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09:20 Uhr, 31.01.2024

US-Arbeitsmarktbericht: Wieder viel zu gut

Es muss viel geschehen, damit der US-Arbeitsmarktbericht nicht viel zu gut ausfällt. Die Schwerkraft gilt für den Arbeitsmarkt derzeit einfach nicht.

Schon oft wurde vor einer Abkühlung des Arbeitsmarktes gewarnt. Bisher blieb diese Abkühlung größtenteils aus. Zwar werden derzeit monatlich deutlich weniger neue Jobs geschaffen als etwa 2022, allerdings ist das bei Rekordbeschäftigung auch kein Manko. Wenn ein Großteil der Bevölkerung, der arbeiten will, arbeitet, können nicht eine halbe Million Jobs pro Monat entstehen.

Die USA benötigen ein Stellenwachstum von ungefähr 100.000 pro Monat, um den Zustrom auf den Arbeitsmarkt aufzufangen. Die Bevölkerung und Erwerbsbevölkerung wachsen in den USA noch. In den vergangenen Monaten wurden deutlich mehr Stellen geschaffen. Gleichzeitig blieb die Arbeitslosenrate stabil.

Das ist zunächst nicht intuitiv. Werden mehr Stellen geschaffen als junge Menschen neu auf den Arbeitsmarkt kommen, sollte die Arbeitslosenrate sinken. Dass sie es nicht tut, ist dem Umstand geschuldet, dass einige Menschen, die nicht arbeiten wollten oder konnten, nun wieder in die Arbeitswelt eintreten. So bleibt die Arbeitslosenrate stabil und sinkt nicht. Dafür steigt die Partizipationsrate.

Für Januar wird prognostiziert, dass 162.000 Stellen geschaffen wurden. Das ist nach wie vor ein sehr guter Wert. Die Arbeitslosenrate bleibt entweder stabil oder steigt leicht von 3,7 % auf 3,8 %. Das ist eigentlich zu gut. Eine Arbeitslosenrate von weniger als 4 % ist selten genug. Inzwischen befindet sie sich seit 23 Monaten dort. Das gab es zuletzt Ende der 1960er-Jahre.

Die tiefe Arbeitslosenrate ist bemerkenswert, weil sie gar nicht so tief sein sollte. Die Zahl offener Stellen geht zurück. Das Barometer für offene Stellen bei Kleinunternehmen sinkt. Die Arbeitslosenrate sollte längst ansteigen. Das Stellenbarometer geht der Arbeitslosenrate für gewöhnlich voraus (Grafik 1).

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Auch ein anderer Indikator zeigt an, dass der Arbeitsmarkt schlecht laufen sollte. Es werden immer weniger Aushilfskräfte benötigt. Sinkt die Beschäftigungszahl in diesem Bereich, ist das ein zuverlässiger Rezessionsindikator und geht einem Anstieg der Arbeitslosenrate voraus (Grafik 2).

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Der Arbeitsmarkt sollte viel schlechter laufen als es die Daten der vergangenen Monate zeigen. Das überrascht viele, auch die Notenbank. Ob ihr der Arbeitsmarktbericht zu gut ist, wird sich in den kommenden Wochen zeigen. Ursprünglich erwartete die Fed, dass die Inflationsrate nur fallen kann, wenn die Arbeitslosenrate steigt. Von dieser Logik rückt sie mehr und mehr ab.

Der Arbeitsmarktbericht ist vielleicht für die Fed nicht zu gut. Für Arbeitnehmer kann kein Bericht zu gut sein. Was bleibt, ist eine große Divergenz zu sonst zuverlässigen Vorlaufindikatoren, die für eine höhere Arbeitslosenrate sprechen. Im Vergleich zu diesen Indikatoren sind die Zahlen zu gut. Am Freitag wird sich daran nichts ändern. Der Arbeitsmarkt bleibt robuster als er sein sollte.

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  • frankwug
    frankwug

    Der Verfasser hat wohl folgendes nicht bedacht oder angeschaut: Sowohl die Schaffung neuer Stellen als auch die Arbeitslosenzahlen wurden JEDEN einzelnen Monat vorab besser gemeldet als sie danach wirklich waren. Die Zahlen basieren entgegen der deutsche Methode lediglich auf Fragen von Unternehmen und Arbeitnehmern. Daher kann man diese schön frisieren. Die Schaffung neuer Stellen wurde immer nachträglich nach unten korrigiert. Im Gegenzug wurden die Zahlen für die Meldung von Arbeitslosen danach immer nach oben korrigiert. Heißt: die Daten werden geschönt und das wichtigste hat sich der Autor wohl gar nicht angeschaut: Wo werden die Stellen geschaffen. Fast ausschließlich in der Teilzeit oder beim Staat. Nur durch die massiven Staatsausgaben (schuldenfinanziert) wachsen die USA und die Arbeitslosigkeit steigt offiziell nicht... Das hat mit der Wahl 2024 zu tun. Sowohl Biden als auch Powell können sich keine Rezession leisten.

    11:35 Uhr, 31.01.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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