Kommentar
08:02 Uhr, 11.12.2008

Und ewig lockt der Bonus – Jetzt auch wieder beim Öl

Wer derzeit allein auf den Öl-Chart blickt und gleichzeitig die noch im Sommer von vielen sogenannten Experten aufgerufenen Kursziele von mehreren Hundert US-Dollar für das Barrel Rohöl vor Augen hat, dürfte sich wohl mehr als nur im falschen Film wähnen. Kaum ist der Preis nach einem Kursrutsch um mittlerweile rund 100 US-Dollar zuletzt sogar unter die 50er-Marke gefallen, da melden sich schon wieder Analysten wie jüngst von Merrill Lynch, die für das kommende Jahr aufgrund der erwartet tiefen Rezession sogar schon Notierungen von 25 US-Dollar für möglich halten. Was von solchen Aussagen wirklich zu halten ist, darüber kann sich wohl jeder seine eigenen Gedanken machen.

Für Anleger, die dem „schwarzen Gold“ zwar ziemlich düstere Aussichten bescheinigen, aber auf der anderen Seite auch nicht gleich ganz schwarz sehen, hat die Erste Bank Österreichs gerade ein neues Bonus-Papier in Zeichnung. Als Basiswert fungiert hier der an der Londoner ICE gehandelte Future Kontrakt auf die Nordseesorte Brent. Das gerade einmal zweijährige Produkt soll die letzten standhaften Rohstoff-Investoren mit einem Chance-Risiko-Profil aus der Reserve locken, das eine erstaunlich üppige Bonusrendite von 90 Prozent mit einem gleichzeitigen Puffer zwischen 45 und 50 Prozent verbindet, der ganz klassisch während der gesamten Laufzeit verteidigt werden muss. Die genaue Höhe der Absicherung wird erst bei Emission bekannt gegeben. Sollte der Ölfuture allerdings stärker als die ausgelobten 90 Prozent ansteigen, ist eine weitere Partizipation am Basiswert wegen der Kappung der Rendite auf Höhe des Bonus-Levels ebenso ausgeschlossen wie übrigens auch das Wechselkursrisiko zum US-Dollar. Für den Anleger ist eines damit klar: Eine nochmalige Halbierung der Ölnotierung, wie von Analystenseite befürchtet, könnte eventuell sogar das mit einer großzügigen Barriere ausgestattete Bonus-Produkt zu Fall bringen. Aber wie war das gleich wieder mit der Güte der Prognosen? Außerdem dürfte das Angebot an akzeptablen Teilschutz-Papieren auf den Rohstoff aufgrund der crashartigen Abwärtsentwicklung der vergangenen Monate generell ziemlich dünn gesät sein.

Der Rohstoff-Report Tipp:

Das neue Bonus-Zertifikat der „Ersten“ liefert sicherlich ein ganz attraktives Gesamtpaket. Da sich der Ölpreis aber noch immer im freien Fall und zudem in den Händen der Finanzjongleure befindet, wie gerade vergangene Woche wieder zu beobachten war, braucht der Investor trotz des vermeintlich stattlichen Puffers aktuell noch etwas Mut, um schon wieder mit Teilschutz in den Markt einzusteigen.

Erste Group Öl Bonus-Zertifikat (quanto)

Emittent/WKN:

Erste Group / EB5EP2

Laufzeit:

15.12.2010

Preis: (in Zeichnung bis 11.12.08)

Ausgabepreis: 100 % (1,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten