Kommentar
09:27 Uhr, 31.07.2008

Trendwende am Rohölmarkt?

1. Die Lagerbestandszahlen aus den USA zu Öl und Benzin kamen heute anders als erwartet. Die Rohölvorräte wurden mit -0,1 Mio. Barrels nur minimal abgebaut – die Markterwartungen (Bloomberg-Median) hatten mit -1,3 Mio. Barrels viel tiefer gelegen. Bei den Benzinlagerbeständen kam es hingegen mit -3,5 Mio. Barrels zu einem überraschend starken Abbau (Bloomberg-Median: 0,35 Mio. Barrels). Entsprechend stieg auch die Benzinnachfrage in derselben Woche um 1,3 % recht kräftig an, liegt aber noch immer 2 % unter dem Vorjahresniveau der entsprechenden Kalenderwoche. Wie erwartet verharrte die Kapazitätsauslastung der Ölraffinerien bei 87,2 %, und die Heizöl- und Dieselvorräte wurden um 2,4 Mio. Barrels aufgestockt (Bloomberg-Median: 2,0 Mio. Barrels).

2. Der Ölpreisrückgang hat sich auch in den vergangenen Tagen fortgesetzt. Sollte dies bereits eine nachhaltige Trendwende am Rohölmarkt sein, würde es dem typischen saisonalen Muster widersprechen. In der Vergangenheit erreichte der Ölpreis den Höhepunkt der Preisentwicklung im Jahresverlauf üblicherweise in den Monaten September und Oktober. Im Sommer befinden wir uns in einer Jahreszeit, in der der Ölpreis in der Regel eher ansteigt. Gründe hierfür sind erstens eine stärkere Nachfrage nach Benzin auf der Nordhalbkugel, was dieses Jahr zumindest in den USA jedoch schwach ausfällt. Zweitens besteht ein erhebliches Hurrikanrisiko im Golf von Mexiko, was sich üblicherweise in einem Risikoaufschlag im Ölpreis widerspiegelt. Drittens fragen die Ölraffinerien im Verlauf der Sommermonate mehr Rohöl nach, um Heizöl für den Winter zu produzieren. Demnach ist es für eine Trendwende am Rohölmarkt eigentlich noch zu früh.

3. Für einen derzeit stattfindenden Stimmungswandel an den Rohstoffmärkten spricht neben dem sinkenden Rohölpreis auch der jüngste Positionswechsel der Rohölspekulanten. Die nichtkommerziellen Händler wetteten in der Woche bis einschließlich 22. Juli das erste Mal seit Februar 2007 mehrheitlich auf fallende Ölpreise. Dabei wurde nicht nur die Anzahl der Short-Positionen ausgebaut, sondern auch die Anzahl der Long-Positionen merklich abgebaut. Vor einem Jahr wurde zuletzt mit so wenigen Kontrakten auf steigende Ölpreise spekuliert wie in der Woche bis einschließlich 22. Juli. Das erste Mal seit längerer Zeit passen die Rohölpreisentwicklung und die Veränderung der Positionierung der Ölspekulanten wieder gut zusammen. Denn der Ölpreis sank in dieser Woche um mehr als 8,5 %.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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