Kommentar
13:06 Uhr, 29.03.2011

US-Aktienmärkte blenden Krisenherde aus

Während nach dem verheerenden Erdbeben die Lage im japanischen Unglücksreaktor Fukushima weiterhin prekär bleibt, sind andernorts die Aufräumarbeiten bereits in vollem Gange. Der Nikkei Index konnte sich von den Kursverlusten der Vorwoche teilweise erholen. In den USA wurden die Krisenherde Japan, Libyen und Euro-Peripherie weitgehend ausgeblendet. Stattdessen standen Unternehmensnachrichten im Mittelpunkt. In der Eurozone erreichte der EURO STOXX 50 zuletzt erneut das Niveau von vor der Katastrophe.

Japan: Nikkei Index im Plus

Japan kämpft weiter mit den Folgen der schrecklichen Naturkatastrophe. Während in den von Erdbeben und Flutwelle betroffenen Gebieten die Aufräumarbeiten begonnen haben, versuchen Techniker in dem stark beschädigten Atomkraftwerk Fukushima weiterhin die Kühlsysteme in Gang zu bringen. Trotz einiger Fortschritte sind die Helfer dabei immer wieder mit Rückschlägen konfrontiert. So wurden in der vergangenen Woche mehrere Arbeiter mit Verstrahlungen in Krankenhäuser eingeliefert. Zwischenzeitlich mussten die Arbeiten aufgrund der hohen Radioaktivität unterbrochen werden.

Ungeachtet der angespannten Lage in Fukushima nutzten Investoren die ermäßigten Kurse zum Einstieg. Der japanische Aktienmarkt verzeichnete daher Kurserholungen, nachdem die Notierungen in der Vorwoche deutlich eingebrochen waren. Insgesamt legte der Nikkei Index im Berichtszeitraum um 3,6 Prozent zu. Damit notierte der japanische Leitindex zwar knapp eintausend Punkte unter dem Niveau vor Ausbruch der Katastrophe, konnte aber gemessen an seinen zwischenzeitlichen Tiefstständen erheblich an Boden gutmachen. Besonders gefragt waren Unternehmen, deren Produkte beim Wiederaufbau benötigt werden. Größter Gewinner war die Aktie von Comsys Holdings mit einem Wochenplus von 21,6 Prozent. Die Tätigkeiten der Gesellschaft konzentrieren sich auf die Telekommunikations- und Elektrizitätsinfrastruktur. Auch der Zementhersteller Taheiyo konnte mit 15,4 Prozent einen spürbaren Kursanstieg verbuchen. Das Papier von Komatsu, dem weltweit größten Hersteller von Baumaschinen, kletterte ebenfalls deutlich und verteuerte sich im Wochenverlauf um neun Prozent.

Auf der Verliererseite stand hingegen insbesondere die Aktie von Tokyo Electric Power (Tepco), dem Betreiber des Unglücksreaktors in Fukushima. Der Kurs verlor in der vergangenen Handelswoche erneut 10,8 Prozent, nachdem er bereits in der Vorwoche um 55,3 Prozent eingebrochen war.

US-Aktienmärkte blenden Krisenherde aus

An der Wall Street spielten die Nachrichten aus Japan sowie die eher schwach ausgefallenen US-Konjunkturdaten eine untergeordnete Rolle. Auch die Zuspitzung der Konflikte im Nahen Osten und Nordafrika wurde ausgeblendet. Eine internationale Koalition angeführt von den USA, Frankreich und Großbritannien hatte am 19. März mit Luftschlägen gegen den libyschen Diktator Gaddafi begonnen.

Im Vordergrund standen hingegen Unternehmensmeldungen. Insbesondere Technologiewerte konnten von einer positiven Nachrichtenlage profitieren. Nach deutlich über den Erwartungen liegenden Quartalsergebnissen stiegen etwa die Aktien von Red Hat um 18,5 Prozent. Das im S&P 500 gelistete Software-Unternehmen ist insbesondere durch seine Linux-Programme bekannt. Nach guten Quartalszahlen und einem zuversichtlichen Ausblick kletterte das Papier von Oracle ebenfalls deutlich und legte um 6,1 Prozent zu.

Hingegen stand die Bank of America bei vielen Marktteilnehmern auf der Verkaufsliste. Das Institut hatte eine höhere Dividende an seine Aktionäre auszahlen wollen, war dabei aber von der US-Notenbank Fed wegen zu geringer Kapitalausstattung zunächst gestoppt worden. Erst vor kurzem hatte die Fed den Wettbewerbern JP Morgan, Wells Fargo und Citigroup eine Anhebung der Ausschüttung genehmigt. Seit Ausbruch der Finanzkrise müssen US-Kreditinstitute ihre Dividendenpolitik mit der Zentralbank abstimmen. Die Aktie der Bank of America verlor im Wochenverlauf rund fünf Prozent.

EURO STOXX 50 wieder auf Vor-Japan-Niveau

Mit einem Plus von 4,3 Prozent beendete der Index der nach Börsenwert größten Unternehmen der Eurozone EURO STOXX 50 die vergangene Handelswoche bei 2.910 Punkten. Damit hat das Barometer den Stand vor Ausbruch der Naturkatastrophe in Japan wieder erreicht. Besonders stark waren Unternehmen aus dem Öl- und Gassektor sowie Versicherungen gefragt. Steigende Notierungen für Energieträger (im Zuge der Libyen-Krise) und eine weitere Entspannung bei der europäischen Staatsschuldenkrise wirkten hier kursunterstützend.

Besonders deutlich konnte jedoch die Aktie der Deutschen Telekom zulegen. Das Papier verteuerte sich im Wochenvergleich um 11,9 Prozent. Grund für den Zuwachs war der Verkauf der US-Sparte an den Konkurrenten AT&T. Die Deutsche Telekom erhält insgesamt 39,4 Mrd. US-Dollar für ihre US-Tochter. Zuletzt hatte das Nordamerika-Geschäft des Bonner Telekommunikationsunternehmens unter einem anhaltenden Kundenschwund gelitten.

Ausblick

In Japan wird diese Woche der Tankan-Bericht veröffentlicht. Das Dokument, bestehend aus Konjunkturanalyse der japanischen Notenbank und Unternehmensbefragungen, gilt als wichtiger Frühindikator für die japanische Volkswirtschaft. Da der Erhebungszeitraum teilweise in die Zeit nach dem Erdbeben vom 11. März fällt, werden insbesondere die Stimmungskomponenten mit Spannung erwartet.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 169,8 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2010, davon 108,0 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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