Ukraine – Hohe Dynamik, unklarer langfristiger Kurs
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Ministerpräsident Janukowitsch hat bislang vor allem eine Verbesserung der Beziehungen zu Russland erreicht. Dies spiegelt einerseits der Abbau temporärer Handelsbeschränkungen und andererseits das neue Abkommen über die Gaspreise im kommenden Jahr wider. Von russischer Seite wird in diesem Zusammenhang erwartet, dass die Politik der Ukraine zukünftig wieder stärker die bilateralen Beziehungen berücksichtigt. Ministerpräsident Janukowitsch muss demnach weiterhin den Gegensatz zum ebenfalls häufig bekräftigten Ziel einer Annäherung an die EU überbrücken. Dies impliziert andauernde Spannungen zwischen dem eher Russland zugewandten Ministerpräsidenten und Präsident Juschtschenko, der grundsätzlich die Kooperation mit der EU verstärken will. Inwiefern beide Ziele längerfristig vereinbar sind, muss sich erst noch herausstellen. Gleichwohl haben die Bildung einer neuen Regierung, das hohe Wachstum und die Aussicht auf weniger Friktionen bei den Energielieferungen aus Russland dazu beigetragen, dass die Ratingagentur Fitch den Ratingausblick auf positiv angehoben hat. Das längerfristige politische Risiko, das spätestens im Vorfeld der 2009 stattfindenden Präsidentschaftswahlen wieder deutlicher hervortritt, bleibt jedoch bestehen. Kurzfristig können insbesondere die Verhandlungen zum WTO-Beitritt erneut innenpolitische Spannungen nach sich ziehen, wenn der Ministerpräsident die Verhandlungen verzögert, um die Integration mit Russland und Belarus zu verstärken.
Vor dem Hintergrund der schwelenden politischen Spannungen ist daher der aktuelle Wirtschaftsboom eher vorsichtig positiv zu bewerten. Ausschlaggebend für die hohe wirtschaftliche Dynamik sind neben den Rohstoffund Energiepreisen vor allem erhöhte Direktinvestitionen aus dem Ausland, die vermutlich auch einen wensentlichen Anteil an Kapitalrückflüsse beinhalten. Die zumindest vorerst stabilisierte politische Situation veranlasst in Verbindung mit den hohen Wachstumsraten viele Unternehmer zurückgestellte Investitionen nachzuholen. Hinzu kommen die gestiegenen Energiepreise, die Investitionen induzieren, um die Energieeffizienz zu erhöhen. Das kräftig gestiegene Leistungsbilanzdefizit überrascht daher nicht. Hinzu kommen erhöhte Lohnzuwächse, die den Privaten Verbrauch getrieben haben. Ein weiteres Ergebnis dieser Trends ist der stärkere Preisauftrieb, der die Notenbank kurzfristig veranlassen sollte eine leichte Aufwertung der Währung zuzulassen, die aus den erhöhten Kapitalzuflüssen resultiert. Längerfristig besteht hingegen ein Risiko auf der schwächeren Seite, wenn das Leistungsbilanzdefizit nicht reduziert wird.
Hinsichtlich der Budgetpolitik rechnen wir im kommenden Jahr weiterhin mit zusätzlichen Konjunkturimpulsen, da die Regierung die bessere Einnahmenentwicklung vor allem zu erhöhten Infrastrukturinvestitionen nutzen dürfte. Um langfristig ein höheres Wachstumsniveau und einen hohen Zufluss an ausländischen Direktinvestitionen zu sichern, erscheint eine Verbesserung der institutionellen Rahmenbedingungen notwendig. Eine stärkere Annäherung an die EU wäre daher von Vorteil.
Quelle: cominvest
Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.
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