Kommentar
14:00 Uhr, 29.10.2021

Uran und Uran-Aktien: Am besten so von der Klimapolitik profitieren?

Egal, wie man persönlich zum Klimawandel steht, die Politik agiert. Die Frage ist nur: Wie profitiert man davon?

Erwähnte Instrumente

  • Kazatomprom Reg.Shs (GDRs RegS) 1/1 o.N. - WKN: A2N9D5 - ISIN: US63253R2013 - Kurs: 37,100 € (L&S)

Anleger können auf eine Vielzahl von Sektoren setzen, um von der Klimapolitik zu profitieren, sei es über Elektroautos, Wasserstoffzellenhersteller oder Solar- und Windenergieunternehmen. Es gibt bei der Sache nur ein Problem: Für Anleger sind diese Branchen nur bedingt profitabel. Bei Elektroautos denkt man natürlich sofort an Tesla und mit dieser Aktie ließ sich viel Geld verdienen. Tesla ist jedoch eine große Ausnahme. Ebenso lassen sich Solar- und Windunternehmen finden, deren Aktien langfristig gestiegen sind. Insgesamt waren diese Branchen jedoch keine Freude. Der iShares Global Clean Energy ETF steht heute im Vergleich zu 2008 immer noch 50 % tiefer. Im vergangenen Jahr gab es kurzfristig eine gewisse Euphorie. Diese Euphorie ist verschwunden und die Kurse laufen seit Monaten seitwärts, 30 % unter den Hochs zu Jahresbeginn. Die wenigen Gewinner einer Branche zu finden, ist schwierig. Wer diese Gewinner nicht findet, kann nur auf den Trend setzen und einen breiten ETF kaufen. Diese jedoch waren bisher kein Gewinn und es ist fraglich, ob sie das langfristig ändern können. Bei einem Sektor mag das anders sein...

Wer die Schlagzeilen rund um die Energiekrise in Europa verfolgt hat, konnte am Rande auch mitbekommen, dass nicht nur der Preis von Erdgas und Kohle gestiegen ist, sondern auch der von Uran. Zeitweise konnte sich der Preis auf Sicht mehrerer Monate verdoppeln. Aktuell geht es wieder abwärts. Trotz Rally ist der Preis von Uran jedoch immer noch ein Schatten der Allzeithochs von 2007 (Grafik 1).


Grundsätzlich lässt sich mit Atomenergie Geld verdienen. Die mit der Atomenergie verbundenen Probleme sind zahlreich und relevant. Derzeit kann die Welt jedoch nicht ohne Nuklearenergie und in Zeiten, in denen Treibhausgasemissionen reduziert werden sollen, gewinnt die Atomenergie auch wieder neue Fürsprecher.

Dies kommt zu einer Zeit, in der viele Länder gerade erst das Interesse an der Atomenergie verloren haben. Die USA waren einmal ein Großproduzent von Uran. Zuletzt fiel die Fördermenge fast auf Null (Grafik 2).


Auch in anderen Ländern, die noch eine nennenswerte Fördermenge haben, wurde die Produktion in den letzten Jahren reduziert (Grafik 3). Die globale Kapazität (Produktionsleistung aller Atomkraftwerke) blieb in den vergangenen Jahren relativ konstant. Entsprechend steht die Frage im Raum, ob die Fördermengen noch ausreichen.

Im vergangenen Jahr lag die Fördermenge knapp unterhalb des Bedarfs. Dafür aber war die Fördermenge in den 10 Jahren zuvor höher als der Verbrauch (Grafik 2). Die Welt förderte zudem bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion sehr viel mehr Uran als sie benötigte. Man kann nicht direkt von Knappheit sprechen.

An Vorkommen mangelt es ohnehin nicht. Allein Australien könnte den weltweiten Bedarf nach derzeitigem Wissenstand über 25 Jahre lang bedienen (Grafik 5). Alle bekannten Vorkommen würden für 100 Jahre ausreichen.


Irgendjemand muss die Vorkommen auch erschließen. Genau daran hapert es im Moment. Die jährlichen Investitionen in Erschließung neuer Vorkommen ist seit 2014 deutlich zurückgegangen (Grafik 6). Die Welt muss sich auf die Fördermengen bestehender Minen verlassen.

Kurzfristig ist das ausreichend. Es kommt nun aber ganz darauf an, ob z.B. China viele neue Atomkraftwerke baut und ob auch andere Länder zur Treibhausgasreduktion wieder vermehrt auf Atomkraft setzen. Bis 2026 sollte die Welt mit der bestehenden Fördermenge auskommen. Steigt die Zahl der Atomkraftwerke (hohe Schätzung Grafik 7) ist ab Ende des Jahrzehnts mit einem deutlichen Defizit zu rechnen, selbst wenn alle angekündigten Projekte umgesetzt werden.

Da die Investitionen stark gefallen sind, ist es unwahrscheinlich, dass die geplante Förderkapazität auch tatsächlich gebaut wird. Ein Urandefizit könnte so deutlich früher entstehen und dann jahrelang anhalten.

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es früher oder später zu einem Nachfrageüberhang bei Uran kommen. Dazu kommt es nicht heute und nicht morgen. Als Anleger muss man einen langen Atem haben. Rallyes wie die zurückliegende sind Strohfeuer. Das ändert sich erst, wenn Atomenergie eine Renaissance erlebt oder eben Ende der 20er Jahre.

Es bleibt daher vorerst unklar, ob Uranaktien eine profitable Art sind, um von der Klimapolitik zu profitieren. Unter den zahllosen Aktien, aus denen man auswählen kann, ist eigentlich nur eine konsequent profitabel und sinnvoll bewertet. Es handelt sich dabei um Kazatomprom, die das Fördermonopol in Kasachstan haben (ISIN US63253R2013). Größere Rücksetzer nach dem Ende der aktuellen Rally können interessant sein.

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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