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13:30 Uhr, 08.10.2024

ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik

Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires

Autosektor stützt deutsche Produktion im August stark

Die Produktion im produzierenden Sektor Deutschlands ist im August weitaus deutlicher als erwartet gestiegen, was an einer vorübergehend starken Zunahme der Autoproduktion lag. Volkswirte sehen die Wachstumsaussichten Deutschlands weiterhin mit Skepis. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, erhöhte sich die Produktion gegenüber dem Vormonat um 2,9 Prozent und lag um 2,7 (Juli: 5,6) Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats. Von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte hatten einen monatlichen Anstieg um nur 0,8 Prozent prognostiziert.

LBBW: Deutsche Industrieproduktion positiver Ausreißer

"Endlich mal wieder ein guter Monatswert", kommentiert LBBW-Volkswirt Jens-Oliver Niklasch die Produktion im produzierenden Gewerbe, die nach Angaben von Destatis im August um 2,9 Prozent gegenüber dem Vormonat zugelegt hat. Aber eigentlich handele es sich nur um einen Ausreißer nach oben, bedingt durch die derzeit volatile Automobilproduktion. Deshalb dürfte es im September mit der Produktion insgesamt eher wieder abwärts gehen. Im Wust der Zahlen falle aber positiv auf, dass es zumindest mit den energieintensiven Branchen etwas aufwärts geht. Sowohl im Vorjahres- als auch im Vormonatsvergleich war ein Plus zu verzeichnen.

Pantheon Macroeconomics: Deutsche Industrie bleibt schwach

Die beeindruckende Produktionssteigerung in Deutschland im August, die von einem Plus von 19 Prozent im Automobilsektor getragen wurde, wird das Bild eines nach wie vor in der Krise steckenden verarbeitenden Gewerbes nicht verändern. Zu dieser Schlussfolgerung kommt Claus Vistesen, Chefvolkswirt Eurozone bei Pantheon Macroeconomics. Selbst wenn die Produktion im September stabil geblieben wäre, hätte sie im dritten Quartal immer noch um 0,9 Prozent abgenommen, ein geringfügig besseres Ergebnis als der Rückgang um 1,2 Prozent im zweiten Quartal, schreibt der Ökonom.

DIHK: Anstieg der Produktion kein Grund für Entwarnung

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat nach den gestiegenen Produktionszahlen für August den weiter negativen längerfristigen Trend betont. "Die gestiegene Industrieproduktion im August ist noch kein Grund zur Entwarnung. Wie der Dreimonatsvergleich zeigt, ist der Trend weiter nach unten gerichtet", betonte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. Aufgrund anhaltender struktureller Probleme wie hoher Kosten, lähmender Bürokratie und Fachkräftemangel sei ein schneller "Turnaround" nicht in Sicht, meinte der Ökonom. Zusätzlich herrsche auch in den Auftragsbüchern weiterhin Flaute. "Das sind keine guten Aussichten für die deutsche Industrie", konstatierte er.

IMK: Gestiegene Produktion kein Signal für Trendwende

Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sieht mit den gestiegenen Produktionszahlen für August keine Trendwende eingeleitet. "Der Anstieg der Industrieproduktion im August sollte nicht als Signal für eine nachhaltige Trendwende im deutschen verarbeitenden Gewerbe gesehen werden", sagte IMK-Chef Sebastian Dullien. "Auch mit dem Plus sind die Produktionszahlen für das dritte Quartal insgesamt schwach." Erwartungen der Bundesregierung, die Wirtschaft werde sich nach einem schwachen zweiten Halbjahr 2024 im kommenden Jahr zügig erholen, nannte Dullien "übermäßig optimistisch".

HSBC: Chinas Fiskalpaket bleibt auf dem Weg

Chinas fiskalpolitisches Paket wird wahrscheinlich immer noch kommen, trotz des enttäuschenden Briefings der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission an diesem Montag, erklären die HSBC-Ökonomen Jing Liu und Erin Xin in einer Researchnote. Die politischen Entscheidungsträger betonten, dass die "nächsten Schritte die Koordinierung mit den relevanten Abteilungen zur Ausweitung der effektiven Investitionen" beinhalten würden, was auf bevorstehende steuerliche Ankündigungen des Finanzministeriums hindeutet.

