Kommentar
09:00 Uhr, 11.11.2007

Tschechische Krone markiert einen Rekord nach dem anderen

Die tschechische Landeswährung ist gemessen am Euro so teuer wie noch nie. Bei dieser Stärke könnte es bleiben. Zumindest sprechen dafür ein intakter Aufwärtstrend und die Aussicht auf Zinserhöhungen. Der Euro mag gegenüber dem Dollar Stärke demonstrieren, aber verglichen mit einigen osteuropäischen Währungen kann von Stärke keine Rede sein. Die tschechische Krone beispielsweise hat zuletzt gleich mehrmals neue Rekorde im Verhältnis zur europäischen Einheitswährung erklommen. Zuletzt bekam man für einen Euro zeitweise nur noch 26,60 Kronen. Zur Erinnerung: Im April 1999 war der Euro noch gut 39 Kronen wert.

Die Marktteilnehmer scheinen sich somit nicht daran zu stören, dass die Verantwortlichen in Prag den Termin für die geplante Euro-Einführung von 1. Januar 2010 auf das Jahr 2012 nach hinten verschoben haben. Auch die Verwendung der tschechischen Krone für Carry-Trade-Operationen (hierbei werden Ausleihungen in Niedrigzinswährungen und Veranlagung in Hochzinswährung vorgenommen), konnten den jüngsten Aufwertungsschub nicht verhindern.

Völlig intakter charttechnischer Aufwärtstrend

Verantwortlich für die festen Kurse sind die hohen Investitionen aus dem Ausland, die nach Tschechien fließen und das stramme Wirtschaftswachstum (das Bruttoinlandsprodukt stieg im zweiten Quartal um sechs Prozent). Zieht man die Charttechnik als Ratgeber heran, dann gibt es derzeit keinen Grund, warum sich der Aufschwung der Krone nicht weiter fortsetzen sollte. Denn es existiert ein völlig intakter Aufwärtstrend und mit dem vollzogenen Sprung auf neue Kursrekorde gibt es nun auch keine technischen Widerstände mehr.

Auch fundamental könnte bald ein weiteres Argument für die Krone hinzukommen. Und zwar für den Fall, dass die tschechische Notenbank ihre Leitzinsen von derzeit 3,25 Prozent stärker erhöhen sollte als die Europäische Zentralbank (4,0 Prozent). Denn dann würde sich der derzeit noch bestehende Renditerückstand von 75 Basispunkten verringern und nach der reinen Lehre sollte sich das vorteilhaft auf die Krone auswirken, weil Geldanlagen in Kronen dann lukrativer werden.

Steigende Inflation spricht für steigende Zinsen

Mehrheitlich wird aktuell von den Marktteilnehmern im November mit einer Erhöhung des Leitzinses um 25 Basispunkte gerechnet. Und die Volkswirte bei der Unicredit sagen für das kommende Jahr weitere Zinserhöhungen in einer Größenordnung von insgesamt 75 Basispunkten voraus.

Hintergrund für diese Prognosen sind die auch in Tschechien aufgeflackten inflationären Tendenzen. Diese waren lange Zeit überhaupt kein Thema, doch im Konsens wird von Beobachtern nun für Oktober mit einem Anstieg der Inflationsrate von 2,8 Prozent auf 3,8 Prozent gerechnet. Bei der Komerční banka werden sogar vier Prozent für möglich gehalten.

Auch wenn die Notenbank wegen der festen Krone und ersten Anzeichen für eine sich etwas abschwächende Konjunktur (das Finanzministerium sagt derzeit für 2008 eine Wachstumsrate von fünf Prozent voraus) möglicherweise am liebsten still halten würde, dürften sie die Inflationsgefahren dazu zwingen, die Zinsen zu erhöhen. Sollte es dazu kommen, dürften Carry-Trade-Positionen aufgelöst werden und das wiederum dürfte die Krone noch einmal stärken. So gesehen spricht derzeit wenig dafür, auf ein baldiges Ende der Kronen-Aufwertung zu wetten. Temporäre Verschnaufpausen, insbesondere im Falle von Interventionen der Notenbank, müssen aber jederzeit mit einkalkuliert werden.

Quelle: Ostbörsen-Report

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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