US-Aktienmarkt vor neuen Höchstständen?
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- S&P 500Kursstand: 2.744,09 Pkt (Chicago Mercantile Exchange) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
Gastbeitrag des Guidants-Experten Christoph Bost
Die fallenden Kurse im abgelaufenen Monat haben aber gleichzeitig die meisten Aktienmärkte in eine technisch stark überverkaufte Lage gebracht. Nun hat eine Erholung eingesetzt. Während sie an den meisten Aktienmärkten eher verhalten verläuft, zeigte sie sich dank der wieder einsetzenden Aktienrückkäufe seitens der US-Unternehmen in Amerika als recht dynamisch, was wiederum zu einigen Kaufsignalen führte.
Noch fehlen entscheidende Kaufsignale, um von einer Fortsetzung der Hausse ausgehen zu können. Sollte sich der Markt aber auch in den nächsten zwei Wochen von seiner positiven Seite zeigen, könnten diese Signale eintreten und den Markt noch auf neue Höchststände bringen. Treten die Signale nicht in dieser Zeit ein, dürfte hingegen die Abwärtsbewegung an Dynamik gewinnen.
Der Versuchsballon seitens der US-Regierung, als man direkt vor der US-Wahl einer Einigung im Handelskrieg mit China in Aussicht stellte, ließ erkennen, dass die Märkte gewillt sind, in diesem Fall eine Trendwende nach oben zu vollziehen. Sollte sich allerdings der Handelskrieg verschärfen, muss mit einer deutlichen Abwärtsbewegung auch aus fundamentaler Sicht gerechnet werden.
Bereits jetzt hat der Wirtschaftsaufschwung weltweit deutlich an Schwung verloren. Mit einer Verschärfung des Handelskriegs würde sich diese Tendenz sogar verstärken. Darüber hinaus würde es die Inflation in den USA anheizen und damit nicht nur dem US-Dollar, sondern auch dem Zinsanstieg zusätzliche Nahrung geben. Weiter steigende Zinsen würden aber nicht nur die Wirtschaft belasten, sondern auch die Bereitschaft, Aktien zu verkaufen, deutlich erhöhen.
Nachdem die Strafzölle nach bisheriger Erkenntnis im Wesentlichen vom US-Konsumenten bezahlt würden, sind die US-Unternehmen doch willig, die eigenen Preise anzuheben, würde es darüber hinaus den Konsumenten auch Kaufkraft kosten. Wenn darüber hinaus auch noch der US-Dollar weiter an Stärke gewinnt, würde der von der US-Regierung gewünschte Konkurrenzeffekt zu mindestens stark verwässert.
Nachdem nun auch noch die US-Unternehmen, insbesondere die Unternehmen des Standard & Poor’s 500 sehr stark von ihrem Auslandsgeschäft abhängen, würde das sich abschwächende Wachstum der Weltwirtschaft unter Umständen auch den bisher stabilen US Aufschwung gefährden.
Ein Blick nach Europa lässt erkennen, dass damit weitere Risiken verbunden sind. Nach dem von NDR errechneten Modell besteht bereits jetzt ein hohes Risiko, dass die Weltwirtschaft 2019 in die Rezession geraten könnte. Hiervon würde natürlich Europa stark getroffen, insbesondere Deutschland. Die deutsche Wirtschaft als Exportweltmeister müsste mit einem deutlichen Rückgang des Auftragseingangs rechnen.
Rezessiven Tendenzen könnte die EZB derzeit allerdings kaum etwas entgegenstellen. Die Zinsen liegen bereits im negativen Bereich, wodurch insbesondere in Deutschland aufgrund von einer Inflation, welche bei 2,5 % liegt, die Sparer enteignet werden. Die Rede ist von einer finanziellen Repression. Sollten sich die Zinsen noch tiefer in den negativen Bereich bewegen und in jeder Rezession wurden sie im Durchschnitt um mindestens 3-5 % gesenkt, würde dies kaum noch von der Bevölkerung toleriert werden können.
Ein reales Minus von 5 %, das heißt bei einem Zinssatz von -2,5 % bei 2,5 % Inflation, bedeutet nämlich einen Kaufkraftverlust von fast 40 % Prozent innerhalb von zehn Jahren. Darüber hinaus würde dies die Geschäftstätigkeit seitens des Bankensektors fast zum Erliegen bringen, dabei lassen die Aktienkurse der Banken bereits erkennen, wie schlimm es derzeit um die europäischen Kreditinstitute steht.
Der EZB bliebe nur eine Möglichkeit: das Gelddrucken wird nicht beendet, sondern sogar massiv forciert. Fraglich ist aber, ob die Bevölkerung dies noch akzeptieren wird ohne deutlichen Vertrauensverlust.
In Italien bedarf es schon eines gewissen Humors, melden die Medien doch, dass die italienischen Banken, unter ihnen unter anderem die Banco Monte Siena, vor kurzem noch ein Pleitekandidat, bereit sind 2,7 Milliarden € in den Einlagensicherungsfonds einzuzahlen, um kleinere Institute zu schützen. Anlass dafür sind der fortwährende Streit zwischen der italienischen Regierung und der EU-Kommission sowie das Wissen darum, dass die italienische Konjunktur auf dem besten Weg ist, bereits jetzt in die Rezession abzudriften. Kommt nun auch noch Gegenwind von der Weltkonjunktur stellt sich natürlich die Frage, ob die italienische Regierung überhaupt noch bereit ist Mitglied der Eurozone zu bleiben. Die möglichen Turbulenzen im Falle eines Austrittsgebarens dürfen nicht unterschätzt werden.
Die oben geschilderte Problematik spiegelt sich auch in unserem Chancen-Risikomodell wider, in welchem einer deutlichen verbesserten Chance unverändert äußerst hohe Risiken entgegenstehen. Egal wie sich die Anleger nun auch entscheiden, sie müssen wohl in den nächsten Wochen äußerst flexibel bleiben.
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