Kommentar
22:06 Uhr, 04.08.2008

US Arbeitsmarkt – Trendwende in Sicht

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Arbeitsmarkt weiterhin in einer wenig ausgeprägten Schwächephase – Trendwende in Sicht

Die Anzahl der Beschäftigten ist im Juli um 51.000 Personen gesunken. Die Arbeitslosenquote stieg auf
5,7 %, und die durchschnittlichen Stundenlöhne nahmen um 0,3 % mom zu.

• Die Zusammensetzung der Beschäftigungsentwicklung im Juli zeigt, dass im Baugewerbe und im verarbeitenden Gewerbe weniger stark Beschäftigung abgebaut wird als noch zu Beginn des Jahres. Die Unternehmen im Dienstleistungsgewerbe agieren dagegen weiterhin vorsichtig und bauen nahezu keine Beschäftigung auf.

• Die Beschäftigungsrückgänge in den vergangenen drei Monaten sind weniger ausgeprägt als noch zu Beginn des Jahres. Die Trendwende am Arbeitsmarkt rückt damit langsam in Sichtweite.

• Der Einkaufsmanagerindex ISM für das verarbeitende Gewerbe sank geringfügig auf 50,0 Punkte und signalisiert damit weiterhin eine moderate Expansion.

1. Der US-Arbeitsmarkt befindet sich weiterhin in einer nicht besonders ausgeprägten Schwächephase. Hierauf deuten die Daten zum Arbeitsmarktbericht im Juli hin: Die Beschäftigung ging fast exakt unseren Erwartungen entsprechend um 51.000 Personen zurück.
(Bloomberg-Umfrage: -75.000 Personen, DekaBank: -50.000 Personen). Zudem wurden die beiden Vormonate um insgesamt
26.000 Personen nach oben revidiert, sodass die Beschäftigungsentwicklung im Juli nahezu der vom Mai und Juni entspricht. Bereits mehrfach hat in diesem Jahr die Entwicklung der Arbeitslosenquote überrascht und so auch für den Monat Juli. Stärker als erwartet stieg diese von 5,5 % auf 5,7 % an (Bloomberg-Umfrage: 5,6 %, DekaBank: 5,5 %).

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2. Weiterhin gilt unsere Einschätzung, dass das Niveau der Arbeitslosenquote aufgrund einer zu starken Entwicklung der Erwerbspersonen in den vergangenen Monaten nach oben verzerrt ist und damit nicht überinterpretiert werden sollte. Weiterhin unauffällig ist die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne, die erwartungsgemäß um 0,3 % gegenüber dem Vormonat anstiegen und gegenüber dem Vorjahr um 3,4 % höher liegen.

3. Nicht nur die Höhe des Beschäftigungsrückgangs entspricht unseren Erwartungen, sondern auch dessen Zusammensetzung: Im Baugewerbe zeichnet sich ebenso wie im verarbeitenden Gewerbe ab, dass die Beschäftigungsrückgänge weniger deutlich ausgeprägt sind als noch zu Beginn des Jahres. Diese beiden Belastungsfaktoren nehmen also langsam ab. Wir rechnen damit, dass in den kommenden Monaten die Beschäftigung im Baugewerbe langsam den Tiefpunkt erreichen wird. Hintergrund hierfür ist unsere Einschätzung, dass sich die Wohnungsbaurezession bald ihrem Ende nähert. Dagegen wird das verarbeitende Gewerbe aufgrund des nach wie vor anhaltenden Strukturwandels auch in den kommenden Jahren grundsätzlich Beschäftigungsrückgänge aufweisen. Während sich damit im produzierenden Gewerbe langsam die Beschäftigungsentwicklung entspannt, wird im Dienstleistungsgewerbe weiterhin nahezu keine Beschäftigung aufgebaut. Das vorsichtige Agieren der Unternehmen setzte sich auch im Juli fort. Erkennbar ist dies beispielsweise am Bereich der Unternehmensdienstleister, der weiterhin eine Belastung für die Beschäftigungsentwicklung
darstellt.

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4. Bereits gestern wurde mit den Daten zum Bruttoinlandsprodukt deutlich, dass die Unternehmen (zumindest außerhalb des Transportsektors) im zweiten Quartal wieder verstärkt investieren. Wir rechnen zwar damit, dass die Investitionstätigkeit der Unternehmen im zweiten Halbjahr aufgrund der Nachwirkungen der Kreditkrise grundsätzlich etwas schwächer sein dürfte, dennoch wird sich eine moderate Investitionsdynamik im Laufe der kommenden Monate auch in Beschäftigungszuwächsen niederschlagen. Erste Beschäftigungszuwächse werden sich erst Ende dieses Jahres einstellen. Vergleicht man die Beschäftigungsrückgänge der vergangenen drei Monate (Durchschnitt: -50.000 Personen) mit denen der ersten drei Monaten des Jahres (-82.000 Personen), dann rückt die Trendwende tatsächlich langsam in Sichtweite.

5. Die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe hat sich gemessen am ISM-Index im Juli kaum verändert. Weniger als erwartet fiel der nationale Einkaufsmanagerindex von 50,2 auf 50,0 Punkte (Bloomberg- Umfrage: 49,0, DekaBank: 49,5 Punkte). Die Zusammensetzung des Indikators ist recht ungewöhnlich: Die Auftragseingangskomponente verschlechterte sich deutlich auf 45,0 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert seit Oktober 2001. Völlig unbeeindruckt zeigt sich davon die Produktionskomponente, die sich sogar von 51,5 auf 52,9 Punkte verbessern konnte. Der Rückgang der Auftragseingangskomponente wurde überkompensiert von der Beschäftigungskomponente, die auf 51,9 Punkte sehr stark anstieg und damit den höchsten Wert seit April 2007 erzielte. Die Lieferfristen verharrten bei 55,1 Punkten, und die Lagerkomponente sank recht deutlich auf 45,0 Punkte. Der langjährige Durchschnitt (seit 1948) liegt hier bei 46,6 Punkten, sodass der Rückgang im Juli einer Normalisierung entspricht.

6. Aufgrund der stark divergierenden Entwicklungen der Teilkomponenten sollten diese im Einzelnen nicht überinterpretiert werden. Insgesamt zeigt der ISM-Index, dass die US-Wirtschaft weit entfernt von einer Rezession ist. Nach Angaben vom Institute for Supply Managment signalisiert der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe eine gesamtwirtschaftliche Rezession erst bei Werten unterhalb von 41,1 Punkten.

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Autor: Rudolf Besch - DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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