GS: China wird wahrscheinlich Fiskalpaket bringen

Die Analysten von Goldman Sachs (GS) halten es für wahrscheinlich, dass China neue fiskalische Stimulierungsmaßnahmen einführen wird, nachdem die Erwartungen des Marktes bei einer wichtigen Pressekonferenz nicht erfüllt wurden. "Einige Anleger schienen bei der Pressekonferenz der National Development and Reform Commission hohe Erwartungen an konkrete Konjunkturmaßnahmen zu haben, so dass das Fehlen von Einzelheiten heute enttäuschend war", schreiben sie. In der Praxis erfordere jedes große Konjunkturpaket gemeinsame Anstrengungen vieler wichtiger Ministerien und müsse größtenteils aus fiskalischen Mitteln und nicht aus Sozialkapital finanziert werden.

China verhängt Zölle auf EU-Branntweineinfuhren

China plant die Einführung vorläufiger Anti-Dumpingzölle auf europäischen Branntwein und kehrt damit von einer früheren Haltung ab, nachdem die Europäische Union kürzlich beschlossen hatte, Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge zu erheben. Die neuen Zölle, die zwischen 30,6 und 39,0 Prozent liegen, werden am Freitag in Kraft treten.

Scholz: Lieferkettengesetz ist aus dem Ruder geraten

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat schnelle Erleichterungen für Unternehmen von Berichtspflichten beim Lieferkettengesetz angemahnt. "Wir müssen zugestehen, dass bei dem bisherigen Gesetz etwas passiert ist, was ich jedenfalls sagen kann, sich der Gesetzgeber nicht so gedacht hatte, nämlich umfassende Berichtspflichten ohne bekannte Probleme", sagte Scholz bei der Jahreskonferenz des Rates für Nachhaltige Entwicklung. "Das ist ein bisschen aus dem Ruder geraten, muss man auch einfach mal sagen. Und deshalb müssen wir mit dem, was wir da machen, das in Ordnung kriegen", betonte Scholz.

CDU-Sozialflügel legt Lauterbach Rücktritt nahe

Angesichts der angespannten Lage in der Pflegeversicherung übt der Vorsitzende des CDU-Arbeitnehmerflügels harsche Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und legt dem SPD-Politiker einen Rücktritt nahe. "Jeden Tag, den Lauterbach weniger im Amt ist, ist gut für den Geldbeutel und die Gesundheit der Leute", sagte Dennis Radtke dem Magazin Stern. "Kleine und mittlere Einkommen sind wieder die großen Verlierer, wenn die Sozialversicherungsbeiträge signifikant steigen."

Spahn: Union soll offensiv für Bündnis mit FDP werben

Angesichts der Debatten um den künftigen Koalitionspartner fordert der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Jens Spahn (CDU) seine Partei zum offensiven Werben für ein Bündnis mit der FDP nach der nächsten Bundestagswahl auf. "Unser Ziel muss es sein, den schwächsten Kanzler und den schwächsten Wirtschaftsminister der Geschichte beide in die Opposition schicken", sagte Spahn der Bild-Zeitung. "Die Deutschen wollen eine echte Politikwende, eine bürgerliche Mehrheit ist realistischer denn je." Voraussetzung für ein schwarz-gelbes Bündnis sei, "dass wir uns als Union endlich wieder eine solche Mehrheit zu denken und als Ziel auszugeben wagen".

SPD und AfD legen in Wählergunst zu

Die SPD und die AfD legen in der Wählergunst zu, während das BSW deutlich an Zustimmung verliert. Das berichtet die Bild-Zeitung unter Berufung auf den aktuellen Meinungstrend des Instituts Insa. Wäre demnach am Sonntag Bundestagswahl, käme die SPD auf 16 Prozent, das ist 1 Prozentpunkt mehr im Vergleich zur Vorwoche. Auch die AfD verbessert sich um 1 Prozentpunkt und kommt auf 20 Prozent. Das BSW muss dagegen 1,5 Prozentpunkte abgeben und fällt auf 8 Prozent. Die Grünen verlieren einen halben Prozentpunkt und kommen auf 10,5 Prozent. CDU/CSU (31,5 Prozent), FDP (4 Prozent) und Linkspartei (2,5 Prozent) halten ihre Werte aus der Vorwoche.

+++ Konjunkturdaten +++

Taiwan Exporte Sep +4,5% gg Vorjahr (PROG +12,5%)

Taiwan Importe Sep +17,3% gg Vorjahr (PROG +9,0%)

Taiwan Handelsbilanz Sep Überschuss 7,12 Mrd USD (PROG Überschuss 11,5 Mrd USD)

DJG/DJN/apo

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