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00:00 Uhr, 27.10.2011

Trading – „Eine erfolgsorientierte Hochleistungstätigkeit“

Steve Ward ist ein echter Quereinsteiger. Als er im Jahr 2002 die Entscheidung traf, sich als Performance Coach für Sportler und Unternehmen selbstständig zu machen, wusste er wohl nicht, wohin er von diesem Punkt an kommen würde. Schließlich gelangte er nämlich in den Finanz

Steve Ward ist ein echter Quereinsteiger. Als er im Jahr 2002 die Entscheidung traf, sich als Performance Coach für Sportler und Unternehmen selbstständig zu machen, wusste er wohl nicht, wohin er von diesem Punkt an kommen würde. Schließlich gelangte er nämlich in den Finanzsektor, um dort mit Tradern aller Couleur zusammenzuarbeiten. Wieso ausgerechnet Trader? Das liegt vor allem daran, dass zwischen Trading und Profisport erstaunliche Parallelen existieren. Aus seinen eindringlichen Erfahrungen auf beiden Gebieten kreierte Steve Ward einen großartigen Coaching-Ansatz.
Das TRADERS Magazin führte das folgende ausführliche Interview mit Steve Ward.

Redaktion: Steve, würden Sie uns etwas über Ihren Hintergrund erzählen?
Steve Ward: Ja, natürlich. Ich begann mein Arbeitsleben als Sportlehrer und Sport-Coach, was ich gründlich genossen habe und was mein Interesse und meine Studien über Leistung und die Psychologie des Lernens, Erfolg und Performance angeregt hat. 2002 traf ich die schwierige Entscheidung, das Unterrichten aufzugeben und mich selbstständig zu machen – was ich an sich immer schon wollte – und zwar mit Performance-Coaching und -Training für Sportler und Teams, den Erziehungsbereich und Unternehmen. Seitdem habe ich das Glück, mit Athleten und Teams in über 30 Sportarten im Leistungs- und Spitzensport sowie auf olympischer Ebene arbeiten zu können. Dazu kamen Trainings mit Lehrern und Schülern sowie die Zusammenarbeit mit einigen klasse Leuten aus Organisationen des öffentlichen und privaten Bereichs, bevor ich mich schließlich auf die Arbeit mit Tradern des Finanzsektors spezialisiert habe, was seit 2005 mein Hauptfokus ist.

Redaktion: Wie ist denn die Zusammenarbeit mit den Tradern entstanden?
Ward: Ich erhielt eine Einladung des weltweiten Chefs für Training und Entwicklung einer sehr großen Trading-Institution in London, den ich anlässlich eines Sportpsychologieprogramms kennen gelernt hatte, in dem ich mit deren Tradern im eins-zu-eins-Coaching und in Seminaren des Graduate-Programms für erfahrene Trader arbeitete. Es war eine echte Herausforderung, weil ich zu der Zeit wenig über die Welt des Finanzhandels wusste, aber mir gefielen das ergebnisorientierte Umfeld und die Performance-Dynamik des Tradens außerordentlich. So gesehen hatte ich einen guten Anhaltspunkt, um davon ausgehend mein Coaching auch auf das Trading auszudehnen.

Redaktion: Das muss eine echte Herausforderung für Sie gewesen sein – Trader können eine ziemlich schwierige Menschengruppe sein, wenn es drauf ankommt.
Ward: Absolut. Ich musste schnell lernen und habe sehr viel gelesen und im Internet nachgeforscht, um mit der Trader-Sprache zurecht zu kommen und den Inhalt und die Konzepte des Tradings zu begreifen. Ich habe sehr schnell herausgefunden, dass Trading definitiv eine erfolgsorientierte Hochleistungstätigkeit darstellt und in dieser Beziehung anderen Bereichen sehr ähnlich ist, in denen ich vorher gearbeitet hatte und dass Trader genau so an sich arbeiten und lernen müssen.

Redaktion: Sie sehen also viele Ähnlichkeiten zwischen Trading und Sport?
Ward: Im Hinblick auf die Bereiche Performance und Hochleistung sehe ich in der Tat viele Ähnlichkeiten zwischen Trading und Sport, zum Beispiel Motivation, Prozesse zum Erreichen eines Ziels, Konzentration und Fokus, Vertrauen, Haltung und Performance unter Druck, Umgang mit Stress und Belastbarkeit sowie Verarbeitung von Rückschlägen und Fehlern. Trading ist auf seine Weise einzigartig und meiner Meinung nach eine der anspruchvollsten Hochleistungstätigkeiten, die es gibt. Erstens traden professionelle Trader täglich, sie „konkurrieren“ also jeden Tag, was in den meisten Sportarten nicht der Fall ist. Zweitens gibt es kaum Trainingszeit, sodass Lernen und Entwicklung live – „während des Spiels“ – erfolgen. Und schließlich ist da als Wichtigstes noch die ganze Dynamik der Entscheidungsfindung zu nennen. Das ist ein Schlüsselbereich, und die Fortschritte im Bereich der „Behavioral Finance“ in letzter Zeit haben geholfen, mehr Einblick in die Beurteilungsfehler zu erhalten, die die meisten Trader machen.

Redaktion: Welche Art Fehler?
Ward: Wir wissen zum Beispiel, dass eine der goldenen Regeln beim Traden darin besteht, dass man die Gewinne laufen lässt und die Verluste schnell abschneidet – was nach Vernunft und Logik absolut sinnvoll ist. Allerdings wissen wir auch, dass viele Trader genau das Gegenteil tun und ihre Gewinne zu schnell mitnehmen und ihre Verluste laufen lassen. Behavioral Finance hat gezeigt, dass es eine Verlust- angst genannte Beurteilungstendenz gibt, die grundsätzlich aussagt, dass die meisten Menschen in einer Gewinnsituation verlustscheu sind und weniger risikoscheu in einer Verlustsituation.

Das ist eine bei den meisten Leuten verankerte menschliche Ausrichtung. Beispiele dafür sind: Ein übermäßiges Selbstvertrauen; eine mentale Buchhaltung: „Wie gehen Sie mit Ihren Gewinnen und Verlusten um? Gibt Ihnen zum Beispiel ein großer Gewinn ein „Polster“ oder ‚„Geld zum Spielen“?“.

Die Neigung zu selektiver Wahrnehmung und Bestätigung: „Wir sehen, was wir sehen wollen.“, und viele andere, für die die meisten Menschen prädisponiert sind. All das legt die Vermutung nahe, dass ein Mensch effektiver im Umgang mit diesen Tendenzen werden muss, wenn er ein erfolgreicher Trader werden will, und dass die Mentalität der erfolgreichen Trader über der Norm liegt. Die Schwierigkeit, sich an die Trading-Regeln zu halten, hat ihren Ursprung in solchen Neigungen – wir wissen, was wir tun „sollten“, empfinden es aber als schwierig, es zu tun.

Redaktion: Was können Trader denn tun, um diese Tendenzen zu überwinden?
Ward: Der erste Schritt, sie unter Kontrolle zu bringen ist, Bewusstheit zu entwickeln. Lektüre auf dem Gebiet der Behavioral Finance ist für Trader sehr nützlich, weil es immer darum geht, gute Finanzentscheidungen zu treffen – das ist der Kern des Tradens. Zweitens können Trader durch das Führen eines Trading-Tagebuchs Muster bei der Entscheidungsfindung aufspüren und notieren sowie zutreffendenfalls diejenigen Fehler identifizieren, für die sie am anfälligsten sind.

Die dritte Stufe ist dann, an der persönlichen Fähigkeit zu ihrer Bewältigung zu arbeiten, indem definierte Handelsstrategien und Ansätze entwickelt und mentale und verhaltensmäßige Konditionierung angewendet werden, um die Regeleinhaltung zu stärken und positives Trading-Verhalten durchzusetzen.

Redaktion: Haben Sie weitere Vorschläge, wie Trader ihre Performance verbessern können?
Ward: Das hängt natürlich vom Einzelnen ab, wo seine Problematik liegt, wie sein Handelsstil ist und so weiter. Zu den Strategien, die ich einsetze, gehört aber zunächst die Beurteilung, an welchem Punkt seiner Entwicklung sich ein Trader befindet – Anfänger, Neuling, Fortgeschrittener, Fachmann oder Meister –, welche Finanzinstrumente er handelt und wie er das tut. Außerdem von Bedeutung: Die Bewertung ihrer Einschätzung, was sie davon abhält, ihre Wunschziele und -ergebnisse zu erreichen.

