Kommentar
00:00 Uhr, 19.08.2008

Systemhandel (3) - Swing Low Exit!

Im letzten Teil dieser Serie über den Systemhandel hatte ich Ihnen gezeigt, dass man bei seinem Analyseprogramm ganz genau hinsehen muss, wenn man nicht nur theoretische sondern auch handelbare Ergebnisse erzielen möchte. Diesmal soll es mit der beispielhaften Entwicklung des All Time Highs Aktiensystems weitergehen. Der Entry erfolgte, sobald die Aktie Ihr altes All Time High überschritt.

Diesmal wollen wir einen ersten Exit festlegen. Dabei möchte ich mich eng an die klassische Definition eines Aufwärtstrends halten. Dieser ist meist so definiert, dass man von einem intakten Aufwärtstrend ausgeht, wenn sich am Chart neue Hochs und neue Tiefs zeigen. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass der Aufwärtstrend nicht mehr intakt ist, sobald tiefere Tiefs gebildet werden. Am Chart der Salzgitter Ag kann man dies sehr schön verfolgen.

Zunächst erfolgte der Entry in die Position wie bereits erwähnt am alten All Time High. Dieser historische Höchststand ist am Chart durch die rote Linie abgebildet.

Sobald die Aktie das alte Hoch erreichte, wurde gekauft. Der Stopp wurde am vorhergehenden Swing Low platziert, und mit jedem Auftreten eines höheren Swing Lows, nachgezogen.

Dies führte Ende März zum Exit. Die Aktie unterschritt ihr vorhergehendes Swing Tief, und die Position wurde geschlossen. Man erkennt am Chart natürlich sofort, dass die Aktie auch nach dieser zwischenzeitlichen Korrektur weiter stieg. Ein Exit bedeutet jedoch nur, dass man sich erneut auf die Lauer legt, bis das Entrysignal erneut auftritt.

Dies war Mitte April der Fall. Wieder wurde das inzwischen deutlich höhere Allzeit Hoch durchbrochen und das Spiel begann von neuem. Entry am Hoch, Stopp am vorhergehenden Swing-Tief. Kritisch für die Erkennung der Swing Punkte ist deren Definition. Den einfachsten Fall eines Swing Hochs habe ich am nächsten Chart abgebildet.

Das Swing Hoch ist das Hoch eines Bars, welcher von zwei niedrigeren Bars umgeben ist. Dabei weisen die umgebenden Bars sowohl ein tieferes Tief als auch ein tieferes Hoch auf.

Analog dazu die Definition des Swing Tiefs. Diese einfache Definition eines Swing Punktes funktioniert am besten auf Charts mit hoher Zeitkompression, also auf Wochen oder Monatscharts. Auf daily oder intradaycharts erhält man mit dieser einfachen Definition der Swing Punkte zu viele wenig signifikante Punkte ausgewiesen.

Dementsprechend wird man öfter auch im intakten Trend aus der Position geworfen. Leider gibt es auch bei Swing Punkten Ausnahmen in der Definition. Dies betrifft vor allem jene Swing Punkte, auf die ein inside oder outside Bar folgt. Diese Sonderfälle wollen wir im nächsten Teil dieser Serie besprechen.

Bleiben Sie wachsam!

Philipp Kahler - http://www.quanttrader.at

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Systemhandel (2) Achtung! Simulation!

Im ersten Teil der Artikelserie über den Systemhandel habe ich Ihnen einen einfachen Ansatz präsentiert, welcher sich auf jene Aktien spezialisiert, welche ein neues All Time High ausbilden. Das Handelssystem kauft die Aktie am All Time High, in der Hoffnung, dass sich der Trend fortsetzt und der Trade so zum Gewinner wird.

Bevor wir uns mit den Exits und dem Moneymanagement des Systems beschäftigen, muss ich Ihnen noch ein wenig von den prinzipiellen Tücken der Systementwicklung berichten.

Die Verwendung von Wochencharts lässt ein Problem zu Tage treten, welches zu deutlich verfälschten historischen Ergebnissen führen kann.

Nehmen Sie an das System hätte die Anheuser Bush Aktie bei Überschreiten des alten Hochs bei 62.99$ kaufen wollen. Am Wochenchart sieht es so aus, als ob dies ein guter Trade gewesen wäre. Aktuell steht die Aktie bei 67.58$. Dies bedeutet einen Gewinn von 4.59$ pro Aktie. Doch konnten Sie den Trade auch in der Realität so handeln? Oder basiert der ausgewiesene Gewinn nur auf einer ungenauen Simulation der Software?

