Kommentar
21:00 Uhr, 24.08.2008

The Road to Hell – Wie aus der Finanzkrise eine Wirtschaftskrise wurde

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Heute möchte ich mich mit der Entwicklung der Wirtschaft beschäftigen, denn diese befindet sich auf der „Road to Hell“.

In den Massenmedien kommt das Thema Wirtschaftsentwicklung nur am Rande vor. Die Verluste der Banken sind schon so normal geworden, dass diese keinen mehr kratzt. Einzig die Inflation schafft es immer wieder in die Zeitungen des kleinen Mannes.

Was ist aber mit den Fachleuten? Was schreiben die Ökonomen und Professoren? Was hört man auf den Wirtschaftssendern Bloomberg bzw. CNBC? In diesen Bereichen werden die Berichte immer düsterer und ich möchte Ihnen dazu einige Beispiele geben.

Die Thesen des Nouriel Roubini:

Der auffälligste Experte ist für mich in den letzten Wochen Nouriel Roubini. Der Professor für VWL von der Stern School of Business in New York, wurde zuerst in Barrons zitiert, dann fand ich ein Interview mit ihm in der Wirtschaftswoche.(WIWO) (Ausgabe 33 Seite 93). Diese Woche war er auch in CNN zu sehen, wo er im gebrochenen Englisch (er wurde in der Türkei geboren, ist italienischer Abstammung und war Berater von Bill Clinton) seine Thesen verbreitet.

Was sagt dieser Experte, dem die WIWO attestiert, dass seine Prognosen bisher immer zutreffend waren?

  • wir befinden uns in der zweiten Phase einer tiefen, langwierigen Rezession, die bis gut Mitte nächstes Jahres anhalten wird

  • hunderte US-Banken werden noch pleite gehen

  • die FED hat seit 2001 durch niedrige Zinsen die Kredit- und Wohnbaublase genährt

  • die Kreditausfälle der US-Banken werden mind. US$ 1.000 Mrd. ausmachen, bisher wurden erst U$ 300 Mrd. wertberichtigt.

Das sagt ein Experte, der bisher immer recht gehabt hat. Meine Frau sagte vor einer Woche, als Hr. Eichelburg in seinem Artikel schrieb, dass hunderte Banken in den USA vor den Bankrott stehen. „Das glaube ich nicht; das kann ich mir nicht vorstellen; das ist viel zu extrem.“ Denken Sie bitte daran, daß Hr. Eichelburg oder andere Autoren sich mit obigen Aussagen auf Prof. Roubini beziehen und der jetzt in allen Wirtschaftsmedien präsent ist und man ihm dort attestiert, dass er sich bisher nicht geirrt hat.

Wem dieser Professor zu unbekannt ist, möchte ich ein aktuelles Zitat von Alan Greenspan beifügen, der an der Größe der heutigen Probleme im Finanzsystem einen wesentlichen Anteil trägt:

Diese Krise ist anders – ein Ereignis, wie es ein- oder zweimal pro Jahrhundert vorkommt, tief verwurzelt in den Ängsten vor der Insolvenz großer Finanzinstitutionen.“

Das klingt für mich nicht nach „alles wird gut“, oder? Das klingt für mich sehr nach dem Kondratieff-Zyklen (ein Ausdruck, den der Ökonom Joseph Schumpeter in seinem Werk über Konjunkturzyklen 1939 geprägt hat).

Der Öl- Agrar- und Goldpreis:

In meinem letzten Artikel „Ölpreis - Gefahr für die Weltwirtschaft“ habe ich eine Studie der HVB zitiert. Wie schaut deren aktuelle Prognose für den Ölpreis, unter Berücksichtigung des wirtschaftlichen Abschwungs, aus? In der WIWO Ausgabe 33 Seite 105 kommt der Rohstoffexperte Jochen Hitzfeld von der HVB zu den Themen Öl/Agrar/Gold zu Wort. Er erwartet, dass der Ölpreis nicht unter US$ 100 fallen wird, dass ein Preisrückgang bis auf 100 – 105 erfolgen könnte und dass es schnell wieder in Richtung 125 gehen könnte.

Hintergrund dieser Prognose: es gibt strukturelle Probleme auf der Angebotsseite. Einen effektiven Rückgang der Ölnachfrage erwartet er aber nur in einer schweren Rezession.

Zu den Agrarpreisen meint er, dass diese kurzfristig überhitzt waren. „Langfristig wird sich an der strukturellen Knappheit nichts ändern. Dafür sorgen das Bevölkerungswachstum, der Klimawandel, neue Essensgewohnheiten in den Schwellenländern und eine weltweit über Jahrzehnte betriebene verfehlte Agrarpolitik.“ So seine Aussage.

Und seine Aussagen zum Goldpreis? „Solange die Hälfte der Weltbevölkerung unter hoher Inflation leidet, bleibt Gold im Aufwärtstrend“. Seine Aussage zu diesem Thema.

