mehrere Millionen jeden Monat, doch die Zahl der Arbeitslosengeldbezieher stagniert auf hohem Niveau (Grafik 2).


Es erhalten immer noch 30 Mio. Amerikaner Arbeitslosengeld unter den unterschiedlichen Programmen. Die offizielle Arbeitslosenzahl ist jedoch von 23 Mio. auf 17,75 Mio. gesunken. Da stimmt etwas vorne und hinten nicht. Wie passt das zusammen?

Der Hauptgrund für die Differenz ist ein ganz simpler. Es gilt nur als arbeitslos, wer keine Arbeit hat, aber nach Arbeit sucht. Viele suchen derzeit nicht nach Arbeit. Sie werden also in den offiziellen Daten nicht als Arbeitslose gezählt. Sie erhalten aber Arbeitslosengeld. In der einen Statistik werden sie gezählt, in der anderen nicht. Was also ist der wahre Zustand des US-Arbeitsmarktes?

Der wahre Zustand wird durch die Arbeitslosengeldbezieher beschrieben. Hier hat sich bisher nicht viel gebessert. Ab August haben Anleger noch weniger Möglichkeiten den Zustand des Arbeitsmarktes zu beurteilen. Aktuell können Arbeitslose Geld erhalten, die es unter normalen Umständen nicht können. Diese Hilfen laufen Ende Juli aus. Dann tauchen Millionen an Personen in überhaupt keiner Statistik mehr auf. Das ändert nichts daran, dass sie immer noch arbeitslos sind.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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