Kommentar
13:16 Uhr, 15.12.2014

Unterschiede zwischen soliden und anfälligen Volkswirtschaften könnten sich verstärken

Anziehende Konjunktur in den USA könnte im Zusammenspiel mit potenziell steigenden US-Zinsen die grundlegenden Unterschiede zwischen soliden und anfälligen Volkswirtschaften weltweit zunehmend verstärken

Angesichts der am Jahresende 2014 fest bei historischen Tiefstständen verankerten langfristigen Zinsen in den USA und auf vielen globalen Märkten konzentriert sich unsere Suche nach Wertpapieren mit attraktiven laufenden Erträgen und langfristigem Wachstumspotenzial auf eine Mischung aus Aktien und aktienbezogenen Wertpapieren sowie auf gewisse Chancen bei Unternehmensanleihen, insbesondere bei Schuldtiteln ohne Investment Grade. Die Finanzmärkte entwickelten sich 2014 zwar generell positiv, doch es gab Phasen mit erhöhter Volatilität – zum Teil bedingt durch Sorgen um nachlassendes Wachstum in Europa und vielen Schwellenländern wie China, Russland und Brasilien. Mit Blick auf 2015 dürfte die Stärke von Unternehmensgewinnen und Verbraucherausgaben in den USA unseres Erachtens voraussichtlich weiter für Wirtschaftswachstum sorgen. Angesichts dieser günstigen Aussichten gehen wir auch künftig von fundamentaler Unterstützung für die Vermögenspreise und von Wertentwicklungspotenzial aus.

Fundamental wirkt der US-Aktienmarkt auf uns weiter stark, obwohl viele Beobachter von der Endphase eines Bullenmarkts sprechen. Auch mit moderaten Ertrags- bzw. Umsatzsteigerungen können US-Unternehmen bei hoher Rentabilität enorme Cashflows generieren. Wir bescheinigen den Unternehmen solide Bilanzen und kräftige freie Cashflows, interessieren uns aber gleichzeitig für die Einstellung des Managements zu Fusionen und Übernahmen, Investitionen, Dividendenerhöhungen und Aktienrückkäufen. Wir möchten die Ansichten der Unternehmenslenker zur Kapitalallokation kennen und wissen, wie diszipliniert sie diesen Prozess angehen – beides entscheidende Komponenten unserer Analysen und Anlagekriterien. So sind unserer Ansicht nach beispielsweise viele Unternehmen im Begriff, ihre Dividenden 2015 in Höhe ihrer Ertragssteigerungsrate oder sogar noch stärker anzuheben. Diese Beobachtungen und unsere Bottom-up-Strategie haben unseren Blick in letzter Zeit auf unseres Erachtens gut geführte erstklassige Unternehmen aus dem Informationstechnologiesektor gelenkt, die vielfach mit soliden Bilanzen und Cashflows aufwarten und gesteigerten Wert auf Dividenden legen. Die Sektoren Energie und Material leiden dagegen unter dem jüngsten Abwärtstrend von Rohstoffen bei robustem Angebotswachstum und ungewissem Nachfrageniveau. Energieaktien sind dabei unlängst noch unpopulärer als Materialwerte. Für die rückläufigen Energiepreise gibt es unserer Ansicht nach gute Gründe. Die in diesem Sektor erfolgten Verkäufe halten wir zum Teil für durchaus gerechtfertigt, zum Teil fußen sie offenbar aber auch in erster Linie auf Angst oder Sachzwängen. Infolgedessen gehört Energie zu den Sektoren, zu denen uns unser auf fundamentales Research gestütztes Bottom-up-Verfahren zur Einzeltitelauswahl in letzter Zeit hinführte – mit interessanten Chancen bei Aktien und Anleihen.

Im festverzinslichen Segment bewegten sich die langfristigen Zinsen 2014 entgegen der Prognosen der meisten Wirtschaftsexperten vom Jahresbeginn nach unten, was zu anhaltend robuster Emission von Unternehmensanleihen führte. Gleichzeitig verengten sich die Spreads von Unternehmensanleihen und hielten sich auf historisch knappen Niveau. Auf dem US-Markt für hochverzinsliche Unternehmensanleihen nimmt die Volatilität in letzter Zeit zu. Die Marktteilnehmer sorgen sich zunehmend um Kreditrisiken und Liquiditätsprobleme im Handel. Das gilt vor allem für das untere Ende des Bonitätsspektrums, da im zweiten Halbjahr 2014 beträchtliche Abflüsse von Anlagekapital einsetzten. Der Abverkauf könnte unserer Überzeugung nach zum Teil eine Reaktion auf verstärkte geopolitische Spannungen oder Ungewissheit um das Tempo des Zinserhöhungszyklus der US- Notenbank sein, was bestehende Bewertungssorgen nach der

Rally der Vermögensklasse in den letzten Jahren offenbar verstärkte. Dieser Stimmungswandel der Anleger trat ein, obwohl die Ausfallquoten nach wie vor historisch niedrig sind, selbst bei schlechter eingestuften Anleihen ohne Investment Grade. Da wir flexibel auch andere Vermögensklassen berücksichtigen können, favorisieren wir im aktuellen Marktumfeld Aktien, worin sich unser übergreifender Ausblick für festverzinsliche Anlagen niederschlägt. Im hochverzinslichen Segment zeigt sich die Vermögensklasse unseres Erachtens aber recht robust – bei Volatilitätsschüben, die Anleger zur Neubewertung ihrer Risikotoleranz motivieren können. Wiederkehrende Rücksetzer sind unserer Ansicht nach aber nicht notgedrungen ungesund für den Rentenmarkt. Außerdem erkennen wir nach wie vor vereinzelte Chancen auf dem Markt für Unternehmensanleihen.

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