Unruhen in Nordafrika - Auswirkungen auf die Finanzmärkte?
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Die aktuellen Unruhen in Nordafrika wirken sich auch auf die internationalen Finanzmärkte aus. Sowohl der Markt für Rohöl als auch die Aktienmärkte in Nordafrika und im nahen Osten haben bereits deutlich auf die Situation reagiert. David Donora, Leiter der Rohstoff-Teams von Threadneedle, rechnet aufgrund der Unruhen in Ägypten aber nicht mit steigenden Rohstoffpreisen. Eine Schließung des Suez-Kanals würde den Öltransport zwar unterbrechen, allerdings nur für kurze Zeit. Die Öl-Tanker würden nur knapp drei Wochen länger brauchen, um den Umweg um Afrika herum zurückzulegen, erklärt Donora.
Egon Vavrek, Portfoliomanager des LGT Equity Fund Emerging Europe and MENA, geht davon aus, dass sich die Entwicklung in Nordafrika grundsätzlich positiv auf die Wirtschaft auswirken wird. "Die positiven Auswirkungen werden nicht erst mittel- und langfristig eintreten, sondern bereits kurzfristig spürbar sein", so der Experte in einem Kommentar zur aktuellen Lage. Anders sähe es aus, wenn es den stark fundamentalistisch-religiös geprägten Kräften gelänge, den Protest der Mitte für sich zu vereinnahmen. Dies würde das Investitionsklima nachhaltig schädigen.
Jens Schleuniger, Portfoliomanager für afrikanische Aktien bei der Altira Group, ist ebenfalls der Meinung, dass die derzeitige Umbruchsituation in Nordafrika den Investment Case Afrika langfristig nicht beschädigen wird. Im Gegenteil: Ausgehend von den Entwicklungen in Tunesien könnte es zu einer nachhaltigen Demokratisierung der gesamten Region kommen. Und diese wäre aus wirtschaftlicher Sicht sogar von großem Vorteil. Denn zahlreiche Studien haben immer wieder den positiven Zusammenhang zwischen Demokratisierung und ökonomischer Prosperität aufgezeigt, erklärt Schleuniger.
Doch auch bei gemäßigten und wirtschaftsfreundlichen autoritären Systemen sollte der Aufschwung der vergangenen Jahre fortsetzbar sein. Vor diesem Hintergrund stellen die durch die Krise ausgelösten Kursverluste möglicherweise eine interessante Kaufgelegenheit dar. Zwar sei in Folge der Umstürze auch die erneute Machtübernahme durch autokratische Regime denkbar, doch diesen Fall hält der Experte aktuell nicht für sehr realistisch. Allerdings erinnern die jüngsten Beispiele auch daran, dass in Schwellenländer das politische Risiko einkalkuliert und im Risikomanagement berücksichtigt werden müsse.
Auf kurze Sicht zeichnen sich laut Schleuniger bereits Erholungstendenzen ab. So scheine sich der Aktienmarkt in Tunesien, wo ein Minus von 24 Prozent gegenüber den Höchstständen zu Buche steht, der Markt mittlerweile wieder gefangen zu haben. Und die Londoner Global Depositary Receipts (GDRs) ägyptischer Werte handeln derzeit mit einer leichten Prämie gegenüber den Notierungen in der Heimat. Das spreche für eine leichte Entspannung der Lage, wenn die Börse in Kairo wieder öffnet.
Der Fondsmanager empfiehlt, nicht allein auf den Erfolg einzelner Regionen wie eben Nordafrikas oder auch des südlichen Afrikas zu setzen. Stattdessen sei ein umfassender, diversifizierter Pan-Afrika-Ansatz ratsam, der auch die vielversprechenden Länder Sub-Sahara-Afrikas mit einbezieht: Durch Infrastruktur-Aufbau, Rohstoffreichtum und eine zunehmende binnenwirtschaftliche Dynamik böten sich hier interessante Chancen.
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