Analyse
17:10 Uhr, 12.08.2019

Nach Wahlschock - Kursdesaster in Argentinien!

Nach wichtigen Vorwahlen in Argentinien kollabiert der argentinische Peso und mit ihm auch der Aktienmarkt. Der Markt hat Angst vor einem weiteren sozialistischen Regime.

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Am Wochenende fanden Vorwahlen in Argentinien statt. Und diese fielen aus Sicht des Marktes desaströs an. Die Opposition in Form des sozialistischen Prädidentschaftskandidaten Alberto Fernandez kam auf einen Stimmenanteil von rund 47 %. Der amtierende Präsident Mauricio Macri und seine Bewegung "Juntos por el Cambio" (Gemeinsam für den Wandel) erreichte nur 32 %. Der Markt reagiert heute regelrecht schockiert. So verliert der argentinische Peso gegenüber dem US-Dollar und dem Euro jeweils rund ein Drittel an Wert, wohlgemerkt an einem einzigen Tag.

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Argentinische Aktien fallen wiederum reihenweise zweistellig. Der argentinische Leitindex Merval notiert rund 10 % tiefer, der hier dargestellte ETF auf einen Basket mit argentinischen Aktien geht in den freien Fall über.

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Warum reagiert der Markt so extrem? Macri galt als Marktliberaler. Er hat die Währung entkoppelt, Kapitalkontrollen aufgehoben. Und musste einen Scherbenhaufen zusammenkehren, den die Sozialistin Cristina Kirchner, von 2007 bis 2015 in Argentinien an der Macht, hinterlassen hatte. Brisant: Sein Kontrahent Alberto Fernandez war früher Kirchners Untergebener. Sollte er am 27. Oktober zum neuen Präsidenten gewählt werden, würde sie mit ihm zumindest "indirekt" ein politisches Comeback feiern. Und das nach einem Korruptionsskandal, der sich gewaschen hatte. So hatte ein Chauffeur der Kirchners (ihr Ehemann war ebenfalls Präsident) zahlreiche Fahrten unternommen und dabei Berge an Bargeld verteilt. Dies alles wurde in Notizbüchern festgehalten. Doch Kirchners Ansehen im Volk scheint das nicht nachhaltig zu schaden. Zu verdanken hat sie ihre "Wiederauferstehung" dem politischen Versagen Mauris.

Statt "null Armut", wie Mauri sie vollmundig versprochen hatte, ist diese über die vergangenen Jahre stetig gewachsen. Innerhalb eines Jahres stiegen aufgrund explodierender Inflationsraten die Lebenshaltungskosten in Argentinien um über 60 %, die Löhne aber nur um rund 30 %. Die Armutsrate kletterte von einem Viertel auf ein Drittel der Bevölkerung. Macri war eigentlich auf einem guten Weg, die Wirtschaft schien sich zu erholen. Doch die Aufbruchstimmung hielt nicht lange an. Historisch schlechte Ernten im Vorjahr schlugen auf das Geschäft, hinzu floss das Kapital aufgrund steigender Zinserwartungen in den USA wieder aus den Emerging Markets in den US-Dollarraum zurück, der Peso verlor stark an Wert. Daher ruderte Macri zurück, führte plötzlich wieder Subventionen ein. Um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, wurden Preise für Telekommunikationsdienstleistungen, Strom, Gas und Wasser eingefroren. Sein einstieges Vorhaben, liberal zu agieren, warf Macri also über Bord, agierte sozialistisch wie seine ärgsten Konkurrenten, um die Wiederwahl in diesem Jahr noch zu retten.

Nun steht er erneut vor einem Scherbenhaufen, allerdings vor einem eigens verursachten. 2020 muss Argentinien, das durch den IWF bereits vor Jahren "gerettet worden war", 25 Mrd. USD der gewährten Kredite zurückzahlen. Das Land steht also erneut vor dem Kollaps. Dass sich das bei einer Wahl von Fernandez ändern wird, darf bezweifelt werden.

Der Markt jedenfalls hat seine Meinung bereits getroffen. Die Uhr für Argentinien tickt wieder einmal. Und sie tickt immer schneller.

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16 Kommentare

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  • Bastian Galuschka
    Bastian Galuschka Chefredakteur

    Merval -38%. Zweitgrößter Kursverlust eines Aktienindex in der Historie: https://www.bloomberg.com/news...

    23:41 Uhr, 12.08.2019
  • wolp
    wolp

    Schuldenerlass und Investitionen mit staatlicher Garantie, easy going, nur mal weiter denken. Alles so eingefahren, open your mind!

    23:01 Uhr, 12.08.2019
  • Kasnapoff
    Kasnapoff

    Argentinien hatte kein Glück die vergangenen Jahre, aber nun kam in der Person von Präsident Macri auch noch das sprichwörtliche Pech hinzu. Die Sozialisten frohlocken und bei Madame Lagarde & Co. dürften die Alarmglocken läuten. Denn heute haben die Märkte gnadenlos wie sie nun eben sein können, ein vernichtendes Urteil über das Land der Pampas und der Rinderzüchter gefällt. Die desaströse Entwicklung in Argentinien kommt allerdings auch für den großen Rest der Welt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, was man in der angespannten aktuellen Weltlage nämlich überhaupt nicht gebrauchen kann, wäre ein Übergreifen der argentinischen Probleme auf die gesamten Emerging Markets und diese Ansteckungsgefahr ist mitnichten zu unterschätzen.

    Eigentlich ist das Problembündel aus Trump/China , Brexit, Hongkong, Italien und einer deutschen Rezession im Anflug bei weitem umfangreich genug. Ein Flächenbrand in den Emerging Markets könnte das Faß zum Überlaufen bringen.

    Fazit:

    Das Land am Rio de la Plata könnte unfreiwillig zum Zünglein an der Waage werden, ein Schwarzer Schwan, den bislang niemand auf der Rechnung hatte.

    22:46 Uhr, 12.08.2019
  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    Tse-Tse Fliege soll übrigens auch nicht ohne sein

    21:25 Uhr, 12.08.2019
  • Dragoslav
    Dragoslav

    Man darf auf die Kursreaktion des Euro gespannt sein, wenn die Grünkommunisten in BRDistan den Kanzler stellen sollten.

    20:07 Uhr, 12.08.2019
  • kingmidas
    kingmidas

    Sollten die Kommunisten(ehem. Demokraten) in den USA 2020 gewinnen, wird der US Dollar ebenso einen Absturz erleben. Sozialismus hat noch nie funktioniert und für über 100 Mio. tote gesorgt und TROTZDEM gibt es immer noch zurückgebliebene Vollpf*sten die es wieder einführen wollen. Dazu muss man sich nur mal die Demokratischen Präsidentschaftskanidaten ansehen, da geht es nur noch darum wer die meisten Geschenke an Immigranten verteilt.

    Man kann nur für den Weltfrieden und die Weltwirtschaft hoffen, dass keiner dieser Psychopaten die Wahlen 2020 gewinnt.

    18:35 Uhr, 12.08.2019
    4 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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