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Kommentar
13:00 Uhr, 24.10.2024

ThyssenKrupp: zwischen Hammer und Amboss

ThyssenKrupp und deren Vorgängerunternehmen gehören zu den historisch bedeutsamsten Namen Deutschlands. Seit über zehn Jahren macht das Traditionsunternehmen jedoch schwierige Zeiten durch.

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Vontobel Kolumne

ThyssenKrupp und deren Vorgängerunternehmen gehören zu den historisch bedeutsamsten Namen Deutschlands. Seit über zehn Jahren macht das Traditionsunternehmen jedoch schwierige Zeiten durch. Trotz diversen Umstrukturierungen und Verkäufen von Teilbereichen des Konzerns steht ThyssenKrupp unter Druck. Nun soll auch noch der historische Kern, das Stahlgeschäft veräußert werden. Kann Thyssenkrupp seine internen Herausforderungen in einem schwierigen Umfeld erfolgreich angehen oder droht das Ende einer altehrwürdigen Institution?

Aktienanleihe mit Barriere

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Kupon p.a.

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VC5UM2 ThyssenKrupp AG 14,00% 80,00% 28.10.2024

Stand: 23.10.2024 12:00 Uhr; Währung: EUR

Ein kurzer Blick zurück

Der Konzern ThyssenKrupp AG entstand 1999 nach einem Zusammenschluss der Fried. Krupp AG mit der Thyssen AG. Beide Unternehmen waren seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts und somit seit den Anfangszeiten der Industrialisierung im Stahlsektor tätig und haben Deutschlands Entwicklung zu einem führenden Industriestaat entscheidend geprägt.

Nach größtenteils positiven Geschäftsjahren unmittelbar nach der Fusion zur Jahrtausendwende versetzten fehlgeschlagene Ambitionen zum Bau von Einrichtungen in Brasilien und den USA dem Konzern einen herben finanziellen Schlag. Die geplanten Werke mussten im Jahr 2012 abgeschrieben und mit Verlusten im Milliardenbereich verkauft werden, eine Fehlinvestition, mit dessen Nachwirkungen der Konzern bis heute noch zu kämpfen hat.

In welchen Bereichen ist ThyssenKrupp heute tätig?

Der Thyssenkrupp-Konzern deckt nach wie vor eine stattliche Anzahl Geschäftsfelder ab. Seine Tochtergesellschaften beliefern die Automobilindustrie, der Konzern besitzt mit „Marine Systems“ einen führenden Hersteller von nicht-atomaren U-Booten, er baut Industrieanlagen und ist mit „Steel Europe“ nach wie vor im Stahlsektor tätig. Die umsatzstärksten Teilbereiche waren im Jahr 2023 das Rohstoffhandelsgeschäft „Materials Services“, knapp vor Steel Europe, wobei das Stahlgeschäft den höchsten Profit generierte.

Zuvor wurden im Verlauf des letzten Jahrzehnts im Rahmen von Restrukturierungen unter anderem Teilbereiche wie das Edelstahlgeschäft (ehem. ThyssenKrupp Stainless) oder das Aufzugsgeschäft veräußert. Das Aufzugsgeschäft wurde im Jahr 2020 für über 17 Millionen Euro verkauft, obwohl es gewinnbringend war und in einem Markt mit guten Wachstumschancen operierte. ThyssenKrupp war jedoch dringend auf die aus dem Verkauf gewonnenen Mittel angewiesen – unter anderem zur Bekämpfung der anwachsenden Schuldenlast.

Welche Probleme machen ThyssenKrupp zu schaffen

Der Thyssenkrupp-Konzern kämpft bereits seit einigen Jahren gegen diverse ungünstige Umstände an. Der Konzern machte in Vergangenheit immer wieder mit Restrukturierungs- und Verkaufsplänen von Teilsparten auf sich aufmerksam. Da mit solchen Maßnahmen oft auch Personalentlassungen miteinhergehen, stehen der Konzern und sein Vorsteher Miguel Ángel López Borrego mittlerweile auch vermehrt im politischen Rampenlicht.