Um erfolgreich zu sein, ist es ganz wichtig, dass Trader eine Handelsstrategie mit positivem Erwartungswert haben und in der Lage sind, diese Strategie beim Trading dauerhaft durchzuhalten. Wenn Trader keine Strategie mit positivem Erwartungswert haben, kann ich wenig für sie tun – sie brauchen dann Coaching für das Trading, was ich sehr empfehle. Wenn sie eine Strategie mit positivem Erwartungswert haben, aber sie nicht nachhaltig durchführen, dann ist es recht wahrscheinlich, dass es Bereiche gibt, in denen Psychologie und Performance-Coaching hilfreich sein können. Wenn die Herausforderung darin liegt, diese Regeln zu befolgen, würde ich mit ihnen daran arbeiten, den mentalen Prozess, bei dem was sie tun, zu überprüfen und dann dabei zu helfen, das alte Verhalten durch ein neues zu ersetzen. Das kann durch die Benutzung von Techniken wie mentale Konditionierung durch Visualisierung oder mentale Übungen geschehen.

In einigen Situationen lehre ich sogar Selbsthypnose. Bei meiner Arbeit analysiere ich ihre Gedanken, Überzeugungen und Emotionen und nehme nötige Anpassungen vor. Ich helfe ihnen auch dabei, durch Verankerungstechniken positive Gefühle mit der Verfolgung ihrer Strategie zu verbinden. Es gibt keine magischen Fixierungen. Ein Trader muss sich der Verbesserung seiner Performance verschrieben haben und dann arbeiten wir gemeinsam daran, seinen Plan zur Performance-Verbesserung umzusetzen und den Fortschritt zu messen, bis wir am Ende das gewünschte Ergebnis erzielen.

Es ist interessant, dass einige Trader zum Coaching kommen, die bereits sehr erfolgreich sind, aber noch besser werden wollen – etwa 20 Prozent meiner Kunden. Wir suchen gemeinsam nach Wegen, ihre Fertigkeiten und Talente noch weiter zu entwickeln, damit sie ihre Stärken voll ausschöpfen und letztlich eine noch höhere Leistungsstufe erklimmen. Coaching soll jedem helfen, besser zu werden, gleichgültig, wo er heute steht.

Redaktion: Es muss sehr befriedigend sein, Tradern dabei zu helfen, sich zu verbessern. Wie ist Ihre Erfolgsquote?
Ward: Ich mag sehr gern, was ich tue. Es ist faszinierend, mit Leuten zusammenzuarbeiten und ihnen dabei zu helfen, ihre Performance zu verbessern, und noch befriedigender wird es, wenn Trader immer wieder erzählen, dass es ihnen auch in anderen Bereichen ihres Lebens geholfen hat, was wir zusammen erarbeitet haben.

Meine Erfolgsquote? Nicht leicht zu sagen, aber ich denke, dass 95 Prozent der Trader, mit denen ich gearbeitet habe, das Ziel erreicht haben, das wir uns gesetzt hatten, und dass jeder in irgendeiner Form von den gemeinsamen Sitzungen profitiert.

Redaktion: Gibt es besondere Herangehensweisen und Techniken, die Sie einsetzen?
Ward: Der Umfang meiner Strategien ist recht vielseitig – ich bevorzuge keinen bestimmten Ansatz. Ich bediene mich der Strategien und Techniken aus Sport- und Performance-Psychologie, Behavioral Finance, positiver Psychologie, kognitiver Verhaltenstherapie, lösungsorientiertem Coaching, etwas NLP, Sport-/Leistungs-Hypnose, Stress-Management und Entwicklungsansätze aufgrund meiner Erfahrung als Ausbilder und Trainer. Mein Ziel ist es, Stil und Strategie den Kunden und ihren Bedürfnissen anzupassen. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.

Redaktion: Gibt es gemeinsame Themen unter den Tradern, die zu Ihnen kommen?
Ward: Ja, im Allgemeinen gibt es Schlüsselthemen, mit denen die Trader kommen, aber jeder Trader ist ein Individuum, und die Problemstellungen können sich stark unterscheiden. Themen wie Disziplin, das heißt sich an Strategien und Regeln zu halten, Vertrauen, Konzentration und Fokus, das Überwinden von Ängsten, Emotions-Management, der Umgang mit Verlusten und Rückschlägen und so weiter sind sehr verbreitet.

Redaktion: Emotionen sind wohl ein Schlüssel für Trader – wie helfen Sie Tradern dabei?
Ward: Zuerst müssen wir hier klarstellen, dass es ein Fehlkonzept darstellt, zu glauben, Trader sollten ohne Emotionen traden.

Das ist ein schlechtes Ziel. Warum? Weil es nur einen Moment im Leben gibt, in dem Sie keine Emotionen haben – wenn Sie tot sind. In Wirklichkeit wollen wir Emotionen durchmachen, die nützlich für uns sind und unser Trading unterstützen, also leistungssteigernd sind. Zustände wie Disziplin, Vertrauen, Fokus, Haltung. Ein Trader muss sein persönliches ITS (Ideales Trading Stadium) erkennen können und dann in der Lage sein, diesen Zustand während der Handelssitzung aufrecht zu erhalten.

Redaktion: Wie erreichen Trader ihren idealen Trading-Zustand und wie erhalten sie ihn aufrecht?
Ward: Dafür gibt es zwei Schlüsselkomponenten. Erstens, was ich die pragmatischen Strategien nenne. Dazu zählen: Die Entwicklung von Kompetenz auf hohem Niveau, denn Kompetenz stärkt das Vertrauen. Das Managen von Risiko, da Trader häufig Angst und Sorge empfinden, einfach weil sie zu viel Risiko eingehen.

Das bedeutet: Weniger Risiko, weniger Angst. Das Vorbereiten und Planen, da es beim Vertrauen hilft. Die Fokussierung auf die Ausführung der Trades und nicht auf Gewinn und Verlust, da es den Fokus verbessert und eine Ablenkung sowie ein Angstgefühl verringert. Die zweite Komponente basiert auf dem Zusammenhang zwischen Psychologie und Physiologie.

Das heißt, dass sich unser emotionaler Zustand aus unser Physiologie ergibt: Atmung, Herzschlag, Muskelspannung ebenso wie die Körpersprache und das Energieniveau. Außerdem schließe ich darin auch unsere kognitiven Prozesse mit ein, also was und wie wir denken und uns etwas vorstellen. Als Beispiel: Jemand mit einer schnellen und flachen Atmung, hoher Muskelspannung, nervösen Finger- und Fußbewegungen, in der Vorstellung, Geld zu verlieren, könnte durchaus Angst empfinden. Jemand, der tiefer aus dem Zwerchfell atmet, mit entspannten Muskeln, der daran denkt und sich vorstellt, dass er gut tradet, könnte mehr Vertrauen empfinden.

Ich lege den Leuten nahe, zu ihren Emotionen zu stehen, Emotionen als nützlich zu akzeptieren und dann zu versuchen, über einen möglichst langen Zeitraum einen positiven Zustand zu erhalten. Dinge wie Angst, übermäßiges Vertrauen, Ärger und Frust können zum Verlust der Disziplin beitragen.

Eine wirklich einfache und leistungsfähige Strategie ist, sich daran zu gewöhnen „einzuchecken“. Bewerten Sie Ihr ITS als zehn auf einer Skala von eins bis zehn. Beobachten Sie während des Tages, wo Sie sich befinden. Wenn Ihr Wert niedriger ausfällt, als Ihnen lieb ist, fragen Sie sich, wodurch das verursacht ist, zum Beispiel durch Ermüdung, Hunger, Frustgefühle, und wodurch es ausgelöst wurde.

So erkennen Sie mögliche Aktionspunkte und können daran arbeiten, den Wert zu verbessern oder notfalls mit dem Traden aufzuhören. Mit dem Spitzen-Trading ist es wie mit jeder Hochleistung: Es ist zustandsabhängig. Traden Sie, wenn Sie in Bestform sind.

Redaktion: Steve, Sie haben offensichtlich ein tiefes Verständnis von Trading-Psychologie und Performance. Ich frage mich: Haben Sie selbst einmal getradet?
Ward: Ja, ich trade den Mini-Dow und etwas FX, wenn ich dazu komme – was zur Zeit wegen der Arbeitsanforderungen nicht so häufig ist, und weil ich auch Zeit mit der Familie verbringen und mich fit halten will.

Anfangs habe ich Traden gelernt, um aus erster Hand zu erfahren, was Trader denken und fühlen, und dann packte mich die Herausforderung. Ich mag das Gefühl der Hochleistung und suche den Weg zur Performance-Verbesserung. Für mich ist das wie Sport.

Redaktion: Können Sie sich vorstellen, irgendwann einmal für Ihren Lebensunterhalt zu traden?
Ward: Lustig, danach bin ich schon einige Male gefragt worden; außerdem wie es meiner eigenen Psyche geht. Der geht es ziemlich gut.

Die Antwort ist nein; nicht für meinen Lebensunterhalt, aber zukünftig vielleicht regelmäßiger. Mir gefällt einfach, was ich jetzt tue, und ich helfe Leuten sehr gerne. Schon in jüngeren Jahren habe ich mich immer dem Unterrichten, dem Coaching und der Ausbildung gewidmet – das ist meine Passion und vielleicht Bestimmung. Nebenbei gesagt ist es sehr wichtig für die Menschen, ihre Werte und ihre Bestimmung zu erkennen, denn sobald man diese einmal verstanden hat, kann man für sich selbst ein erfüllteres Leben gestalten. Das gilt auch für Trader. Trader müssen ihre Motivation und Bestimmung für Trading verstehen und ihre Trading-Prozesse entsprechend aufbauen.

Redaktion: Worin sehen Sie die Hauptmotivation dafür, dass Leute Trader werden?
Ward: Wenn ich die Frage stelle: „Was erwarten Sie vom Traden?“, beziehen sich die meisten Leute auf Geld. Aber wenn ich nachhake, warum sie abgesehen vom Geld noch traden, gehen sie weiter in die Tiefe und nennen solche Werte wie Freiheit, Sicherheit und Glück.

An der Oberfläche steigen die meisten Menschen wahrscheinlich wegen des Geldes und der Möglichkeiten, die Geld bietet, ins Trading ein, aber viele Leute genießen die Finanzmärkte und Herausforderungen, die im Traden liegen, ganz einfach. Wenn man Geld als Hauptmotivation nimmt, fragt sich, was passiert, wenn während einer Drawdown-Periode kein Geld eingeht? Die Motivation leidet. Manche Leute sagen, dass sie die Spannung suchen, die im Traden liegt. Denen sage ich dann, dass sie, wenn sie nur Spannung suchen, besser erst einmal Fallschirm springen sollten, bevor sie mit dem Trading beginnen.

Denn beim Traden können, wie wir alle wissen, lange Strecken der Inaktivität vorkommen. Wir müssen vorsichtig sein mit dem, was wir uns wünschen, weil, um es mit den Worten des großen Ed Seykota zu sagen: „Jeder das von den Märkten bekommt, was er haben will“. Man kann jede Menge Aufregung beim Auf und Ab in Gewinn und Verlust haben, ohne damit Geld zu verdienen. Philosophisch ausgedrückt: Das Streben nach Höchstleistungen und das Verfolgen des Ziels, Meisterschaft im Trading zu erwerben, das heißt der beste Trader zu sein, der Sie sein können. Dabei liegt der Fokus auf dem Sammeln der für den Erfolg notwendigen Kenntnisse und des erforderlichen Wissens. Außerdem ist es den Ergebnissen überlassen, für sich selbst zu sorgen. Das ist ein Konzept, das sich anzustreben lohnt.

Redaktion: Wie verteilt sich Ihre Zeit in einer durchschnittlichen Woche oder einem Monat?
Ward: Ich habe das große Glück, dass meine Arbeit sehr vielseitig ist. Ich mache firmeninternes Training und Coaching bei Trading-Institutionen und Banken in den USA und Europa und helfe bei Rekrutierungs- und Ausleseprozessen sowie bei der Trader-Performance-Analyse.

