Trotz Preisrückgangs weiter große Angst vor Inflation
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Frankfurt (BoerseGo.de) – Die Inflation in Deutschland ist seit Monaten auf dem Rückzug, und trotzdem haben die meisten Anleger Sorge vor steigenden Preisen. In allen Altersgruppen rechnen die Befragten mit einem Inflationsanstieg, nur ein Prozent geht von Preisrückgängen aus. Eine Trendumkehr zeichnet sich hingegen für die Rentenmärkte ab: Die Zahl der Anleger, die mit weiter fallenden Zinsen rechnen, hat sich mehr von 14 auf 33 Prozent als verdoppelt. Auch das Stimmungsbild für die Entwicklung an den Aktienmärkten ist nach dem deutlichen Optimismus im Vorquartal wieder zurück auf neutral. Nur noch 30 Prozent gehen von steigenden Kursen aus, so das Ergebnis des jüngsten Anlegerbarometers von Union Investment, einer repräsentativen Befragung deutscher Finanzentscheider.
Mit der Finanzmarktkrise ist die Sorge vor überbordender Inflation bei deutschen Anlegern zurückgekehrt. Und das, obwohl der tatsächliche Preisanstieg in dieser Zeit nie höher als 2,4 Prozent, im Schnitt sogar nur bei 1,4 Prozent lag. „Mit einer aktuellen Inflationsrate von 1,5 Prozent liegen wir derzeit immer noch auf einem niedrigen Niveau, seit Jahresbeginn sind die Preise sogar wieder deutlich gesunken“, erklärt Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment. Dass trotzdem mit 81 Prozent (Vorquartal 89 Prozent) weiterhin die überwiegende Mehrheit der Deutschen mit steigenden Preisen rechnet, wertet Gay als Indiz für die große Unsicherheit in der Bevölkerung. „Die Kosten der Krisenbewältigung müssen geschultert werden. Inflation scheint da für viele ein probates Mittel“, so der Geschäftsführer. Bei älteren Menschen ist die Sorge im Übrigen stärker ausgeprägt als bei jüngeren. In der Gruppe der über 50-Jährigen liegt die Quote mit 83 Prozent um 14 Prozentpunkte über dem Wert in der jungen Gruppe. Dabei könnte eine zu niedrige Inflation eher zu Schwierigkeiten führen, weil ein Gegensteuern der Notenbank dann kaum noch möglich wäre. „Die Wirtschaft in der Eurozone muss jetzt wieder Fahrt aufnehmen, damit wir nicht in eine schwierige Phase der Stagnation abrutschen“, gibt Gay zu bedenken. Überzeugt von einer nachhaltigen Erholung sind die befragten Anleger derzeit allerdings nicht. Nur 18 Prozent (Vorquartal 19 Prozent) gehen von einer Verbesserung der Wirtschaftslage in Deutschland aus, die Mehrheit von 58 Prozent (Vorquartal 54 Prozent) rechnet mit keiner Veränderung, 24 Prozent (Vorquartal 27 Prozent) glauben sogar an eine Verschlechterung.
Gedreht hat sich das Stimmungsbild mit Blick auf die Zinsentwicklung. Inzwischen rechnet ein Drittel der Befragten mit leicht fallenden Zinsen – mehr als doppelt so viele wie im Vorquartal (14 Prozent). An steigende Zinsen glauben dagegen derzeit nur noch 14 Prozent, das sind 7 Prozentpunkte weniger als im Vorquartal. Die verbleibende Hälfte (49 Prozent) erwartet keine Änderung. „Es ist wichtig, dass Anleger eine klare Vorstellung von der Zinsentwicklung haben, weil dies unmittelbare Konsequenzen für ihre Anlagestrategie hat. Denn bei den anhaltenden Niedrigzinsen ist mit klassischen Spar- und Festgeldanlagen weiterhin keine auskömmliche Rendite zu erzielen“, resümiert Gay.
Die aktuelle Einschätzung zur Attraktivität der unterschiedlichen Geldanlagen stimmt Gay allerdings nachdenklich. „Auf Aktien oder Investmentfonds setzen nach wie vor nur knapp über 20 Prozent. Dabei sind gerade jetzt Anlagen mit höheren Renditechancen wichtig.“ Mit 75 Prozent ist die Quote derer, die an Immobilien glauben, nochmals um fünf Prozentpunkte gestiegen. Verloren haben dagegen Tages- und Festgelder, die mit 46 beziehungsweise 34 Prozent trotz der niedrigen Zinsen noch immer zu den beliebtesten Anlageformen zählen (Vorquartal 51 und 40 Prozent).
Nachdem ein Großteil der Anleger den Aktienmärkten noch im Vorquartal weitere Kurssteigerungen zugetraut hatte, ist das Stimmungshoch inzwischen wieder abgeflacht. Aktuell gehen 30 Prozent von weiter steigenden Kursen aus (Vorquartal 46 Prozent), 29 Prozent glauben an fallende Notierungen (Vorquartal 14 Prozent), 30 Prozent sind neutral eingestellt (Vorquartal 32 Prozent). „Kein Wunder nach diesem rasanten Aufschwung“, sagt Gay. Trotzdem plädiert er für die Aktie: „Gerade für Deutschland rechnen wir noch mit weiterem Potenzial für Kurssteigerungen. Die Bewertungen sind attraktiv, die Unternehmen solide aufgestellt, und die Gewinnentwicklung ist gut. Auch der europäische Aktienmarkt kann noch viel aufholen, wenn die Wirtschaft wieder Fuß fasst.“
Entscheidend für den langfristigen Anlageerfolg sei, dass Anleger ihr Vermögen breit streuen und dabei auch auf rentierlichere Anlagen wie Aktien setzen würden. „Sparpläne sind für viele der einfachste Weg zurück zur Aktie“, so Gay. Positiv stimmt, dass inzwischen immerhin 80 Prozent schon mal von Fondssparplänen gehört haben. Wie genau ein solcher Sparplan funktioniert, wissen von diesen dagegen nur 27 Prozent. „Da gibt es noch viel aufzuholen. Wer die Vorteile nicht kennt, kann sie auch nicht nutzen“, ist Gay überzeugt. Dabei werde gerade durch das regelmäßige Sparen in Aktienfonds das Risiko möglicher Kursverluste erheblich reduziert und gleichzeitig die Chance auf Mehrrendite eröffnet. „Egal, wann ein Anleger in den letzten 25 Jahren angefangen hat zu sparen: Sparpläne mit einer Mindestlaufzeit von 15 Jahren liegen so gut wie immer im Plus, im Zehnjahresvergleich sind es immer noch 90 Prozent“, stellt der Experte fest.
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