Kommentar
18:47 Uhr, 23.01.2025

Trump droht und lockt mit Zöllen und Steuern

Entweder unter idealen Bedingungen in den USA produzieren oder hohe Importzölle zahlen: Vor diese Wahl will US-Präsident Donald Trump die Unternehmen in aller Welt stellen.

Wegen seiner Amtseinführung am Montag besucht US-Präsident Donald Trump in diesem Jahr das Weltwirtschaftsforum in Davos nicht persönlich. Am Donnerstag wandte sich Trump aber in einer Videoansprache an die in der Schweiz versammelte Wirtschaftselite der Welt.

„Meine Botschaft an jedes Unternehmen weltweit ist sehr einfach: Kommen Sie und produzieren Sie Ihr Produkt in Amerika, und wir werden Ihnen eine der niedrigsten Steuerbelastungen weltweit bieten“, sagte Trump. „Aber wenn Sie Ihr Produkt nicht in Amerika herstellen, was Ihr gutes Recht ist, dann werden Sie, ganz einfach, einen Zoll zahlen müssen. Einen Zoll in variierender Höhe, aber einen Zoll, der Hunderte Milliarden Dollar und sogar Billionen Dollar in unsere Staatskasse fließen lässt, um unsere Wirtschaft zu stärken und unsere Schulden zu reduzieren. Unter der Trump-Regierung wird es keinen besseren Ort auf der Welt geben, um Jobs zu schaffen, Fabriken zu errichten oder ein Unternehmen wachsen zu lassen.“

Trump will die Körperschaftsteuer auf Bundesebene in den USA von derzeit 21 % auf 15 % senken. Der kombinierte Körperschaftsteuersatz (zentrale und regionale Steuersätze) lag im Jahr 2023 in den USA bei 25,77 % und in Deutschland bei 29,94 %. Unter Trump könnte der kombinierte Körperschaftsteuersatz in den USA auf unter 20 % sinken und damit den Abstand zu Deutschland weiter vergrößern.

wir-haben-die-fartcoin-phase-erreicht-Kommentar-Oliver-Baron-stock3.com-1

Mit seiner Präsidentschaft habe ein goldenes Zeitalter für die USA begonnen, sagte Trump und wiederholte damit ein Thema seiner Amtseinführungsrede. Was die Welt in den letzten 72 Stunden miterlebt hat, ist nicht weniger als die Revolution des gesunden Menschenverstands. Unser Land wird bald stärker, wohlhabender und vereinter als jemals zuvor und der gesamte Planet wird friedlicher und wohlhabender sein“, behauptete Trump.

Fazit: Die Details sind noch nicht sicher, aber Trump droht Unternehmen weltweit mit hohen Importzöllen. Zugleich verspricht der neue US-Präsident ideale Produktionsbedingungen, wenn Unternehmen ihre Werke in die Vereinigten Staaten verlagern. Dies könnte den Unterschied in der Wettbewerbsfähigkeit zwischen Europa und den USA noch verstärken. Immer mehr Unternehmen dürften angesichts einer niedrigeren Steuerbelastung und weniger Regulierung in die USA abwandern. Dies könnte die Politik in Europa zu einem Umdenken zwingen. Die kommenden Jahren dürften sehr spannend werden.

1 Kommentar

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • masi123
    masi123

    Aus europäischer Sicht wird das Thema viel zu aufgeregt betrachtet. US-Zölle wirken nur auf tatsächlich in den USA verkaufte Waren. Exporte in alle anderen Länder oder gar das Inlandsgeschäft sind davon nicht betroffen. Zudem haben deutsche Unternehmen (z. B. Automobilindustrie) bereits viele Betriebsstätten (für den US-Absatz) in den USA, die wohl kaum mit Zöllen belegt werden. Was die Steuervergünstigungen anbelangt, ändern diese nichts an den Produktionskosten (Rohstoffe- und Materialkosten, Löhne und Gehälter). Sie sind höchstens ein sekundärer Anreiz; aber es findet ja auch schon heute eine kreative Steueroptimierung (z. B. via Luxemburg) statt.

    Viel entscheidender sind die genannten Produktionskosten. Hier hat sich Europa aber mit dem Green Deal und besonders Deutschland mit einer völlig missratenen Energiepolitik in eine Sackgasse manövriert und damit die Deindustrialisierung eingeleitet. Wegen der daraus entstandenen Verunsicherung und Verteuerung der Energie werden Unternehmen alleine schon aus Gründen des Risk Managements sich für außereuropäische Produktionsstätten entscheiden (müssen). Die EU müsste ihre Politik fundamental ändern und sich nicht mit vorauseilenden Gehorsam und fragwürdige Deals anbiedern, wie z. B. mehr LNG-Gas in den USA zu kaufen. Dies würde die Energiekosten sogar weiter verteuern und Europa als Produktionsstandort noch mehr schaden.

    Langfristig muss sich erst zeigen, ob die USA sich mit ihrer "Basar-Verhandlungstechnik" und dem daraus zwangsläufig resultierenden Vertrauensverlust, selbst bei seinen sogenannten Partnern, nicht mehr schadet, als es kurzfristig vielleicht einbringt.

    09:37 Uhr, 24.01.