Diese Prognose klingt für mich „Pest oder Cholera“! Entweder hohe Inflation (w/Öl und Agrarpreisen) oder schwere Rezession. Beides sehr beunruhigend und man sollte seinen Rat zum Kauf von Gold (und Silber) ernst nehmen.

Ansonsten liest sich die Ausgabe Nr. 33 der WIWO sehr negativ. Ich nenne nun einige Artikel, welche sich mit der aktuellen Wirtschaftskrise auseinandersetzen. Es sind aber nicht alle:

Titelseite: „Wer kippt als nächstes?“ – Welche Branchen akut gefährdet sind, wo sind Anleger jetzt noch sicher?; „Droht uns nun doch eine Rezession?“, „Inflation trübt die Kauflust“; „Irgendwie durchhalten“ – wie können GM, Ford und Chrysler überleben; „Interview mit Nouriel Roubini“ – dieses habe ich bereits ausführlich beschrieben;

Stagflation – Rezession:

Zuerst die Fakten:

  • BIP-Deutschlands ist im 2. Quartal um 0,5 % gesunken

  • BIP Frankreichs, Italien ist im 2. Quartal um 0,3 % gesunken

  • BIP Spaniens mit 0,1 % gerade noch positiv

  • BIP Euroland ist im 2. Quartal um 0,2 % gesunken

  • BIP Japan ist im 2. Quartal um 0,6 % gesunken

  • BIP USA noch positiv (w/Exporte und Steuerrückerstattungen) – Abschwächung erwartet (die HVB spricht von einer „gedopten“ Wirtschaft)

Bestenfalls befinden wir uns in einer Stagnation. Nachdem wir auch große Probleme mit der Inflation (siehe auch voriger Absatz über Öl und Agrar) haben, befinden wir uns jedenfalls in einer Stagflation. Wahrscheinlich ist aber, dass wir uns bereits mitten in einer weltweiten Rezession befinden.

Dazu passt das Freitagspapier der HVB vom 14.8.08 mit dem Titel „Euroraum am Rande der Rezession“. Dort bestimmen Ausdrücke wie Minus, Düster (der Ausblick auf das laufende Quartal ist düster), Stagnation und Zinssenkung das Deckblatt.

Spannend sind für mich die Wachstumsaussichten. Es wird festgestellt, dass „die Rezessionsgefahr beträchtlich zugenommen hat, aber nicht das Basisszenario ist“. Das heißt für mich, dass man hofft, an einer Rezession vorbeizuschrammen, aber eine Rezession nicht ausgeschlossen werden kann. Die Prognose für 2009 wird auf 0,9 % zurückgenommen. (Diese Prognose wird in den nächsten Monaten wieder nach unten korrigiert werden.)

Vor wenigen Monaten haben Ökonomen eine Stagflation für sehr unwahrscheinlich gehalten. („das ist nicht Teil unseres Basisszenarios“). Jetzt ist es Realität und ähnlich wird es auch mit der Rezession sein. Wie reagiert die Börse auf die steigenden Risiken? So gut wie nicht. Dort wird immer noch „Business as usual“ gespielt.

Die Frage ist wie lange noch. Den Goldpreis hat man ganz gut unter Kontrolle, wofür ich jeden, der dafür verantwortlich ist, meinen herzlichsten Dank ausspreche. Denn es gibt mir die Möglichkeit, weiterhin billigst Gold und Silber einzukaufen. Bitte drückt den Preis weiter hinunter und vernichtet noch mehr Staats- und Zentralbankgelder. Es ist natürlich ökonomischer Un- und Wahnsinn, aber ich habe weiterhin den Vorteil des billigen Einkaufes daraus. Mich jucken meine theoretischen Kursverluste keinesfalls, da ich nicht daran denke, auch nur eine Unze zu verkaufen.

Ich befürchte, in wenigen Monaten wird die Rezession eine Tatsache sein und wir (bzw. die Ökonomen) werden uns mit dem akuten Risiko der Hyperinflation auseinandersetzen müssen. Aber mehr dazu, wenn es so weit ist.

Das ist für mich das verblüffende. Ähnlich wie die Massenmedien ist es dort ziemlich ruhig geworden. Wir können davon ausgehen, dass im Hintergrund fieberhaft an neuen Strategien gearbeitet wird. Warten wir ab, was hier noch geschieht.

Das einzige, was in den letzten Wochen gemacht wurde, (außer vielleicht Gold und Silber nach unten zu drücken, wofür ich keine Beweise habe) waren neue Regeln der SEC (US-Börsenaufsicht) für Leerverkäufe von Aktien der 19 größten US-Kreditgeber.

