Kommentar
11:55 Uhr, 29.12.2015

Trotz Mini-Zinsen: Die Deutschen sind mit dem Sparbuch zufrieden

Das Anlageverhalten der Sparer in Deutschland ist paradox. Die Deutschen favorisieren weiterhin das Sparbuch. Die Anleger sind mit den Mini-Zinsen, die sie derzeit bei den Banken erhalten, auch noch zufrieden.

Das Anlageverhalten der Sparer in Deutschland ist paradox. Obwohl die Banken nur noch Mini-Zinsen zahlen, ist das Sparbuch weiterhin das beliebteste Anlageprodukt. Noch verrückter ist, dass die Mehrheit Anleger zufrieden damit ist, wie sich ihre Ersparnisse im Jahr 2015 entwickelten. Wie die jährliche GfK-Umfrage im Auftrag des Bankenverbands zeigt, sind 53 Prozent der Bundesbürger mit der Wertentwicklung ihrer Geldanlage zufrieden. Im Jahr 2014 waren es nur 33 Prozent.

Es braucht offenbar nicht viel, um die Deutschen Sparer glücklich zu machen. Auf die Frage, welche Anlagemöglichkeit sie im Jahr 2015 bevorzugt haben, nannten 31 Prozent der Befragten das Sparkonto. Damit war das Sparbuch 2015 erneut das beliebteste Anlageprodukt. Auf Rang zwei und drei folgen das Tagesgeld (24%) und Fondsanteile (21%).

Viele Anleger sind offenbar schon zufrieden damit, wenn ihr Geld noch da ist. Mehr werden muss es überhaupt nicht. Dies belegen auch die hohen Guthaben auf den nahezu unverzinsten Giro- und Tagesgeldkonten. Laut einer aktuellen Statistik der Bundesbank parkten die Deutschen Ende Oktober 1,1 Billionen Euro auf täglich fälligen Einlagen. Das ist doppelt so viel wie Ende 2008.

Wie niedrig die Bereitschaft der Sparer ist, Risiken einzugehen, zeigt die Umfrage an einer anderen Stelle. 72 Prozent der Deutschen können es sich "gar nicht" vorstellen, bei künftigen Geldanlagen ein höheres Risiko einzugehen, um gegebenenfalls eine höhere Rendite zu erzielen. Weitere 19 Prozent beantworteten die Frage mit "eher nicht". "Gut" oder "sehr gut" vorstellen können sich das dagegen nur 9 Prozent.

Der Zinssatz für Sparbücher und Tagesgelder liegt bei vielen Banken unter 0,1 Prozent. Ich gehe davon aus, dass die meisten Sparer in Deutschland auch bei negativen Zinsen am Sparbuch festhalten würden. Der Sicherheitsgedanke ist einfach zu fest in den Köpfen der Deutschen verankert. Und dieses Sicherheitsbedürfnis wird nicht befriedigt, wenn das Geld zu Hause "unter dem Kopfkissen" liegt.

1 Kommentar

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    Warum ist es paradox, keine Bereitschaft zu zeigen, sich an einem genauso fragilen wie korrupten System zu beteiligen und damit sein Erspartes zu riskieren?

    Man sollte nicht den Fehler machen und zwangsläufig den Schluß ziehen, daß ein Fernbleiben von gesteuerten Börsen gleichbedeutend mit Naivität ist.

    Anhand dieser Zahlen lässt sich doch im Umkehrschluß ablesen, welche Personengruppen sich durch die ZBs überhaupt (noch) korrumpieren lassen.

    13:19 Uhr, 29.12.2015

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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