Kommentar
19:42 Uhr, 06.04.2009

Unser Dollar, Eure Inflation - Der Geithner-Plan

Erwähnte Instrumente

„Langfristig sind wir alle tot“ bekundete der staatlichen Eingriffen zugetane Ökonom John Maynard Keynes. Die US-Regierung hat ein Billionen US-Dollar schweres Rettungspaket initiiert, um illiquide hypothekenbesicherte Aktiva aufzukaufen und die Bankbilanzen zu entseuchen. Die Gelder kommen aus dem laufenden TARP-Programm. Private Investoren sollen sich zudem am Aufkauf beteiligen. Die US-Notenbank wird die Finanzierung ermöglichen und die Einlagensicherung der Banken (FDIC) wird Garantien bereit stellen. Der Beitrag beschreibt die wichtigsten Elemente des so genannten Geithner-Plans und geht dann auf mögliche Deflations- und Inflationsgefahren ein. Auf eine detaillierte Darstellung, aus welchen Quellen Gelder bereit gestellt werden, wird verzichtet.

Modell des US-Rettungsplans

Das Modell des jüngsten US-Rettungsplans sieht wie folgt aus. Eine Bank beabsichtigt toxische Kredite im Nominalwert von 100 Mio. USD zu verkaufen. Der Kreditpool kommt zur Auktion. Nach einer Prüfung erfolgt eine Fremdkapitalfinanzierung im Verhältnis von 6:1. Das höchste Gebot von beispielsweise 84 Mio. USD erhält den Zuschlag. Private Investoren stellen dann 6 Mio. US-Dollar, wobei der US-Staat für jeden Dollar privat eingebrachtes Eigenkapital auch einen Dollar einbringt (im Beispielfall auch 6 Mio. USD). So versucht man, private Investoren ins Boot zu holen, die bisher an den „Müllpapieren“ der US-Banken nicht interessiert waren.

Für Banken vorteilhaft

Die betroffenen Banken müssen bereit sein, ihre Wertpapiere unter dem ausgewiesenen Buchwert zu verkaufen. Da deren Zugang zu Eigenkapital stark eingeschränkt ist, könnte sich ein Verkauf als die derzeit günstigste Eigenkapitalquelle entpuppen, so dass eventuell nicht nur Not leidende Hypothekenkredite, sondern auch saubere Kreditbestände zur Eigenkapitalstärkung veräußerst werden könnten.

Warum sollten saubere Kredite verkauft werden?

Ende der 80er-Jahre erwirtschaftete die Citibank hohe Verluste, nachdem das Geschäft mit Hypotheken auf Gewerbeimmobilien hohe Verluste schrieb. Dies erschwerte den Zugang zu privatem Kapital. Wichtigster Ertragsbringer war damals das Kreditkartengeschäft. An der Übernahme dieser Sparte zeigten diverse Banken und Kreditkartenunternehmen Interesse. Die Citibank entschied sich aber, das Kreditkartengeschäft weiter selber zu betreiben. Man verkaufte dann die Kreditkartenforderungen, was eine günstigere Kapitalaufnahme als über die Ausgabe von neuen Aktien oder Bezugsrechtsemissionen ermöglichte. So genannte Kreditkarten-ABS waren lange Jahre erfolgreich und hatten ein gutes Bonitätsrating. Ausfallgefährdete Forderungen wurden aus den Kreditkartenpools entfernt und durch andere ersetzt, was das Portfolio diversifizierte. Das Modell wurde später auf andere Kreditarten übertragen, zuletzt auch auf die Verbriefung von Subprime-Hypotheken. Das Beispiel zeigt, dass der Geithner-Plan geeignet ist, die ausgehöhlte Eigenkapitalbasis der Banken zu stärken.

Fed-Bilanz mehr ein Viertel des US-BIP

Die Bilanz der US-Notenbank dürfte sich bis Ende des Jahres noch einmal verdoppeln. In den nächsten sechs Monaten werden langlaufende Staatsanleihen im Wert von 300 Mrd. USD sowie MBS-Papiere (durch Vermögenswerte besicherte Schuldverschreibungen) für 1.250 Mrd. USD und Agency Bonds (Schuldverschreibungen von Fannie Mae und Freddie Mac) für 200 Mrd. USD aufgekauft. Die Aktiva der Fed könnten sich von jetzt 2 auf 4 Billionen USD verdoppeln. Das wären 400% mehr als vor dem Beginn der Finanzmarktkrise und etwa 27% des US-Bruttoinlandsproduktes. Auf der Passivseite der Bilanz wuchert damit die Geldbasis vor sich hin, die alleine seit September letzten Jahres um 100% zulegte. Der Anstieg der Geldbasis birgt die Gefahr, dass der Inflationsanstieg im nächsten Aufschwung nicht mehr zu kontrollieren sein wird.

Deflationsgefahr gesunken, Inflationsgefahr gestiegen
Am keynesianischen Politikansatz wird kritisiert, dass dieser langfristig wirkungslos bleibt und zur Inflation führt. Die jüngsten Maßnahmen der US-Regierung und der US-Notenbank sorgen dafür, dass längerfristige Deflationsgefahren, trotz der ab dem zweiten Quartal zu erwartenden negativen Inflationsentwicklung, keine dauerhafte Gefahr darstellen. Die US-Notenbank zieht alle Register zur Stabilisierung der Konjunktur, was eine Deflationsspirale verhindern wird. Als Quadratur des Kreises wird es sich erweisen, den richtigen Zeitpunkt für Zinserhöhungen bei einer wieder einsetzenden Konjunkturerholung zu finden, um die Inflationserwartungen zu bändigen. Zieht die Fed die Zinsen zu schnell an, so wird sie die Konjunktur abwürgen. Ein zu spätes Eingreifen wird die Inflation in die Höhe schießen lassen. Die mit der Geschwindigkeit einer sich vermehren Bakterienkultur erfolgende Geldmengenexplosion legt die Basis für die nächste große Weltwirtschaftskrise, die im nächsten Jahrzehnt die Existenz des globalen Papiergeldsystems in Frage stellen kann. Einige der für die Finanzkrise verantwortlichen Protagonisten werden dann bereits tot sein.

Jens Lüders
FXdirekt Bank

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