Union Investment - Rentenmarktbericht
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Im Gegensatz zum ZEW-Index, der sich in diesem Monat weiter verbesserte, gab der Ifo-Geschäftsklimaindex im April erneut nach. Der wichtigste Stimmungsindikator für Deutschland fiel um 1,5 Punkte auf nunmehr 86,6 Punkte und liegt damit auf dem niedrigsten Stand seit Dezember 2001. Dieser neuerliche Rückschritt war insbesondere auf die schwache Entwicklung der Geschäftserwartungen zurückzuführen, was nicht zuletzt in der Unsicherheit über die künftige Wirtschafts- und Steuerpolitik der Bundesregierung begründet sein dürfte. Der INSEE-Index - das französische Pendant zum Ifo-Index - verzeichnete im letzten Monat ebenfalls einen Rückgang. Damit bleibt die Stimmung unter den Unternehmern in den beiden größten Volkswirtschaften des Euroraums gedrückt. Die Einkaufsmanagerindizes, die in der letzten Woche veröffentlicht wurden und allesamt unter der kritischen Marke von 50 Punkten lagen, sowie die schwachen deutschen Einzelhandelsumsätze im März passen ebenfalls in dieses eher trübe Bild. Dass das Wirtschaftsklima in Euroland dennoch leicht zulegte, lag in erster Linie an der verbesserten Stimmung unter den Verbrauchern. Der spürbar rückläufige Preisdruck - die Euro-Inflationsrate ist nach vorläufigen Schätzungen im April auf 2,1 Prozent (März: 2,4 Prozent) gefallen - dürfte daran einen erheblichen Anteil haben. Für die Europäische Zentralbank ist mit der Annäherung der Teuerungsrate an die Zielmarke von 2,0 Prozent der Spielraum für expansive geldpolitische Schritte größer geworden. Zwar wird die EZB vorerst noch an ihrer abwartenden Haltung festhalten und auf ihrer Sitzung in dieser Woche den Hauptrefinanzierungssatz unverändert belassen, mittelfristig könnte sie jedoch noch ein bis zwei Zinsschritte nach unten vornehmen, wenn dies die konjunkturelle Situation erfordert. Dabei sollte ihr die Lage am Devisenmarkt zu Hilfe kommen. Die europäische Gemeinschaftswährung legte in der Vorwoche gegenüber dem US-Dollar weiter zu und erreichte mit zeitweise knapp 1,13 USD den höchsten Stand seit über vier Jahren. Damit lässt der Preisdruck von der außenwirtschaftlichen Flanke deutlich nach. Das Umfeld spricht dafür, dass uns die festen Rentenmärkte vorerst erhalten bleiben. Trotz freundlicher Aktienmarktentwicklung gaben die Renditen 10-jähriger Bundesanleihen im Wochenverlauf leicht nach. Anlagen in Euro-Rentenfonds mit kurzem bis mittlerem Anlagehorizont bilden daher weiterhin einen sinnvollen Portfolio-Bestandteil.
Der Zinsunterschied zwischen Norwegen und der Eurozone verringerte sich abermals. Nach der jüngsten Leitzinssenkung der Norges Bank - der Einlagensatz wurde um 50 Basispunkte auf 5,0 Prozent reduziert - beträgt der Spread nur noch 2,5 Prozentpunkte. Konjunkturprobleme sowie ein deutlich nachlassender Preisdruck gaben hierfür den Ausschlag. Darüber hinaus bekundete sie die Absicht, den Zinssenkungstrend fortzusetzen (,,easing bias"). Norwegen ist mit kleineren Positionen im UniEuropaRenta und im UniEuroAspirant vertreten.
In den USA lässt der Aufschwung weiter auf sich warten. Nachdem das Wachstum im ersten Quartal bei 1,6 Prozent (annualisiert, d.h. auf Jahresbasis) und damit unter den Erwartungen der meisten Analysten lag, verheißen auch die jüngsten Konjunkturmeldungen keine grundlegende Wende. Mit mageren 45,4 Punkten lag der Einkaufsmanagerindex ISM zum zweiten Mal in Folge unter der Schwelle von 50 Punkten, was bei einer Fortsetzung des Trends auf eine nachlassende Wirtschaftsdynamik schließen lässt. Bedenklich ist auch die Entwicklung am Arbeitsmarkt. Die Arbeitslosenquote stieg im April auf 6,0 Prozent. Die Schwäche der US-Wirtschaft könnte Alan Greenspan nochmals auf den Plan rufen und zu einer weiteren Zinssenkung veranlassen - ob aber bereits in dieser Woche, scheint indes eher unwahrscheinlich. Unterstützung dürfte auch die Abwertung des US-Dollar bringen, wodurch sich die Chancen der Exportindustrie auf den internationalen Märkten verbessern und der Importdruck verringert wird. Im Gegensatz zur Stimmung in der Industrie hat sich jedoch das Klima bei den Konsumenten verbessert. Der Verbrauchervertrauensindex des Conference Board verbesserte sich um fast 20 Indexpunkte auf jetzt 81,0 Punkte. Vor dem Hintergrund der wachsenden Staatsverschuldung und einer bei 3,0 Prozent liegenden Inflationsrate nimmt am Rentenmarkt vor allem am langen Ende der Druck auf die Kurse jedoch zu.
Ausblick:
Die Augen der Finanzmärkte sind in dieser Woche auf die Sitzungen der EZB und Fed gerichtet. Auch wenn keine Zinssenkungen beschlossen werden, wovon auszugehen ist, dürften die Statements von Interesse sein. Alan Greenspan hat bereits jüngst angedeutet, dass die Deflationsgefahr sich zunehmend im Fokus der US-Notenbanker befindet. Von Konjunkturseite dürften insbesondere die Einkaufsmanagerindizes für Dienstleistungen die Märkte bewegen.
Quelle: Union Investment
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.