Fundamentale Nachricht
15:58 Uhr, 27.07.2021

„Umfeld für Schwellenländeranleihen günstig“

Schwellenländeranleihen konnten laut Lazard Asset Management im zweiten Quartal einen soliden Zuwachs von vier Prozent erzielen.

Denise Simon, Co-Head im Emerging Market Debt-Team bei Lazard Asset Management, ist überzeugt, dass die Aussichten für die Assetklasse auch weiterhin günstig sind: „Obwohl die Volatilität aufgrund eines aggressiveren Tons der US-Notenbank in den letzten Wochen des zweiten Quartals zunahm, sehen wir dies nur als vorübergehend an. Die Faktoren, die unseren konstruktiven Ausblick bestimmen, bleiben intakt.“

Aus Sicht der Expertin stehen Top-Down-Faktoren, Bottom-Up-Fundamentaldaten und Bewertungen in einem günstigen Verhältnis zueinander: „Wir glauben, dass Schwellenländeranleihen in der Lage sind, attraktive Renditen zu erzielen, sowohl auf absoluter Basis als auch relativ zu anderen Rentenmärkten.“

Schwellenländer dürften wieder schneller wachsen als Industrienationen
Zum einen sei das Makro-Umfeld für Schwellenländeranleihen zunehmend günstig. Während sich die Wachstumserwartungen in den Industrieländern von einem ungewöhnlich hohen Niveau aus allmählich verlangsamen würden, beginne das Wachstum in den Schwellenländern sich zu beschleunigen. „Im vierten Quartal dürften die Schwellenländer in puncto Wachstum die Führung übernehmen und diese Position auch im Jahr 2022 beibehalten, da in den Industrieländern der Einfluss der enormen Stimulierungsmaßnahmen und der schnellen Einführung von Impfstoffen nachlässt“, erläutert die Portfoliomanagerin.

US-Geldpolitik bleibt zunächst akkommodierend
In den letzten Wochen des zweiten Quartals habe sich die Volatilität an den Märkten erhöht, da sich die Anleger mit einem veränderten Tonfall der Fed auseinandergesetzt hätten. Simon hält jedoch dagegen: „Die Fed wird erst dann mit einer Straffung der Geldpolitik beginnen, wenn die Wirtschaft Anzeichen für eine nachhaltige Erholung zeigt, und selbst dann wird sie dies in einem schrittweisen Tempo tun.“ Eine Reduzierung des Anleihekaufprogramms der Fed sei nicht vor 2022 zu erwarten. „Tatsache ist, dass die finanziellen Bedingungen sehr akkommodierend sind und wahrscheinlich auch so bleiben werden“, so Denise Simon weiter. „Der Zinserhöhungszyklus wird wahrscheinlich nicht vor 2023 beginnen.“

Solide Fundamentaldaten
Die Pandemie habe ihren Tribut von den Schwellenländern gefordert, sowohl in sozialer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Im Jahr 2020 sei die Staatsverschuldung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) gestiegen und die Staatshaushalte hätten sich verschlechtert. „Es gibt jedoch Anzeichen für eine Erholung“, sagt die Schwellenländeranleihen-Expertin. „Die Schulden im Verhältnis zum BIP sind überschaubar, insbesondere angesichts des günstigen Finanzierungsmixes. Dank des verbesserten Wachstums, des Zugangs zu Kapital durch einen gesunden Markt für Neuemissionen, Kreditprogramme des Internationalen Währungsfonds sowie Schuldentragfähigkeitsinitiativen dürften die Schuldenquoten zudem sinken.“

Auf Unternehmensseite habe sich der Verschuldungsgrad 2020 nur geringfügig verschlechtert, während die Verschuldungsquoten von US-amerikanischen und europäischen Unternehmen im Schnitt auf etwa das 1,5-Fache angestiegen seien. „Mit Blick auf die Zukunft sollten Unternehmen aus den Schwellenländern von der robusten Erholung des globalen Wachstums und den starken Rohstoffpreisen profitieren“, so Denise Simon.

Attraktive Bewertungen in drei Anleihesegmenten
Neben dem Makro-Umfeld und den Fundamentaldaten unterzieht Simon auch die Bewertungen von EM-Anleihen einer Prüfung. „Die Bewertungen sind über die gesamte Assetklasse hinweg nicht einheitlich attraktiv. Anleger sollten in diesem Umfeld deshalb sehr selektiv vorgehen“, betont die Expertin. „Wir sehen vor allem in drei Bereichen überzeugende Werte: hochverzinsliche Hartwährungs-Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und zunehmend auch Lokalwährungsanleihen.“

Bei hochverzinslichen Staatsanleihen seien die Spreads nach wie vor hoch, insbesondere im Vergleich zu Investment Grade-Anleihen, und würden das sich verbessernde Umfeld nicht vollständig widerspiegeln. Die Renditeaufschläge für Hochzinsanleihen lägen derzeit bei rund 570 Basispunkten und damit etwa 80 Basispunkte über dem Niveau vor der Pandemie. „Es ist zwar unwahrscheinlich, dass sich die Spreads über das Niveau vor der Pandemie hinaus verengen, wir sehen jedoch Spielraum für eine weitere Verengung um 25-50 Basispunkte“, so Denise Simon. „Im Gegensatz dazu bewegen sich die Spreads für Investment Grade-Anleihen in der Nähe historischer Tiefststände von etwa 150 Basispunkten und bieten nur sehr wenig Potenzial für eine weitere Verengung.“

EM-Unternehmensanleihen dürften sich aus Sicht der Expertin weiterhin als widerstandsfähig erweisen. Zwar würden steigende Zinsen ein Risiko darstellen, Schwellenländer-Unternehmensanleihen dürften jedoch aufgrund ihrer höheren Spreads und kürzeren Laufzeiten einen gewissen Schutz bieten.

Bei Schwellenländeranleihen in Lokalwährung ist Denise Simon mittelfristig ebenfalls sehr konstruktiv eingestellt: „Wir glauben, dass der US-Dollar wahrscheinlich schwächer werden wird. Gründe dafür sind der globale Aufschwung, die äußerst akkommodierende Fed-Politik und die wachsenden Doppeldefizite in den USA.“ Hinzu komme, dass die Zentralbanken in vielen Schwellenländern vor Kurzem begonnen hätten, die Leitzinsen zu normalisieren. „Die sich ausweitenden Zinsdifferenzen innerhalb der entwickelten Märkte dürften Lokalwährungen weiter unterstützen“, so Simon.

Fazit:
Die Expertin fasst zusammen: „Schwellenländeranleihen dürften in den kommenden Monaten attraktive Renditen generieren. Im aktuellen Umfeld glauben wir allerdings, dass Selektivität – in Bezug auf Marktsegmente und einzelne Länder – der Schlüssel zur Erzielung dieser Renditen sein wird.“

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