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15:24 Uhr, 26.06.2013

„Trotz steigender Kurse nicht nur Aktien kaufen“

Stuttgart (BoerseGo.de) - Aktien werden für Anleger wieder attraktiver. Damit rücken verstärkt Multi-Asset-Strategien in den Fokus, weil mit ihnen flexibel in Aktien und Anleihen investiert werden kann. „Trotz weltweit steigender Aktienkurse sollten Anleger beim Investment eine vernünftige Streuung ihrer Assets nicht aus den Augen verlieren“, betont Fondsmanager und Aktienexperte Jochen Wolf, der gemeinsam mit Anleihenspezialist Thomas Rademacher den LBBW Multi Global verwaltet. Der LBBW Multi Global ist defensiv ausgerichtet, kann aber bis zu 30 Prozent des Portfolios in Aktien halten. Kürzlich überschritt das Fondsvolumen die Marke von 100 Mio. Euro. „Die starken Mittelzuflüsse der vergangenen Wochen zeigen, wie groß das Bedürfnis der Anleger ist, zum einen die Chancen auf dem Aktienmarkt zu nutzen, aber gleichzeitig auch die Risiken angemessen zu steuern“, sagt Thomas Rademacher.

Derzeit sei zwar häufig die Rede von der „Great Rotation“, dem grundlegenden Wandel weg von Anleihen- und hin zu Aktieninvestments, doch sei nicht klar, ob diese Entwicklung tatsächlich schon begonnen hat. Denn noch immer befinden sich die Finanzmärkte in einem unsicheren Spannungsfeld von Notenbankliquidität und schwierigem Wirtschaftsumfeld. „Anleger, die schon jetzt massiv in Aktien umschichten, setzen alles auf eine Karte“, warnt Wolf. „Wir befinden uns derzeit in einer Übergangsphase.“ In solchen Zeiten kann es sinnvoll sein, die Entwicklung mit reduziertem Risiko zu begleiten.

Selbst ein Transformationsprozess wie eine „Great Rotation“ verlaufe nicht so, dass über Nacht von Renten in Aktien umgeschichtet werde. Vielmehr mache sich dieser Wandel zuerst im Rentenbereich bemerkbar. Dort werde das Risiko leicht erhöht, indem neben Investment-Grade-Anleihen auch High-Yield-Titel gekauft werden. Erst im nächsten Schritt folgen Aktieninvestments. Vor diesem Hintergrund seien über einen langen Zeitraum defensive Multi-Asset-Strategien, die nur bis zu einem bestimmten Grad, beispielsweise einem Anteil von bis zu 30 Prozent, in Aktien investieren dürften, eine Lösung.

Bei der Aktienauswahl stehen für Jochen Wolf Unternehmen im Fokus, die Mehrwert für die Aktionäre generieren, ihre Kapitalkosten verdienen und über den Konjunkturzyklus hinweg stabile Gewinnspannen aufweisen. Denn die Kurse dieser Aktien schwanken bei überdurchschnittlichen Ertragsperspektiven in der Regel geringer als der Gesamtmarkt. Derzeit investiert Wolf unter anderem in die Aktien des Logistikdienstleisters Deutsche Post, des Chemiekonzerns BASF sowie des Lebensmittelkonzerns Nestlé.

Im Rentensektor liegt der Fokus auf Unternehmensanleihen mit guter Bilanzstruktur. Rademacher investiert bevorzugt in solche Corporate Bonds, die sich durch niedrige Volatilität und attraktive Returns auszeichnen. Unter den Top-Ten-Positionen finden sich die Anleihen der Finanzdienstleister Intesa und Unione di Banche Italiane sowie des spanischen Ölkonzerns Repsol.

Bei den Staatsanleihen ist ein selektives Vorgehen gefragt. Hier ist Rademacher auch wieder in den Peripheriestaaten der Eurozone aktiv; unter anderem hat er Anleihen aus Italien, Spanien und Portugal erworben. Das Umfeld dürfte jedoch herausfordernd bleiben. Doch seien auch schon zahlreiche Reformen auf den Weg gebracht worden. Der Reformwille sei erkennbar und wirke sich bereits heute positiv auf die Wettbewerbsfähigkeit der Staaten aus. Wenngleich dieser Prozess auch erst am Anfang stehe, so lasse sich beispielsweise an den jeweiligen Kapitalmarktrenditen die Wende zum Besseren ablesen. „Italien, Spanien und Portugal gelingt es aktuell problemlos, sich zu refinanzieren, selbst die Platzierung 10-jähriger Papiere aus Irland und Portugal gelingt mühelos“, so Rademacher. „Alles in allem ergibt sich ein attraktives Chance-/Risiko-Verhältnis für derartige Investments – und dies in einem absoluten Niedrigzinsumfeld“, betont der Experte.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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