Ungarn: Unberechenbare Wirtschaftspolitik
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Wien (BoerseGo.de) - Die umstrittene Wirtschaftspolitik der Regierung Viktor Orbans manövriert Ungarn bei internationalen Investoren zusehends ins Abseits. Dabei hätte das Land, das nun schon im zweiten Jahr in Folge in einer Rezession steckt, Investitionen dringend nötig. Während die Inlandsnachfrage nun schon seit sechs Jahren praktisch im Stillstand verharrt, schwächelt jetzt – aufgrund der Wirtschaftseintrübung in der Euro-Zone, dem wichtigsten Exportmarkt Ungarns – auch der Auslandskonsum merklich, wie Ronald Schneider, Leiter der Abteilung Global Emerging Markets und Eastern Europe (Fixed Income) bei Raiffeisen Capital Management in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Während internationale Marktplayer ebenso unabsehbar wie radikal mit Steuern oder Marktregulierungsmaßnahmen belegt würden – wie zuletzt (ausländische) Energieversorger mit der Vorschreibung von Strom- und Gaspreissenkungen bei Haushalten um rund zehn Prozent – versuche die Regierung, Sparprogramme im Inland aus mangelnder Popularität tunlichst zu vermeiden. Deshalb gebe es auch keinen Fortschritt in den Verhandlungen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), bei denen es für Ungarn um ein Stand-by-Abkommen von 15 bis 20 Milliarden Euro gehe und die vorläufig aufgrund mangelnder Kompromissbereitschaft Ungarns auf Eis gelegt worden seien. Für die Refinanzierung seiner Auslandsverbindlichkeiten setze das Land nun auf internationale Investoren und wie sich zeige, erweise sich das aktuelle Marktumfeld als dafür günstig, denn Staatsanleihen-Investoren sind auf der Suche nach attraktiven Renditen. Über den Verkauf der ersten Bonds in einer ausländischen Währung habe Ungarn vor wenigen Tagen 3,25 Milliarden US-Dollar eingesammelt, und auchbevorstehende Emissionen könnten vom Markt gut angenommen werden, heißt es.
„Sorgen bereitet den Marktteilnehmern vor allem das Risiko einer deutlich expansiveren Geldpolitik, zu der es unter einem neuen Notenbank-Gouverneur kommen könnte. Bereits in den letzten Wochen hat sich die Währung deutlich abgeschwächt. Eine gewisse wirtschaftliche Stabilität ist für Ungarn aber unerlässlich und bei einer massiven Verschlechterung des internationalen Risikosentiments wird auch die Währung wieder unter Druck geraten. Eine schwache Währung hätte aber unter dem Gesichtspunkt vieler offenstehender Fremdwährungskredite negative Rückkoppelungseffekte auf das Wirtschaftswachstum. Das ist auch den Notenbankern Ungarns klar, deren Spielraum, die Leitzinsen bei einem aktuellen Stand von 5,50 Prozent weiter zu senken, zusehends enger wird. Ein gutes Einvernehmen zwischen Notenbank und Regierung wäre einer positiven Wirtschaftsentwicklung sicher förderlich. Die Wahrscheinlichkeit, dass die im März anstehende und öffentlich heftig diskutierte Nachbesetzung des Gouverneurs, aus dem (erweiterten) Umfeld Viktor Orbans erfolgt, gilt als ausgemacht. Mit der nun erfolgten Anleihenplatzierung konnte ein Teil des Schuldendienstes gesichert werden, doch bleibt Ungarn aufgrund des geringen Vertrauens langfristiger Investoren stark den Stimmungsschwankungen der Kapitalmärkte exponiert. Sollte es eng werden, werden Orban wenig Alternativen zur Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem IWF bleiben“, so Schneider.
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