Kommentar
08:37 Uhr, 25.11.2019

Trump braucht China !

Trump hat vieles zu Boden gewirtschaftet. Daher braucht er jetzt China.

Trump betreibt allerfeinste Klientelpolitik. Zumindest hat er das versprochen und ist mit diesem Versprechen gewählt worden. Er wollte Kohle und Landwirtschaft wieder groß machen. Dem Kohlesektor geht es immer noch schlecht. Erst vor kurzem meldete Massey Energy, einer der größten Produzenten des Landes, Insolvenz an. Mit Blick auf die Aktienkurse noch solventer Unternehmen bekommt man Zweifel, dass die USA bald überhaupt noch Kohle als Sektor haben werden. Der Kurs von Peabody Energy ist von 47 Dollar auf weniger als 10 Dollar gefallen. Solche Kursverluste kommen häufig vor der Insolvenz....

Mit der Kohle hat die Klientelpolitik nicht funktioniert. Bei der zweiten Gruppe, Farmern, sieht es nicht viel besser aus. Ohne Berücksichtigung staatlicher Beihilfen ist das Einkommen der Farmer so niedrig wie zuletzt vor 10 Jahren (Grafik 1). Der Rückgang hat zwei Gründe.


Einerseits waren die Preise für Agrarrohstoffe schon einmal höher, andererseits fällt einer der größten Abnehmer, China, praktisch aus. Je geringer die Nachfrage, desto niedriger sind natürlich auch die Preise. Das eine ist vom anderen nicht ganz zu trennen.

China nahm US-Landwirten einmal Produkte im Wert von 20 Mrd. ab. Dieser Wert ist auf 5 Mrd. gesunken, da China Zölle auf US-Produkte erhoben hat. Importeure haben sich einfach andere Lieferanten ausgesucht, die keine Zölle zahlen müssen. Vor allem südamerikanische Länder profitieren davon.

Die Lage der US-Farmer ist prekär. Die Schulden sind auf Rekordniveau (Grafik 2). Der Trend ist nicht neu und hat wenig mit Trump zu tun. Es ist nur unpraktisch, wenn die Politik die Einnahmenseite schmälert, wenn die Schulden hoch sind.


Die Regierung hat das Problem erkannt und unterstütz den Sektor mit knapp 30 Mrd. Dollar. Selbst das ist aber nicht genug. Die Insolvenzen häufen sich. Staatliche Hilfen müssten noch einmal steigen, um die Folgen des Handelskriegs auszugleichen.

Landwirte wären lieber nicht vom Tropf des Staates abhängig, sondern würden lieber Produkte verkaufen. So kurz vor den Wahlen ist ein Turnaround nur möglich, wenn ein Deal mit China erzielt wird. Es ist kein Zufall, dass das Kernstück des Phase 1 Deals landwirtschaftliche Produkte sind. China soll 40-50 Mrd. an landwirtschaftlichen Produkten kaufen.

Das wäre für die Bauern ein Segen. Solange die Käufe anhalten, ist es ein Befreiungsschlag. Eine nachhaltige Lösung ist das dennoch nicht. Dafür braucht es ein Ende des Konfliktes. Bisher ist nicht klar, ob die USA daran überhaupt interessiert sind. Derzeit fokussiert sich das Interesse auf die Landwirtschaft.

Trump braucht den Phase 1 Deal für seine Wähler. Er löst zwar lediglich ein Problem, das er selbst kreiert hat, wird sich dafür aber trotzdem feiern lassen. Am Ende bleibt jedoch die Erkenntnis, dass Trump China mehr braucht als umgekehrt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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