Kommentar
12:50 Uhr, 07.01.2008

Tech-Multi mit zusätzlichem Steuer-Feature

Der heutige Tag könnte für den Dow Jones wegweisend sein. Zumindest wenn man die Statistik zugrunde legt, nach der aus dem Vergleich der Kursentwicklung nach dem vierten Handelstag mit dem Vorjahresschlusskurs eine Tendenz für das gesamte laufende Jahr abgeleitet werden soll. Immerhin in rund 70 Prozent aller betrachteten Fälle hat sich dieser Zusammenhang bewahrheitet. Aber Ausnahmen bestätigen bekanntermaßen die Regel, wie sich insbesondere dieses Jahr zeigen könnte, zumal die ersten drei Handelstage den US-Leitindex mit minus 3,5 Prozent bereits tief in die roten Zahlen führten. Denn auf der anderen Seite rechnen viele Experten auch für 2008 wieder mit steigenden Kursen, auch wenn die aktuellen Konjunkturdaten wie der miserable ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und die schwachen Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag den Märkten zunächst einmal einen Schock versetzten, von der immer noch schwelenden Subprimekrise ganz zu schweigen. Unter den favorisierten Branchen werden immer wieder die nach dem Platzen der Technologieblase im Jahr 2000 in so manchem Anlegerdepot kaum noch vorhandenen Technologietitel genannt.

Neben anderen Emittenten bietet auch JP Morgan seit ca. drei Wochen mit dem High Tech Bonus-Zertifikat ein Multi-Produkt an, dass sich mit Google, Yahoo, Apple, Ebay und Sun Microsystems gleichzeitig auf fünf der weltweit bekanntesten Technologiewerte stützt. Dem Anleger winkt dabei nach dem Kursrücksetzer der vergangenen Woche eine Mindestrendite von über 56 Prozent, sofern der bei Emission auf 50 Prozent der jeweiligen Ausgangsniveaus taxierte Puffer während der Laufzeit von keiner Aktie verletzt wird. Insoweit folgt das Produkt dem gängigen Multi-Bonus-Schema. Wie schon bei Goldman Sachs handelt es sich hier allerdings um die sogenannte Multi-Barrier-Variante, bei der sich das Multi-Prinzip nur auf die Absicherungskomponente, nicht aber auf den Bonusteil bezieht. Geht die Struktur auf, richtet sich die Rendite also nicht automatisch nach der schwächsten Aktie, sondern nach dem Wert des gleich gewichteten Baskets. Die Underperformance eines Einzeltitels fällt also hier nicht so stark ins Gewicht. Auf der anderen Seite können Ausreißer nach oben den Korbwert zusätzlich erhöhen. Dieser Vorteil kommt aber natürlich nur dann zur Geltung, wenn der so ermittelte Wert die schon sehr hohe Mindestrendite übersteigt. Kommt es allerdings doch zum Schwellenereignis, mit dem bei einer Anzahl von immerhin fünf hochvolatilen Aktien immer gerechnet werden muss, gilt auch hier das berüchtigte „Worst-of“-Prinzip, dass nur noch die Kursentwicklung des größten Underperformers zugrunde legt. Aber auch für diesen Fall hält das „High Tech-Produkt“ zumindest ein kleines Trostpflaster bereit, da sich die im Erfolgsfall am 26. Juni 2009 vorzeitig endende Laufzeit, die gerade noch eine abgeltungssteuerfreie Rendite ermöglicht, nach der Barrierenverletzung um drei weitere Monate verlängert und dadurch einen Steuervorteil mit sich bringt. Denn nach dem Ende der Übergangsfrist für Zertifikate am 30. Juni 2009 realisierte Verluste können dann mit zukünftigen Gewinnen in voller Höhe verrechnet werden und führen damit zumindest rückwirkend zu einem kleinen Erfolgserlebnis.

Der Börse Go Tipp:

Bei dem High Tech Bonus-Zertifikat von JP Morgan handelt es sich um ein auf die Übergangsphase zur Abgeltungssteuer maßgeschneidertes Produkt, das eine hohe Mindestrendite mit einem auf den ersten Blick stattlichen Puffer verbindet. Speziell für Anleger, die von einem generellen Revival der Technologiewerte ausgehen, könnte das Papier durchaus interessant sein, zumal im Erfolgsfall auch die Rendite des gesamten Baskets angerechnet wird. Allerdings muss nicht zuletzt wegen der volatilen Internetwerte auch hier das steuerlich so elegant verpackte Einzelaktienrisiko beachtet werden.

High Tech Bonus-Zertifikat

Emittent/WKN:

JP Morgan / JPM0M3

Laufzeit:

24.09.2009

Preis: (07.01.2008)

Geld / Brief: 94,52 € / 95,71 €

Autor: Armin Geier, boerse-go.de

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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