Hintergrund: Man will nicht, dass Spekulanten die Kurse der Aktien der Finanzinstitute weiter nach unten treiben. Darunter befinden sich natürlich auch Fannie Mae und Freddie Mac. Hat das etwas genützt? Natürlich nicht. Die Aktien der beiden Gesellschaften wurden diese Woche wieder massiv abgeschossen und die Verstaatlichung der Schulden, in welcher Form auch immer, steht vor der Tür. Welche Auswirkungen die Finanzprobleme dieser beiden Gesellschaften haben, ist aus meiner Sicht katastrophal. Ich möchte dazu einen Artikel aus der WIWO zitieren (Ausgabe 31, Seite 98), wo eine Empfehlung zum Kauf von Gold ausgesprochen wird und als Begründung folgendes dient:

Fannie und Freddie entpuppen sich als Pulverfass für das Weltfinanzsystem. Rund die Hälfte der Schuldpapiere im Volumen von insgesamt 5.200 Milliarden Dollar halten ausländische Institutionen, alleine 979 Milliarden Dollar liegen bei Zentralbanken. Addiert man die Schulden von F&F zu den US-Staatsschulden von 9.500 Mrd. Dollar, dann liegt die Schuldenquote der USA bei 100 % des BIP. Die jährliche Prämie, mit der sich Investoren für fünf Jahre gegen einen Ausfall von US-Staatspapieren absichern können, hat sich Mitte Juli verdoppelt und beträgt das 2,3fache der Prämie von Deutschen-Bundesanleihen.“

Beide Staaten werden mit AAA geratet. Der Markt zeigt etwas ganz anderes, was zeigt, dass die Ratings einfach nicht mehr stimmen, was ich in meinen bisherigen Artikeln schon geschrieben habe. Nun haben wir es in den CDS-Preisen, aber an den Ratings wird nichts verändert. Welcher Wahnsinn.

Diese Woche sind gem. FAZ auch die Versicherungsprämien für div. US-Banken explodiert. Die CDS-Prämien für Lehmann betragen mittlerweile 7,5 % - für ein Jahr! Wenn Sie z.B. für eine Lehman-Anleihe 6 % Zins erhalten, sind Sie im Zinsertrag bereits mit 1,5 % negativ. (Inflation nicht berücksichtigt!) Sie tragen dann aber immer noch das CDS Risiko. (siehe auch meinen Artikel über die CDS-Bombe) Tragen Sie immer noch solche Risiken? In diversen Fonds wird hier noch eine Menge schlummern.

Noch ein abschließendes Wort zum Thema „Leerverkäufe“. Viele werden die Artikel von Ted Butler über das Shorten von Gold und Silber kennen. Gem. seinen Thesen sind dort die Martkverwerfungen auf Grund von Leerverkäufen extrem. Und was unternimmt die Börsenaufsicht dagegen, obwohl Ted schon viele Eingaben und Darstellungen gemacht hat? NICHTS! Ein Schelm, der böses dabei denkt, dass man Gold und Silber nach Lust und Laune nach unten drücken darf, aber Bankaktien durch strenge Regeln geschützt werden (was auch nichts bringt).

Während es in den Massenmedien um die Finanzkrise relativ ruhig geworden ist, sieht es in den Wirtschaftsmedien ganz anders aus. Dort werden Horrorszenarien beschrieben und besprochen, denn eines ist mittlerweile ein Faktum geworden. Aus der Finanzkrise wurde eine Wirtschaftskrise und wir befinden uns auf der „Road to Hell“. Die Risiken für eine weltweite Rezession, gepaart mit einer Vielzahl von Insolvenzen im Finanzbereich, sind in den letzten Monaten beträchtlich gestiegen. Noch spricht niemand von einer Hyperinflation. Die Frage ist wie lange noch?

Ich möchte den Lesern meines Artikels noch einen Satz mitgeben, den ich in meinem Umfeld gerne gebrauche, wenn ich versuche, jemanden davon zu überzeugen (und es gelingt mir wirklich recht gut), Gold und Silber zu kaufen. Meine Devise lautet „ich hoffe, dass ich mich irre und dass die Absicherung mit Gold und Silber unnötig ist.“ Für mich ist das ganze wie eine Feuerversicherung. Man schließt diese ab und hofft, dass das Haus doch nicht abbrennen wird. Die Prämie ist bei der Versicherung verloren, wenn es nicht brennt. Bei Gold und Silber wissen wir nicht, wie sich der Kurs entwickelt. Ich würde es nicht als unangenehm empfinden, wenn das bisherige System so weiterläuft. Nur ich glaube schon seit einigen Monaten nicht daran. Deshalb: „hope for the best, but be prepared for the worst

Sie können mich unter der E-Mail-Adresse a.mostfee@gmx.at erreichen.

Haftungsausschluss:

Dieser Artikel wurde zur Information der Leser zum besseren Verständnis der Materie verfasst. Die dargelegten Argumente spiegeln die Meinung des Autors wider und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte mit diesem Artikel keine professionelle Dienstleistung erbringen. Für eine professionelle Beratung sollten Sie sich an einen professionellen Berater wenden.

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