Kommentar
11:00 Uhr, 10.08.2020

US-Arbeitsmarkt bleibt in katastrophaler Verfassung

Der US-Arbeitsmarktbericht wurde an der Börse mit gemischten Gefühlen aufgenommen, obwohl 1,7 Mio. Jobs geschaffen wurden. Das hat gute Gründe.

Seit Beginn der Krise sind viele Statistiken verzerrt. Die Arbeitsmarktstatistiken gehören dazu. Die offizielle Arbeitslosenrate erreichte im April ein Hoch bei fast 15 % und liegt inzwischen bei 10,2 %. Das ist eine erhebliche Verbesserung. Eine zweistellige Arbeitslosenrate ist aber objektiv betrachtet nicht gut. Das Problem hört dort aber nicht auf. Es gibt auch noch andere Statistiken. Betrachtet man die Arbeitslosenrate, die alle Personen berücksichtigt, die Arbeitslosenhilfe erhalten, liegt die Quote immer noch bei 20 %. Diese Quote hat sich seit Mai nicht wesentlich verändert. Es sind immer noch 31 Mio. Menschen, die Unterstützung erhalten. Die offiziellen Zahlen zeigen einen positiven Trend, doch die Anzahl an Personen, die in irgendeiner Form Unterstützung erhalten, bleibt konstant. Der Arbeitsmarkt ist also alles andere als wieder gesund...

Gerade jetzt ist das ein großes Problem. Die US-Wirtschaft lebt vom Konsum. Bei einer Arbeitslosenrate von 20 % kann der Konsum nicht aufblühen. Bisher wurde das Problem umgangen, indem der Staat die Arbeitslosengelder aufgestockt hat. Diese Hilfen liefen Ende Juli aus, wurden inzwischen aber mit niedrigeren Beträgen ersetzt.

Der Kongress konnte sich bisher nicht auf ein neues Hilfspaket einigen. Je länger das der Fall ist, desto schlimmer werden die Folgen. Wer keinen Job hat kann nicht mehr konsumieren und wenn weniger konsumiert wird, kommen auch weniger Jobs zurück.
Die Hilfen waren bisher ein Katalysator, um Jobs zurückzubringen. Dieser Katalysator fällt nicht ganz weg, doch mit geringeren Hilfen dürfte sich der Trend weiter abschwächen. Auf Basis der offiziellen Zahlen verloren die USA im März 3 Mio. und im April 22 Mio. Jobs. Im Mai wurden 3,8 Mio. Jobs geschaffen, im Juni fast 5 Mio. und im Juli noch 1,3 Mio. Der Trend flacht schnell ab.

Können die USA das Tempo des vergangenen Monats beibehalten, dauert es 12 Monate bis sich die Arbeitslosenrate wieder normalisiert hat. Man kann aber nicht davon ausgehen, dass das Tempo so hoch bleibt. Die Erholung verliert an Fahrt. Zu Beginn war sie am schnellsten, da viele Geschäft und Restaurants überhaupt wieder öffnen durften.

Dieser erste Effekt ist nun vorbei. Die Geschwindigkeit der Erholung verlangsamt sich. Es ist schwer zu sagen, wie viele Jobs in den kommenden Monaten noch geschaffen werden. Keiner weiß, ob sich der Abwärtstrend z.B. bei 500.000 neuen Jobs pro Monat stabilisiert oder weiter fällt. Wir wissen nur, dass sich der Trend wohl weiter abschwächen wird. Es wird wohl mindestens 18 bis 24 Monate dauern bis man am Arbeitsmarkt von Normalität sprechen kann.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • mariahellwig
    mariahellwig

    Das kann man auch anders sehen. Die Arbeitslosenhilfe war in den ersten Monaten mit 600 Dollar/Woche zusätzlich zum Arbeitslosengeld von durchschnittlich 300 Dollar/Woche (varriert je nach Bundesstaat) sehr großzügig dimensioniert. Mehr als viele mit ihrem Job verdienen. Da ist man doch gerne arbeitslos... wie Spötter behaupten. An Geld für Konsum fehlt es also nicht.

    Da die Regleung ausgelaufen ist und es keine Einigung für eine Verlängerung gibt, hat Trump per Dekret eine Hilfe von 400 Dollar/Woche bis auf weiteres festgesetzt. Wie lange sie Bestand haben wird, ist unklar. Angst um den Konsum mache ich mir keine.

    11:47 Uhr, 10.08. 2020
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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