Kommentar
08:55 Uhr, 06.08.2009

Trendwende bei US-Rohöllagern?

1. Lange Zeit tat sich nichts Ungewöhnliches bei den US-Öllagern. Doch seit zwei Wochen sind die Rohölvorräte am Steigen und zeigen damit ein saisonuntypisches Muster auf. In der vergangenen Woche wurden die Ölvorräte um 1,6 Mio. Barrels aufgestockt (Bloomberg-Median: 0,6 Mio. Barrels). Nach dieser Datenveröffentlichung reagierte der Ölpreis prompt mit einem kräftigen Rückgang. Zusammen mit der Vorwoche ergibt sich bei den US-Öllagerbeständen ein kräftiges Plus um 6,8 Mio. Barrels in nur zwei Wochen. Hierbei drängt sich die Frage nach einer eventuellen Trendwende bei den Öllagern auf. Wir sind der Meinung, dass mit diesen beiden Wochendaten kein Lageraufbauzyklus eingeläutet wird. Denn die Ölnachfrage in den USA erholt sich anhand der wöchentlichen Zahlen weiter, und die globale Ölproduktion ist nach wie vor schwach. Eine mögliche Erklärung für den jüngsten Lageraufbau ist die extrem niedrige Kapazitätsauslastung der US-Ölraffinerien, die derzeit ungewöhnlich wenig Rohöl weiterverarbeiten. Einen Lagerabbau gab es zuletzt hingegen bei Benzin (-0,2 Mio. Barrels) sowie bei Heizöl- und Diesel (-1,1 Mio. Barrels).

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2. Seit Ende vergangener Woche schwenkte der Ölpreis wieder auf einen ausgeprägten Aufwärtstrend ein und überschritt die 70 US-Dollar-Marke zum Teil deutlich. Die Haupttreiber dürften weniger Rohstoffmarktnachrichten gewesen sein. Vielmehr scheinen sich die Marktteilnehmer nach wie vor von den freundlichen Aktienmärkten und dem schwachen US-Dollar beeinflussen zu lassen. Einen Rückprall des Ölpreises auf unter 65 US-Dollar halten wir für die kommenden Wochen durchaus für wahrscheinlich. Im Monatsdurchschnitt sehen wir die WTI-Notierung im August bei ca. 66 US-Dollar pro Barrel. Die Rohölsorte Nordsee Brent kostet seit Mitte Juli gut 2 Dollar mehr als die etwas höherwertigere Sorte WTI. Dies dürfte mit dem Wideranstieg der WTI-Lagerbestände am Hauptlieferort Cushing in Oklahoma zu tun haben und sollte ein nur vorübergehendes Phänomen darstellen.

3. Wider Erwarten ging der Ölpreisanstieg Ende Juli nicht mit einem zunehmenden Optimismus der Rohölspekulanten einher. In den letzten beiden Juliwochen beliefen sich die Netto-Long-Positionen der nicht-kommerziellen Ölhändler an der Warenterminbörse in New York (NYMEX) durchschnittlich auf gerade mal dreieinhalb Tausend Kontrakte. Das kann man als eine nahezu neutrale Positionierung der Ölspekulanten bewerten. Derweil geht die Debatte über den Einfluss von Spekulation auf die Ölpreisentwicklung weiter. Nach der Ansage des Vorsitzenden der CFTC, der amerikanischen Aufsichtsbehörde für den Warenterminhandel, Anfang Juli über die Absicht zu einer stärkeren Regulierung der Rohstoffmärkte, folgten in den vergangenen Tagen nun auch Taten. Heute findet die dritte und vorerst letzte Anhörung bei der CFTC statt, die sich mit der möglichen Begrenzung der spekulativen Futurespositionen an den Energiemärkten befasst. Konkrete Beschlüsse und Maßnahmen in Richtung stärkerer Regulierung werden schon in den nächsten Monaten erwartet.

Autor: Dr. Dora Borbély
Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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