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11:34 Uhr, 25.02.2013

UK: Downgrade wurde erwartet und ist bereits eingepreist

Kronberg im Taunus (BoerseGo.de) - Am Freitagabend hat Moody's Großbritannien von der Bestnote „AAA“ auf „Aa1“ herabgestuft. Warum das Downgrade Parallelen zum Entzug der Bestnote für die USA aufweist und es nun Sinn macht, die Haushaltskonsolidierung zu verschieben, erläutern Andrew Wells, Global Chief Investment Officer für Anleihen bei Fidelity Worldwide Investment, und Trevor Greetham, Leiter Asset Allocation und verantwortlich für die Fidelity Multi Asset Funds:

„Der Verlust des AAA-Ratings für Großbritannien ist weitgehend eingepreist und wurde von professionellen Anlegern erwartet. Die Herabstufung ist die Konsequenz des fehlenden Wirtschaftswachstums und des beständig hohen Verschuldungsniveaus. Problematische Schuldenstände dürften im Laufe dieses Jahres noch zu weiteren Downgrades von Staaten führen, die traditionell als Schuldner mit hoher Bonität angesehen wurden. Ich glaube nicht, dass sich die Sparer sorgen müssen, ob sie bei britischen Staatsanleihen ihre Pfund zurück erhalten. Die Sorge gilt vielmehr der Frage, was man mit einem britischen Pfund international kaufen kann", so Wells.

Trevor Greetham meint: „Die unflexible Anwendung der Sparmaßnahmen in Großbritannien ist teilweise verantwortlich für das fehlende Wachstum, das Moody's am Freitag veranlasste, die Bonität britischer Staatsanleihen herabzustufen. Staat, Verbraucher und das Bankensystem können vor dem Hintergrund schwachen globalen Wachstums einfach keine umfassende Entschuldung vornehmen, ohne die Volkswirtschaft zu schädigen. Das ist ein klassisches Beispiel für das „Paradoxon der Sparsamkeit" von Keynes. Ironischerweise führte in den USA eine Verschiebung der Staatsausgaben-Kürzungen zum Verlust der AAA-Bonität im August 2011. Aber die Strategie der Amerikaner, die Haushaltskonsolidierung so lange zu verschieben, bis die Konjunktur wieder Tritt fasst, scheint sich jetzt auszuzahlen. Die US-Zinsen bleiben außerordentlich niedrig, die Wirtschaftstätigkeit liegt deutlich über dem Niveau vor der Krise, und es gibt klare Anzeichen für eine Wiederbelebung des Häusermarkts. All das deutet darauf hin, dass die US-Wirtschaft der Verschuldungsfalle entkommen könnte. Eine Lehre kann man daraus ziehen: Manchmal ist es besser, die Rating-Agenturen zu ignorieren."

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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