ThyssenKrupp leidet dabei nicht nur unter den konjunkturellen Problemen der deutschen Industrie und der Stahlbranche, sondern hat auch mit hausgemachten Problemen zu kämpfen. Der geplante Verkauf der Stahlabteilung Steel Europe erhitzt die Gemüter. In einer Vorstandssitzung des Konzerns kam es laut Medienberichten zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Vorstandsmitgliedern von „ThyssenKrupp Steel Europe“ und dem Konzernchef Miguel Lopez. Infolgedessen gaben mehrere Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder von Steel Europe ihren Rücktritt bekannt. Die Quelle der Uneinigkeiten: die Herauslösung des Stahlherstellers erfordert Sparmaßnahmen, worunter auch Streichungen von Arbeitsstellen fallen könnten. Die Rede ist von mehreren Tausend Arbeitsstellen – Steel Europe beschäftigt über 25.000 Mitarbeitende. Außerdem erfordert die Veräußerung eine Mitgift des Mutterkonzerns. Ein Finanzpaket, mit welchem unter anderem Einrichtungen modernisiert werden sollen, damit sich das Unternehmen eigenständig am umkämpften Stahlmarkt behaupten kann.

Wieso soll das Stahlgeschäft verkauft werden?

Die Stahlindustrie Deutschlands wurde hart von der Energiekrise getroffen. Zudem wird von der Branche erwartet, Bestrebungen zu einer umwelterträglicheren Produktion vorzunehmen und sich schnellstmöglich von der Braunkohle als Hauptenergieträger zu verabschieden. Damit der Kraftakt mit der Umstellung zu umweltfreundlicherem Stahl mithilfe von Wasserstoffenergie gelingen kann, hat ThyssenKrupp vom deutschen Staat bereits ein Unterstützungspaket in Höhe von bis zu 2 Milliarden Euro erhalten.

Zu all diesen Herausforderungen kommt noch ein zunehmend steigendes Konkurrenzangebot von Billigstahl aus China, welches die gesamte europäische Stahlindustrie unter Druck setzt. All diese Einflussfaktoren haben dazu geführt, dass es für den ThyssenKrupp-Konzern zunehmend zur Last wird, sein Stahlgeschäft fortzuführen. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, ist eine Sanierung von Nöten.

Nun soll Daniel Kretinsky einspringen. Der tschechische Investor und Eigentümer des Energieversorgungsunternehmens EPH mit Sitz in Prag hält eine Position von 20 Prozent an ThyssenKrupp Steel Europe und hat bereits Interesse bekundet, diesen Anteil auf insgesamt 50 Prozent zu erhöhen, womit ein 50 / 50 Joint-Venture entstehen würde.

Während die Konzernleitung und die größte Aktionärin des ThyssenKrupp-Konzerns, die Krupp-Stiftung, dieses Engagement begrüßen, sind Interessensgruppen wie Mitarbeitende und die Gewerkschaft IG Metall weniger enthusiastisch. Dem Investor werden mangelnde Transparenz und ein fehlendes Konzept zur strategischen Ausrichtung von Steel Europe vorgeworfen.

Welche Optionen liegen auf dem Tisch?

Wie schmerzhaft es auch klingen mag, der Grundtenor der Stimmen aus Wirtschaft und Politik sieht die Verselbständigung des traditionsreichen Stahlgeschäfts als einen Schritt in die richtige Richtung. Auch werden vermehrt Rufe nach einem Einstieg des deutschen Staates laut, die jedoch nicht auf viel Anklang stoßen. Vieles wird davon abhängen, ob sich die Interessensgruppen der Gewerkschaften, Vorstände und Investoren auf einen Grundkonsens einigen können. Auch könnte die Positionierung der Krupp-Stiftung, der größten Einzelaktionärin des Mutterkonzerns, eine Rolle spielen. Bisher hat sich die Stiftung, die sich mit 21 Prozent am Grundkapital beteiligt, eine eher passive Rolle gespielt. Angesichts der zunehmenden Herausforderungen und der zunehmenden Kritik an der Stiftung bleibt es offen, ob sich die Hauptaktionärin des Konzerns zu einer aktiveren Teilnahme entschließen lassen wird.

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