Fundamentale Nachricht
13:05 Uhr, 08.07.2024

US-Arbeitsmarkt im Juni: Ein Hauch von Schwäche

Christian Scherrmann, US-Volkswirt bei der DWS, kommentiert den US-Arbeitsmarktbericht für Juni vom vergangenen Freitag.

Im Juni überraschten die Neueinstellungen außerhalb der Landwirtschaft mit 206.000 neu geschaffenen Arbeitsplätzen nur leicht, die Schaffung von Arbeitsplätzen im Privatsektor enttäuschte jedoch mit „nur“ 136.000 neuen Stellen, was ein erheblicher Rückgang gegenüber den 193.000 im Vormonat darstellt. Das Lohnwachstum sank erwartungsgemäß auf 0,3 Prozent im Monatsvergleich von 0,4 Prozent im Vormonat. Zusammen mit einem leichten Anstieg der Beteiligungsquote auf 62,6 Prozent von 62,5 Prozent stieg auch die Arbeitslosenquote (auf gerundeter Basis) auf 4,1 Prozent von 4,0 Prozent. Dies deutet darauf hin, dass ein erhöhtes Arbeitskräfteangebot nicht vollständig von der Nachfrage absorbiert werden konnte.

Der Bericht für Juni könnte einen Wendepunkt in der äußerst erfolgreichen Geschichte des US-Arbeitsmarktes markieren. Während der Inflationsdruck aus Löhnen noch immer leicht vorhanden zu sein scheint, könnte es sein, dass sich Angebot und Nachfrage in der Tat nun einem geldpolitisch gewünschten Gleichgewicht annähern. Derzeit scheint dies in einem Tempo zu geschehen, das mit den Absichten der US-Zentralbanker vereinbar ist. Allerdings könnte der graduelle Anstieg der Arbeitslosenquote, welche nun so ziemlich im inflationsneutralen Bereich liegt, Aufmerksamkeit erregen. Abschwächende Arbeitsmarktdynamiken haben die Tendenz, sich selbst zu verstärken, was eine angemessene Reaktion seitens der Geldpolitik erschwert. Zu frühe taubenhafte Signale könnten erneut Inflationssorgen schüren, während ein zu langes Abwarten die Chancen erhöht, eine weiche Landung zu vermasseln.

Obwohl die aktuelle Situation sicherlich noch keine beherzte Reaktion der Geldpolitik erfordert, erhöht der aktuelle Arbeitsmarktbericht in jedem Fall die Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen in den kommenden Monaten. Wir halten an unserer Erwartung einer ersten Senkung im Dezember fest und glauben, dass eine etwaige unerwünschte Abschwächung der Volkswirtschaft derzeit noch mit verbalen Interventionen gemanagt werden kann. Gleichzeitig weisen wir jedoch darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung schon im September ebenfalls gestiegen ist.

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