Fundamentale Nachricht
11:36 Uhr, 11.05.2020

US-Arbeitsmarkt: Nur auf den ersten Blick besser als erwartet

Wie bereits im März könnten die besonderen Umstände der Pandemie laut Christian Scherrmann, Volkswirt USA bei der DWS, erneut zu Messfehlern geführt haben: Denkbar sei, dass die US-Arbeitslosenquote statt auf 14,7 Prozent auf fast 20 Prozent geklettert sein könnte.

Die positive Lesart wäre: Die am Freitag veröffentlichten US-Arbeitsmarktdaten liegen über den Markterwartungen. Die negative Lesart wäre: Die USA verzeichnen den größten Anstieg der Arbeitslosigkeit ihrer Nachkriegsgeschichte. Die Arbeitslosenquote stieg um mehr als 10 Prozentpunkte auf 14,7 Prozent. 20,5 Millionen Arbeitsplätze sind als direkte Folge der Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus verloren gegangen. Was ohnehin schon wie eine Tragödie historischen Ausmaßes aussieht, könnte in Wirklichkeit sogar noch schlimmer sein. Wie bereits im März könnten die besonderen Umstände der Pandemie höchstwahrscheinlich erneut zu Messfehlern geführt haben: In der Regel werden temporär arbeitslose Personen in die Statistik einbezogen. Im aktuellen Fall jedoch wurden viele dieser Personen höchstwahrscheinlich als "aus anderen Gründen" arbeitslos eingestuft. Die Pressemitteilung deutet darauf hin, dass die Arbeitslosenquote bei Einbeziehung dieser Personen bei fast 20 Prozent liegen könnte.

Ein sprunghafter Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne von 0,5 Prozent auf 4,7 Prozent im Vergleich zum Vormonat ist in Wirklichkeit ebenfalls ein eher schlechtes Zeichen. Er deutet darauf hin, dass vor allem Personen in Niedriglohnjobs von der Arbeitslosigkeit betroffen sind. Während Letztere auf breiter Basis über alle Kategorien hinweg zunahm, waren die Beschäftigten im Freizeit- und Gastgewerbe besonders stark betroffen - die Beschäftigung in diesem (stark niedriglohn-geprägten) Sektor ging um 47 Prozent oder 7,7 Millionen Personen zurück. Als wäre die berichtete Arbeitslosenquote nicht schon schlimm genug, enthüllen erneut erst die Details das wahre Ausmaß des Schadens für die US-Volkswirtschaft.

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