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TESLA - Chef im Größenwahn, Unternehmen vor der Pleite, Aktie klarer Verkauf?

Tesla hat große Pläne. Bevor das Unternehmen auch nur einen Teil umsetzen kann, geht es erst einmal darum, den Bankrott zu verhindern. Am 1. April scherzte Elon Musk noch darüber. Mal sehen, ob er es in einem halben Jahr auch noch tut.

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keptiker gibt es schon lange. Zuletzt häuften sich die Stimmen, die Tesla den Bankrott vorhersagen. Ganz abwegig ist das nicht. Das Unternehmen verbrennt pro Jahr mehrere Milliarden. Selbst auf Stundenbasis ist der Wert beachtlich. Im vergangenen Jahr brauchte Tesla pro Stunde eine halbe Million Dollar mehr Geld als es einnahm.

Musk auf Twitter am 1. April

Die Sorgen um die Unsummen, die Tesla braucht, um die Produktion in Gang zu bringen, sind nicht neu. Auch vor zwei Jahren schon wurde der Bankrott prophezeit. Bisher hat es Tesla allerdings immer wieder geschafft, sich Kapital zu besorgen, sei es über die Ausgabe neuer Aktien, Kredite oder Anleihen.

Ob Anleihen in Zukunft noch eine Option sind, wird sich zeigen. Der Kurs der Tesla-Anleihen sackte zuletzt deutlich ab (Grafik 1). Würde Tesla heute wieder Anleihen ausgeben, müsste das Unternehmen wohl Zinsen von 8 % und mehr in Kauf nehmen. Bei einem bestehenden Schuldenberg von über 10 Mrd. Dollar ist das einfach nicht leistbar.

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Bisher glaubten Anleger an die große Vision von Elon Musk. Das Unternehmen konnte sich deswegen immer wieder neues Geld beschaffen. Bekommt das Unternehmen nun aber zunehmend schwerer Kredit und kann sich Anleihen nicht leisten, bleibt nur die Ausgabe neuer Aktien.

Nun ist der Kurs zuletzt deutlich unter Druck geraten. Je tiefer der Kurs sinkt, desto weniger Geld kann sich Tesla pro neuer Aktie beschaffen. Eine Kapitalerhöhung bei immer tieferen Kursen verwässert den Bestand zunehmend. Eine Wahl hat der Konzern aber möglicherweise nicht.

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Der Barbestand lag Ende 2017 bei 3,5 Mrd. USD. Das würde theoretisch noch ein Jahr lang reichen, um die Firma zu finanzieren. Da die Produktionszahlen aber immer wieder hinter den Erwartungen zurückbleiben und kein Ende der Verspätungen in Sicht ist, wird Tesla weniger Geld einnehmen als geplant. Dadurch könnte das Geld schon im Spätsommer ausgehen.

Musk stört das nicht. Er will sich teuer an das Unternehmen binden lassen. Erreicht er gewisse Ziele, wird er stattlich belohnt.

Über 10 Jahre soll er ein Maximum von 20,4 Mio. Aktien als Lohn erhalten, wenn die Ziele erreicht werden. Das Maximum erhält er, wenn die Marktkapitalisierung 650 Mrd. erreicht. Der Umsatz muss zudem auf 175 Mrd. steigen und das bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) bei mindestens 14 Mrd. liegen.

Musk muss nicht 10 Jahr warten, bis er entlohnt wird. Erreicht er das erste Ziel (100 Mrd. Marktkapitalisierung und 20 Mrd. Umsatz bzw. 1,5 Mrd. EBITDA), gibt es die ersten 1,7 Mio. Aktien. Erreicht Musk nur dieses erste Ziel über die nächsten 10 Jahre, würde er beim aktuellen Aktienkurs immer noch fast eine halbe Milliarde Dollar in Aktien erhalten.

Erreicht Musk das Maximum bei 650 Mrd. Marktkapitalisierung, würde seine Entlohnung stattliche 78 Mrd. Dollar betragen. Das grenzt nicht nur an Größenwahn, das ist Größenwahn. Die Zielerreichung ist fast ausgeschlossen. Das EBITDA von 14 Mrd. in 10 Jahren klingt zwar gut, ist aber bestenfalls als Maßstab unbrauchbar.

Es ist nun einmal ein Fakt, dass Tesla Zinsen für Schulden zahlen muss. Die Zinsen aus dem Ergebnisziel herauszurechnen ist schon unverschämt. Dazu kommt noch, dass es sich um das adjustierte EBITDA handelt. Aktienpakete an Mitarbeiter und Musk werden also herausgerechnet. Würde man diese beim Ergebnis berücksichtigen, wie es die herkömmlichen Bilanzierungsregeln vorsehen, schreibt Tesla selbst bei Zielerreichung über die nächsten 10 Jahre kaum Gewinn (Grafik 3).

Der in Grafik 3 dargestellte Gewinn leitet sich von den EBITDA Zielen ab, zieht aber Zinsen, Abschreibungen und Aktienvergütungen ab. Wenn alles so läuft wie geplant – und daran bestehen nach bisherigem Track-Record Zweifel – soll Tesla in 10 Jahren gerade einmal ein paar Milliarden Gewinn schreiben.

Ob Tesla nun wirklich irgendwann einmal Insolvenz anmelden muss, werden wir sehen. Man darf immerhin nicht vergessen, dass Tesla nicht nur Autos produziert, sondern ein Konzern ist, der von der Energiegewinnung über die Speicherung bis hin zum Energieverbrauch durch Autos alles liefert. Das kann schon viel wert sein. Zum aktuellen Zeitpunkt ist eine Marktkapitalisierung von mehr als 20-30 Mrd. allerdings geradezu ein Hohn.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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