Fundamentale Nachricht
13:13 Uhr, 24.01.2017

„Trumps Wirtschaftspolitik wird für Veränderungen sorgen“

Donald Trumps Bekenntnis, die Haushaltsausgaben auszuweiten, und seine handelspolitische Haltung beeinflussen nach Meinung von Steven Bell, Chef-Ökonom von BMO Global Asset Management, den Ausblick für das Jahr 2017 maßgeblich.

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London (GodmodeTrader.de) – Reflation lautet das Stichwort, das zu Beginn des Jahres 2017 in aller Munde ist. Dabei sollte nach Meinung von Steven Bell, Chef-Ökonom von BMO Global Asset Management, insbesondere die Wirtschaftspolitik des neuen US-Präsidenten für Veränderungen sorgen. Allerdings weist Bell in seinem aktuellen Marktkommentar auf einen grundlegenden Unterschied hin, der für den bedeutenden Wirtschaftsraum USA besteht: „Andere Länder, die im Vergleich zu den USA eine hohe Arbeitslosigkeit und ungenutzte Kapazitäten aufweisen, dürften von wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Vermeidung einer Deflation profitieren. In den USA könnte diese Politik hingegen zu einer höheren Inflation sowie steigenden Importkosten und Zinsen führen“, schreibt Bell.

Nach Ansicht des Experten wird sich Trumps expansive Fiskalpolitik mit geplanten Steuersenkungen und Haushaltsausgaben in Höhe von zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts aber weiter positiv auf die ohnehin bereits robuste wirtschaftliche Lage der USA auswirken. Verbraucher profitierten von soliden Finanzen, geringer Verschuldung und einer angemessenen Einkommenssteigerung, was wiederum den Konsum fördere. Diese guten Voraussetzungen hätten schon vor Trumps Wahlsieg dazu geführt, dass der Gewinn pro Aktie für Unternehmen im S&P 500 gestiegen sei und dieser Trend sich fortsetze, heißt es weiter.

Weitere Veränderungen könnten den USA nach Meinung des Chef-Ökonomen aufgrund von Trumps handelspolitischem Engagement bevorstehen. Als Beispiele hierfür nennt Bell das angekündigte harte Vorgehen für den Handel mit Mexiko und China sowie die mögliche Einführung einer Grenzsteuer für Unternehmen, die ihre Produktionsstätten außerhalb der USA erweitern, um die dort hergestellten Waren dann wiederum in die Vereinigten Staaten einzuführen. Durch seine Bemühungen, Exporte zu subventionieren und Importe mit Strafen zu belegen, konnte Trump bereits vereinzelte Erfolge verbuchen. So hat etwa der Automobilhersteller Ford die Planungen für ein Werk in Mexiko zugunsten des Standorts Michigan eingestellt. „Entscheidend ist, wie gemäßigt Trump künftig mit innen- oder außenpolitischen Spannungen umgehen wird. Denn grundsätzlich besteht das Risiko, dass die Finanzmärkte mit Angstverkäufen reagieren“, erklärt Bell.

Unabhängig von den USA sprechen nach Ansicht von Bell die Anzeichen aber schon länger dafür, dass sich die Weltwirtschaft auf Erholungskurs befindet. So hat zum Beispiel der JPMorgan Global Manufacturing PMI nach mehreren Jahren im Mai 2016 endlich ins Positive gedreht. Für die wirtschaftliche Erholung habe die Geldpolitik eine wichtige Rolle gespielt, auch wenn nun die Grenzen dieser Politik deutlich würden. „Es ist an der Zeit, dass das Ruder wieder an die Finanzbehörden übergeben wird. Trump wird dabei wohl vorangehen, und es bleibt abzuwarten, welche Länder seinem Beispiel folgen“, so Bell.

Die allgemeine wirtschaftliche Erholung zeigt sich dem Experten zufolge auch besonders am Beispiel Chinas. Die Unterstützung der Immobilienmärkte durch den Staat sowie steigende öffentliche Investitionen hätten dazu beigetragen, dass sich das Land in letzter Zeit positiv entwickelt hat, wie auch die Daten des Purchasing Managers' Index aus China belegen. Zudem zeichne sich auch bei den privaten Investitionen aktuell eine Trendwende ab. „Die Regierung wird bis zur Plenarsitzung des Zentralkomitees im Oktober 2017 ihren proaktiven Kurs beibehalten. Deshalb erwarten wir, dass der wirtschaftliche Aufwärtstrend weiter anhält und positive Auswirkungen auf die ganze Region haben wird“, sagt Bell.

Dagegen habe Großbritannien unter den Folgen des Brexit-Referendums zu leiden. So sei zum Beispiel das britische Pfund Sterling merklich gefallen, die Wirtschafts- und Beschäftigungszahlen zeigten sich schwach und der Umfang der Investitionen gehe zurück. Im Unterschied dazu habe sich die europäische Wirtschaft gut entwickelt. Laut des von der Citigroup errechneten Economic Surprise Index ist Europa derzeit die stärkste Region unter den Industrieländern.

Alles in allem ist der Experte der Ansicht, dass höhere US-Zinsen und ein starker Dollar es den Märkten im Jahr 2017 schwermachen könnten. „Aktien gehören zwar zu unserer bevorzugten Anlageklasse. Allerdings könnten starke Wirtschaftsdaten für eine Rallye bei Anleihen und damit ab einem bestimmten Punkt zu fallenden Aktienkursen sorgen“, sagt Bell. Bei den Sektoren rechnet der Experte damit, dass sich die jüngsten Trends fortsetzen und zyklische Aktien die Erwartungen übertreffen könnten, während defensive Aktien, sogenannte Bond Proxies, zu kämpfen haben. Schwierig dagegen blieben aufgrund des starken Dollar und steigender Kosten die Aussichten für Schwellenländer. „Aus unserer Sicht könnten 2017 europäische Aktien endlich die Enttäuschungen der vergangenen fünf Jahre überwinden und sich überdurchschnittlich gut entwickeln“, lautet Bells Prognose.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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