Kommentar
07:15 Uhr, 27.11.2025

Tech-Gewinne im Fokus

Die Gewinne der US-Tech-Konzerne in der laufenden Berichtssaison fielen erneut überragend aus. Warum sie dennoch nicht gut genug waren.

Erwähnte Instrumente

  • S&P 500
    ISIN: US78378X1072Kopiert
    Kursstand: 6.812,61 Pkt (Cboe) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 6.812,61 Pkt (Cboe)

Am Montag hatte ich hier eine kurze Gesamtbilanz der Quartalsberichtssaison in den USA gegeben. Auffällig dabei: Der Tech-Sektor trägt sowohl bei den Umsätzen aber eben auch bei den Gewinnen einen Großteil zum starken Gesamtergebnis des Index bei. Aber ist das genug?

Die Tech-Gewinne aus einer anderen Perspektive

Hier zunächst noch einmal die Grafik vom Montag, ergänzt um die Informationen, wie stark der Tech-Sektor nach wie vor (scheinbar) ist:

Quelle: LSEG

Der untere Teil zeigt die Beat-Ratios nach Sektoren, also die Anteile der Unternehmen des jeweiligen Sektors, die bei Gewinnen bzw. Umsätzen die Analystenerwartungen übertroffen haben. Dabei führt der Tech-Sektor die Ranglisten in beiden Kategorien an, beim Umsatz sogar sehr deutlich.

Das spricht für eine anhaltende enorme fundamentale Stärke der Tech-Konzerne. Doch warum ist diese nur scheinbar? Weil der Gewinnbeitrag sinkt, den die Tech-Konzerne zum Gesamtergebnis des S&P 500 beitragen.

Eine gute Sache – eigentlich

Das ist eigentlich eine gute Sache: Wenn die anderen Unternehmen mehr zum Gewinn des Index beitragen, ist es womöglich weniger kritisch, wenn irgendwann die Tech-Konzerne bei Umsätzen und Gewinnen schwächeln. Je größer ihr Anteil dagegen ist, umso größer wäre auch ein eventueller negativer Effekt.

Aktuell sieht es danach besonders komfortabel aus: Nach Berechnungen von LSEG hat der Tech-Sektor im dritten Quartal knapp 21 % zum Gesamtgewinn des S&P 500 beigetragen. Demnach läge der Indexgewinn ohne Tech-Sektor bei rund 11,6 % – auch das ist ein sehr gutes Ergebnis.

Der Punkt ist nur folgender: Zum einen ist der aktuelle Gewinnanteil des Tech-Sektors von knapp 21 % kleiner als der Anteil im vierten Quartal 2024 als er noch ein Prozentpunkt höher lag. Wie gesagt, das könnte sogar positiv sein, aber beide Werte liegen deutlich unter dem Anteil, den der Tech-Sektor bei der Marktkapitalisierung des S&P 500 (rund 30 %) hat. Und dieser Anteil ist seit Jahresbeginn auch noch gestiegen!

Diese Schere geht immer weiter auf

Zum anderen ist dadurch die Schere zwischen Marktkapitalisierung und Gewinn weiter aufgegangen. Insbesondere nach Beginn der KI-Rally:

Natürlich erwarten die Analysten auch weiterhin kräftige Gewinnbeiträge vom Tech-Sektor. Sie sollten aber weitgehend konstant bleiben, wie die folgende Tabelle zeigt:

Das Problem dabei: Schon im laufenden Quartal (rote Spalte) dürften die anderen Sektoren weit von zweistelligen Gewinnzuwächsen entfernt bleiben, die sie diesmal noch so eindrucksvoll schafften (grüne Spalte). Wenn dann auch noch der Tech-Sektor schwächelt…

In den Folgequartalen (gelbe Spalten) sieht es dann bei den restlichen Sektoren schon wieder besser aus. Aber bis dahin kann noch viel passieren. Wir wissen, dass diese Werte zum Teil erheblich angepasst werden, wenn es ernst wird. Als halbwegs realistische Richtschnur können wir nur die Zahlen zum Abschlussquartal 2025 ansehen (rote Spalte).

Ein Randeffekt und seine Folgen

Und da haben die Analysten für den S&P 500 "nur noch" einen Gewinnzuwachs von +8,2 % auf ihren Zetteln. Keine Frage – auch das ist ein super Wert! Doch in den Kursen sind die zweistelligen Steigerungsraten der Folgequartale eingepreist. Und die sind eben alles andere als sicher.

Was an den Börsen zu erwarten ist, wenn dabei etwas schiefgeht, haben wir hier oft genug thematisiert. Daher will ich mich hier nur auf den "Randeffekt" beschränken, den ich heute angesprochen habe: Sollten die Anleger der Meinung sein, dass der Anteil des Tech-Sektors im S&P 500 eher bei seinem Anteil an den Indexgewinnen zu liegen hat, reden wir allein aus dieser Perspektive über einen Rückgang von 10 %. Und das vom aktuellen Niveau aus und unter der Maßgabe, dass die anderen Sektoren davon unbeeinflusst bleiben.

Es bleibt also dabei, dass Fundamentaldaten und Charttechnik an den US-Börsen im Ungleichgewicht sind. Und dieses Ungleichgewicht vergrößert sich weiter. Es gilt also, darauf zu achten, wenn sich die Waage wieder in die andere Richtung neigt.

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