Kommentar
09:00 Uhr, 01.07.2003

Union-Investment - Überblick Aktienmärkte

Die internationalen Aktienbörsen mussten in der vergangenen Woche Kursrückgänge hinnehmen. Einerseits zeigten sich etliche Anleger von dem kleinen Zinsschritt in den USA enttäuscht. Zudem sorgten auch Gewinnmitnahmen zum Ende des sehr erfolgreichen Quartals für einen Dämpfer. Die veröffentlichten Konjunkturdaten fielen uneinheitlich aus. Die US-Börsen standen diese Woche ganz unter dem Eindruck der US-Notenbanksitzung. Schon im Vorfeld der Entscheidungen waren dabei Gewinnmitnahmen zu beobachten. Der Offenmarktausschuss der Fed senkte am Mittwochabend den Leitzins um 25 Basispunkte auf nun 1,0 Prozent. Damit erreichte er zwar das tiefste Niveau seit 1958, jedoch hatte die Mehrheit der Händler in Umfragen einen Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte erwartet, sodass nach der Entscheidung die Stimmung zunächst eher gedrückt war. Einen Tag später wurde die Entscheidung dann schon freundlicher bewertet.

Die Konjunkturdaten fielen nur zum Teil positiv aus. Unerwartet gut waren die Daten zum Verbrauchervertauen. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe waren zudem rückläufig und übertrafen damit die Experten-Erwartungen, doch liegen sie noch immer über der wichtigen Marke von 400.000. Die US-Wirtschaft ist zudem im ersten Quartal endgültigen Zahlen zufolge nur um 1,4 Prozent gewachsen und damit um 0,5 Prozentpunkte weniger als bislang angenommen. Ein weiterer Grund für dieKaufzurückhaltung der Anleger war laut Händlern das Quartalsende und die schon bald beginnende neue Berichtssaison der Unternehmen. Vor der Veröffentlichung ihrer Zahlen zum zweiten Quartal haben schon einige Unternehmen wie Texas Instruments und AMD die Investoren mit gesenkten Prognosen verunsichert.

Schwache Geschäftszahlen kamen vom Sportartikelhersteller Nike, aber auch die Papiere des weltgrößten Autobauers General Motors standen unter Druck. GM hat in mehreren Tranchen Anleihen in der Rekordhöhe von 17 Mrd. Dollar begeben und will mit den eingenommenen Geldern die Deckungslücken in seinen Pensionsfonds füllen. An der Computerbörse Nasdaq ging es mit den Kursen der Technologiegesellschaften ebenfalls etwas nach unten. Wenig erfreut reagierten die Anleger auf die Fusionsankündigung der beiden Biotechfirmen Biogen und Idec. Zudem hat Biogen noch wegen des schwachen Absatzes seines Medikaments Intron die Prognose für das zweite Quartal gesenkt. Nachdem AMD wegen negativer Auswirkungen der Lungenkrankheit SARS sein Umsatzziel für das zweite Geschäftsquartal zurückgenommen hatte, büßten auch andere Chipaktien an Wert ein. Gute Quartalszahlen legte hingegen der Taschencomputerhersteller Palm vor.

Der japanische Aktienmarkt hatte mit Gewinnmitnahmen zu kämpfen, wodurch der Nikkei 225 Index zwischenzeitlich wieder unter die Marke von 9.000 Punkten fiel. Zudem rief auch hier der kleine Zinsschritt der amerikanischen Notenbank keine Begeisterung hervor. Wie von Marktbeobachtern erwartet, beschloss die Bank von Japan (BoJ) am Mittwoch, vorerst keine weitere Lockerung ihrer geldpolitischen Zügel. Sie zeigte sich jedoch bereit, falls notwendig dem Bankensektor des Landes noch mehr Liquidität zwecks Sicherung der Stabilität der Finanzmärkte zur Verfügung zu stellen. Zum Wochenende konnten sich die meisten Titel - insbesondere Technologiewerte - wieder etwas erholen. Europas Börsen hatten ebenfalls mit den Auswirkungen der US-Zinsentscheidung zu kämpfen. Wie in den USA zeigten sich die Anleger zunächst enttäuscht, ehe auch hier eine positivere Einschätzung Fuß fasste.

Der Euro STOXX 50 verzeichnete bis zum Freitag dennoch ein Minus von rund 2,5 Prozent. Schlechte Neuigkeiten gab es von Unilever. Der niederländisch-britische Konsumgüterkonzern erwartet für das Gesamtjahr nur noch ein Umsatzplus von vier Prozent, nach ursprünglich fünf bis sechs Prozent. Zwar hält das Unternehmen an seiner Gewinnprognose fest, doch gehen Marktteilnehmer davon aus, dass das Ergebnis am unteren Ende der Prognosespanne liegen wird. Gefragt waren hingegen Telekomwerte. Positiv wurden von den Marktteilnehmern u.a. aufgenommen, dass die französische Gesellschaft Orange der europäischen Mobilfunk-Allianz zwischen T-Mobile, Telefonica Moviles und Telecom Italia Mobile beigetreten ist, um dem britischen Anbieter Vodafone Konkurrenz zu machen. Gleichzeitig gab Orange eine aggressive mittelfristige Wachstumsprognose ab.

In Deutschland konnte zwischenzeitlich der unerwartet starke Anstieg beim Ifo-Geschäftsklimaindex den Kursen Auftrieb verleihen. Die Autofirmen profitierten ferner von einem stärkeren Dollarkurs, der ihre US-Absatzchancen stützt. Wegen ihrer Beteiligung an der insolventen Mannheimer Lebensversicherung hatten die Aktien der Münchener Rück deutlich zu leiden. Schwächer als der Gesamtmarkt präsentierten sich in den vergangenen Tagen die im TecDAX gelisteten Technologietitel.

In den nächsten Tagen werden wieder zahlreiche Konjunkturmitteilungen das Interesse der Investoren auf sich ziehen. Nachdem bereits heute der Chicagoer Einkaufsmanagerindex veröffentlicht wird, stehen für die USA morgen der ISM-Index und am Donnerstag der ISM-Index für den Dienstleistungssektor auf dem Programm. Außerdem kommen Zahlen zu den Bauausgaben und Industrieaufträgen. Über die US-Beschäftigungsentwicklung dürften am Donnerstag die Arbeitslosenzahlen und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe Aufschluss geben. Für Europa sind zudem die Kennzahlen zum Verbrauchervertrauen in Frankreich, der Auftragseingang und die Einzelhandelsumsätze in Deutschland sowie mehrere nationale Einkaufsmanagerindizes von Bedeutung. Von Unternehmensseite sind dagegen nur wenige Veröffentlichungen geplant.

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