Trump-Regierung interveniert in Argentinien - Peso mit Freudensprung
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Erwähnte Instrumente
- EUR/ARS - WKN: 616980 - ISIN: EU0006169807 - Kurs: 1.565,23000 arg$ (FOREX)
Die US-Regierung hat angekündigt, Argentinien bei der Stabilisierung seiner Finanzmärkte umfassend zu unterstützen. US-Finanzminister Scott Bessent stellte Swap-Vereinbarungen, Devisenkäufe und sogar mögliche Anleihenkäufe in Aussicht. Die Hilfe ist an eine proamerikanische Politik gebunden, gilt aber als weitgehend bedingungslos. Die Märkte reagierten prompt: Das Risikoaufschlag-Barometer für argentinische Anleihen sank deutlich, der Aktienindex Merval legt in dieser Woche um über 9 % zu und löst sich damit deutlich von den Jahrestiefs der letzten Woche. Und auch der Peso gewinnt deutlich an Wert gegenüber dem US-Dollar und dem Euro. In dieser Woche verliert der Euro über 9 % an Wert gegenüber dem argentinischen Peso.
Politisches Bündnis mit strategischer Dimension
Präsident Javier Milei gilt als engster Verbündeter Donald Trumps in Südamerika. Das geplante Treffen in New York mit Trump und Bessent soll die Details der Hilfen klären. Die USA sehen in Argentinien einen systemrelevanten Partner zur Eindämmung chinesischen Einflusses in der Region.
Als starke und stabile Regionalmacht wäre Argentinien zudem ein wichtiger Gegenpol zur linksgerichteten Regierung Brasiliens. Zuletzt hatte sich das Verhältnis zwischen Brasilien und den USA nach Ankündigung hoher US-Zölle und der Verhaftung des Ex-Präsidenten und Trump-Freundes Jair Bolsonaro merklich verschlechtert.
Reformdruck und Währungsverlust bleiben bestehen
Auch nach der kurzfristigen Entspannung bleibt der Druck hoch. Die Zentralbank musste zuletzt über 1 Mrd. USD zur Stützung des Peso einsetzen. Die Währungsreserven reichen kaum aus, um die Landeswährung langfristig zu stabilisieren. Hinzu kommen innenpolitische Spannungen und Unsicherheit: Nach schlechten Wahlergebnissen und Korruptionsvorwürfen verliert Milei in der Bevölkerung an Rückhalt – ein Risiko für den Reformkurs.
Trotz anhaltender wirtschaftlicher Herausforderungen attestiert der Internationale Währungsfonds (IWF) der Regierung Milei in Teilen Fortschritte. Aus fiskalischer Sicht befinde sich Argentinien auf einem stabilisierenden Kurs: Der Primärhaushalt weist ohne Berücksichtigung der Zinslast einen Überschuss aus, und die Zentralbank verzichtet mittlerweile darauf, das Budget durch geldpolitische Mittel zu finanzieren - ein zentraler Schritt zur Eindämmung der Inflation.
Zudem treibt die Regierung den Abbau staatlicher Stellen konsequent voran, hält gleichzeitig aber an zentralen Sozialprogrammen als Schutzmechanismus für vulnerable Bevölkerungsgruppen fest. Damit erfüllt Argentinien zentrale Stabilitätskriterien des IWF: Ein ausgeglichener Staatshaushalt, keine expansive Geldpolitik und ein Mindestmaß an sozialer Absicherung. Vor diesem Hintergrund hat der IWF zuletzt 20 Mrd. USD sowie Anfang August weitere 2 Mrd. USD an Hilfsgeldern freigegeben.
Ein Ende des endlosen Peso-Crash?
Die Aufwertung des Peso in dieser Woche mag groß erscheinen, allerdings muss hier der Kontext betrachtet werden: Noch in der vergangenen Woche hat der Peso ein Allzeittief gegenüber den großen Währungen erreicht (analog dazu EUR/ARS ein Allzeithoch). Seit Jahresbeginn hat das Währungspaar in der Spitze um 66 % zugelegt.

Auf eine charttechnische Prognose wird an dieser Stelle verzichtet. Der weitere Verlauf ist stark vom politischen und wirtschaftlichen Kurs in den kommenden Monaten abhängig. Ökonomen warnen derweil vor einer Entwicklung wie in den 1990er-Jahren unter Präsident Menem: Wird der Peso künstlich stark gehalten, droht eine Überbewertung. Importgüter erscheinen dadurch zu günstig, während Exporte an Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Die Folge: Echte Dollar fließen aus dem offiziellen System ab und die Reserven schrumpfen. Eine solche Schieflage könnte dann zu einem abrupten Kurswechsel führen: Eine starke Abwertung würde die Inflation erneut anheizen und einen scheinbaren Aufschwung als trügerisch entlarven. Dieses Risiko wächst, solange die Reserven niedrig bleiben, der Schwarzmarkt attraktivere Kurse bietet und stabile Kapitalzuflüsse ausbleiben.
Quellen: Handelsblatt, Frankfurter Rundschau
Langfristiger Kursverlauf seit Januar 2007:
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