Ich führe regelmäßige Trainings und Seminare an der London Stock Exchange durch. Ich arbeite eins-zu-eins und in kleinen Gruppen-Coaching-Sitzungen mit Tradern. Ich schreibe für Zeitschriften und für meinen eigenen Newsletter. Bei Interesse an diesem Newsletter kann man mir eine E-Mail an steve.ward@schneidertrading.com schicken. Außerdem entwickle ich zurzeit ein sehr spannendes Sieben-Wochen-Programm in Trading-Psychologie mit Precision Trader. Einzelheiten dazu finden Sie unter www.tradewithprecision.com. Den Rest meiner Zeit verbringe ich mit Lesen und Forschen in Bereichen von Trading- und Performance-Psychologie und entwickle Ideen. Alles in Allem bin ich sehr beschäftigt, lebe aber so, wie ich es mir wünsche. Daher kann ich nicht klagen.

Redaktion: Sie erwähnten, dass Sie mit Trader-Auswahl, -Beurteilung und -Rekrutierung befasst sind. Das klingt besonders interessant. Gibt es eine geheime Formel? Benutzen Sie irgendwelche psychometrischen Tools? Wenn ja, welche und inwiefern helfen sie Ihnen?
Ward: Meine Arbeit bei der Auswahl und Beurteilung von Tradern ist tatsächlich sehr interessant, und es steht mir aus offensichtlichen Gründen nicht frei, über spezielle Techniken zu sprechen. Wenn wir uns ansehen, was einen großen Trader ausmacht, gibt es da eine Menge gemeinsamer Charakteristiken. Letztlich gibt es aber viele unterschiedliche Trading-Stile, viele unterschiedliche Marktarten und viele Menschen, die traden wollen. Es ist eine echte Herausforderung, dass die richtigen Leute die richtigen Märkte in dem für sie richtigen Stil traden – das heißt, ihre Trading-Nische zu finden, wie es Brett Steenbarger in seinem Buch „Enhancing Trading Performance“ ausdrückt.

Ich bin kein großer Verfechter psychometrischer Tools, sondern ziehe es vor, Menschen persönlich zu treffen, mit ihnen über ihr Trading zu sprechen und durch ein Interview mehr in Erfahrung zu bringen. Zudem sehe ich ihre Trading-Aufzeichnungen ein und mache Beobachtungen beziehungsweise Bemerkungen dazu.

Ich verwende aber ein Tool namens TAIS – „The Attentional and Interpersonal Styles Inventory“. TAIS misst die Performance-Stile einer Person, und die Skalen betreffen Bereiche wie Konzentration, Analytik, Intuition, Informationsverarbeitung, Entscheidungsfindung, Risikoanfälligkeit, Vertrauen, Performance unter Druck und so weiter.

Ich habe es als besonders nützlich empfunden, den gegenwärtigen Trading-Ansätzen meiner Schützlinge einen persönlich passenden Stil gegenüber zu stellen. Das heißt, wenn jemand besonders analytisch und langsam in der Entscheidungsfindung ist, kann es für ihn schwierig sein, Märkte zu handeln, die sich schneller bewegen. Es ist sehr wichtig dafür zu sorgen, dass Trader, Trading-Stil und Märkte zusammenpassen; deshalb ist es gut, ergänzende Daten zu sammeln.
Redaktion: Steve, noch eine letzte Frage – haben Sie einen abschließenden Rat für Trader?
Ward: Denken Sie daran, dass erfolgreiches Trading voraussetzt, dass Sie eine profitable Handelsstrategie haben und dass Sie in der Lage sind, diese Strategie beständig zu traden – soweit der psychologische Teil.

Arbeiten Sie daran, beide Bereiche weiter zu entwickeln, und vergessen Sie nicht, dass Trading eine Hochleistungsaktivität ist, die bis zu ihrer Beherrschung viel Übung und Zeit erfordert. Genießen Sie die Reise dahin.

Redaktion: Steve, wir danken Ihnen für dieses Gespräch.


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Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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