Kommentar
10:20 Uhr, 06.04.2022

US-Arbeitsmarkt: Das wird zum Problem werden

Ein Haar in der Suppe lässt sich immer finden. Das, was man aktuell findet, ist aber mehr. Ein Trendwechsel steht bevor.

Auf den ersten Blick kann man wirklich nicht meckern, wenn es um den US-Arbeitsmarkt geht. Seit dem Ende der sehr hohen Volatilität auf dem Arbeitsmarkt pendelt sich die Entwicklung ein. Dies tut sie auf hohem Niveau. Vor der Pandemie schuf die Wirtschaft im mehrjährigen Durchschnitt ungefähr 200.000 Jobs pro Monat. Im Durchschnitt der letzten Monate sind es mehr als 500.000.

Das an sich ist schon ein Grund zum Feiern. Noch besser ist, dass die Wirtschaft mehr als 11 Mio. unbesetzte Stellen hat (Grafik 1). Bei ca. 6 Mio. Arbeitslosen lassen sich alle offenen Stellen gar nicht besetzen. Das ist ein starker Boom mit hoher Dynamik. Man kann praktisch nicht daran zweifeln, dass der Boom weitergeht.

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Alles deutet auf einen robusten Arbeitsmarkt hin. Dies wird auch durch das sogenannte Arbeitsmarktdifferential abgebildet. Es setzt zwei Aspekte ins Verhältnis zueinander. Der eine Faktor ist die Verfügbarkeit von Jobs. Sind viele Jobs verfügbar, haben es Arbeitnehmer leicht, eine Stelle zu finden. Unternehmen haben es hingegen schwer, offene Stellen zu besetzen. Das ist der zweite Faktor.

Je höher das Verhältnis, desto angespannter ist die Lage für Unternehmen und desto besser ist die Situation für Arbeitnehmer. Derzeit ist die Lage für Arbeitnehmer so gut wie nie (Grafik 2). Kurzfristig gibt es keinen Grund von einem Abschwung auf dem Arbeitsmarkt auszugehen.

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Das bestärkt auch die Notenbank in ihrem Vorhaben einer nun beschleunigten Zinswende. Die Wirtschaft leidet bereits seit vielen Monaten unter hoher Inflation und das Phänomen fehlender Arbeitskräfte ist nicht neu. Beides führt zu einem Umdenken bei Unternehmen. Die Vereinigung kleiner Unternehmen erhebt bei ihren Mitgliedern monatlich die Stimmung und die Expansionspläne.

Hier zeigen sich die ersten Folgen der schwierigen Lage. Immer weniger Unternehmen planen einen Stellenaufbau. Der jüngste Wert ist niedriger als vor Pandemiebeginn. Obwohl noch viele Stellen offen sind, geben Firmen an, dass die Besetzung leichter wird (Grafik 3). Beides (Stellen weniger schwer zu besetzen, Stellenaufbau geplant) deutet eine Trendwende am Arbeitsmarkt an.

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Die Stimmung und die Pläne kippen mehrere Monate vor dem Arbeitsmarkt. Es wird also noch einige Monate dauern, bis sich die Dynamik sichtbar verlangsamt. Man kann jedoch nicht behaupten, dass alles rosig ist. Arbeitskräftemangel und Inflation haben die Einstellung von Unternehmen bereits verändert. Sie zeigen das typische Verhalten, welches einem Abschwung vorausgeht.

Können höhere Kosten nicht einfach an Kunden weitergegeben werden und steigen die Löhne zu stark, schrumpfen die Margen. Das führt zu Sparmaßnahmen. Man expandiert nicht bei sinkenden Margen. Expansionspläne werden eingestampft und der Stellenaufbau begrenzt. Das Fundament des Arbeitsmarktes ist schwächer als es die gerade veröffentlichten Zahlen vermuten lassen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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