Um die US-Konjunktur muss man sich keine Sorgen machen
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Die Vereinigten Staaten von Amerika durchleben eine verrückte Zeit. Aber nach wie vor haben sie auch viele Stärken. Diese Ansicht vertritt jedenfalls Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers, der gerade eine Woche in New York verbracht hat: „Großartig sind an den USA zum Beispiel die Kreativität und Dynamik der Wirtschaft.“
Diese Wirtschaft befindet sich Iggo zufolge in guter Verfassung: „Es gibt einen recht breiten Konsens darüber, dass das Wachstum derzeit über dem langfristigen Trend liegt – und dass dies noch eine Weile so bleiben wird. Ich hatte viele Diskussionen über die Dauer der gegenwärtigen wirtschaftlichen Expansion und die Frage, wie lange sie noch anhält. Es gab niemanden, der die Auffassung vertrat, wir stünden am Rande einer Rezession.“ Die pessimistischste Meinung sei gewesen, dass das Wachstum sich im Jahr 2019 deutlich verlangsamen könne. Doch selbst dieser Pessimismus sei vor allem in politischer Unsicherheit begründet. Klassische ökonomische Indikatoren wie der Arbeitsmarkt, die Höhe der Investitionen, die Entwicklung der Kreditvolumina und die politischen Rahmenbedingungen deuteten allesamt darauf hin, dass das Risiko einer Rezession gering sei.
Auch das internationale Umfeld sei günstig: Zum ersten Mal seit 2009 hätten alle 45 von der OECD in ihrem halbjährlichen volkswirtschaftlichen Ausblick erfassten Länder für das laufende Jahr positive Wachstumsraten gemeldet. Es werde erwartet, dass sich diese Entwicklung im Jahr 2018 fortsetze. „Die globale Produktionslücke schließt sich. Dadurch sollte das Risiko einer Deflation sinken und sich der Ausblick auf die Entwicklung der Inflation in den kommenden Jahren insgesamt verändern“, so Iggo. „Nur wenige erwarten im Moment eine hohe Inflation in den USA, und viele sprechen von strukturellen und säkularen Faktoren, die für niedrige Teuerungsraten sorgen. Aber das Basisszenario scheint dennoch zu sein, dass die Inflation in den nächsten Monaten anzieht und es Anzeichen von Lohnsteigerungen gibt.“ Angesichts dieser Ausgangslage rechnet der Experte damit, dass die US-Notenbank Fed ihren geldpolitischen Kurs unverändert fortsetzen wird und dass auf eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Dezember dieses Jahres drei weitere Zinsschritte im kommenden Jahr folgen werden.
Allerdings sei die Entwicklung der Wirtschaft nur ein Faktor, der die weitere Geldpolitik der US-Notenbank bestimmen dürfte. „Allerdings gibt es derzeit eine ganze Reihe von Gesichtspunkten rund um die Fed zu beachten. Eine Frage ist etwa, wer sie künftig leiten wird“, so Iggo. „Die Spekulationen über die Frage, wen Präsident Donald Trump zum nächsten Notenbankpräsidenten und seinem Stellvertreter berufen wird, schossen zuletzt regelrecht ins Kraut.“ Insgesamt herrsche an der Wall Street offenbar die Meinung vor, dass Trump jemanden ernennen werde, der nur sehr vorsichtig die Zinsen erhöhe. Allerdings gelte es, auch andere Faktoren zu berücksichtigen – etwa die Haltung möglicher Kandidaten in Bezug auf die Regulierung der Finanzbranche oder das Bilanzvolumen der Fed.
Womöglich noch wichtiger als die Kandidatenfrage sei jedoch die weitere Finanzpolitik der Regierung Trump, so Iggo: „Es scheint wieder einen stärkeren Fokus auf eine Steuerreform zu geben, die über zehn Jahre hinweg zu einem zusätzlichen Defizit des US-Bundeshaushalt von etwa 1,5 Billionen US-Dollar führen könnte.“ Eine solche Reform dürfte Iggo zufolge unter anderem aus einer Senkung des Unternehmenssteuersatzes von 35 auf 20 Prozent und Anreizen zur Repatriierung von im Ausland angehäuftem Kapital bestehen. „Ein Analyst sagte zu mir, dass die Kernfrage dabei sein, ob die 1,5 Billionen US-Dollar eine Unter- oder eine Obergrenze darstellen“, erläutert Iggo. „Handelt es sich um eine Untergrenze, dürften höhere Renditen bei Staatsanleihen, stärkeres Wirtschaftswachstum, höhere Inflation und eine aggressivere Fed die Folgen sein. Ist es jedoch eine Obergrenze, kann das Basisszenario einer nur moderaten Verschärfung der Geldpolitik intakt bleiben.“
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