Wie hätten Sie den Trade in der Praxis umgesetzt? Nachdem das System mit Wochendaten arbeitet, hätten Sie am Freitag nach Handelsschluss für die kommende Woche eine Stop Buy Order bei 62.99$ platziert. Steigt der Kurs in der Folgewoche über diesen Wert, dann wird mit diesem Ordertyp automatisch die Aktie gekauft. So wie Sie dies bei Ihrem Broker machen, würde es auch das Handelssystem machen. „buy next bar at ath stop“ ist der dazu notwendige Befehl. „ath“ steht für das All Time High bei 62.99$.

Am Chart sehen Sie wie dies dann am Chart aussieht. Bei 62.99$ ist ein kleiner Pfeil, welcher anzeigt, dass das System zu diesem Preis in Position gegangen ist.

Doch bildet diese Simulation auch die Realität ab? Oder ist dies nur ein theoretischer Gewinn, welchen Sie in der Praxis nicht realisieren könnten?
Der Software stehen zunächst nur die Open/High/Low/Close Werte der entsprechenden Woche zu Verfügung. Und so nimmt die Software einfach an, dass es in dieser Woche keine Gaps gab und Sie zu dem gewünschten Preis in Position gekommen wären.

Handelt man dieses Signal jedoch in der Realität, dann wird man eine böse Überraschung erleben. Man ist nicht zu 62.99$ in Position gekommen, sondern zu 65.55$.

Wie kann dies geschehen?

Die Lösung des Problems wird klar, wenn man sich den Chart nicht als weekly sondern als daily Chart ansieht. Dies ist am nächsten Bild dargestellt.

In der fraglichen Woche handelte die Aktie von Montag bis Donnerstag unter dem Wert von 66.99$. Am Freitag eröffnete der Markt mit einem Gap nach oben bei 65.55$. Diesen Preis hätten Sie auch mit Ihrer in der Vorwoche platzierten stop-buy Order realisiert. Verglichen mit der Simulation am Wochenchart ist dies ein gewaltiger Unterschied. Deshalb auch der Titel des Beitrages: Vorsicht! Simulation!

Wer Handelssysteme entwickelt darf sich keinesfalls darauf verlassen dass die Software schon alles richtig machen wird oder dass die ausgewiesenen Ergebnisse mit den in der Realität erreichbaren Ergebnissen übereinstimmen. Dies wäre der sichere Weg zu Verlusten. Vielmehr muss sich der Entwickler auf das Genaueste damit auseinandersetzten, was den realen Markt von der Simulation unterscheidet. Nur so können auch in der Praxis erfolgreiche Systeme entworfen werden. Alles andere bleibt eine simple Simulation, nicht geeignet um damit auch in der Realität zu bestehen.

Autor: Philipp Kahler

Systemhandel (1) - Der logische Investor

Technische Analyse funktioniert vor allem deshalb, weil die Massen immer wieder ähnlich auf gegebene Situationen reagieren. Ohne Massen keine technische Analyse. Bundesligaergebnisse lassen sich zum Beispiel so nicht analysieren, Märkte in welchen sich viele unerfahrene Spekulanten bewegen umso besser.

Handelssysteme machen sich dieses Verhalten der Marktteilnehmer zu nutze. Der Entwickler des Systems untersucht die Märkte nach diesen immer wieder kehrenden Formationen, gießt seine Erkenntnisse in ein Programm und lässt anschließend den Computer nach diesen Chancen suchen.

Ein Beispiel für ein solches Vorgehen ist das All Time High System. Auf die Idee dieses System zu entwickeln kam ich, als ich mir überlegte, welche Aktien ich NICHT in meinem Portfolio haben will.

Hier ein paar Punkte welche die Aktie in meinem Portfolio nicht aufweisen soll:

Sie soll nicht fallen.
Sie soll nicht in einer Seitwärtsphase sein.
Sie soll nicht unter einem charttechnischen Widerstand handeln.

Und nun ein paar Eigenschaften, welche die Aktie aufweisen soll:

Sie soll sich im Aufwärtstrend befinden.
Sie soll neue, unerfahrene Marktteilnehmer anlocken.
Sie soll keine Charttechnischen Widerstände aufweisen.
Sie soll zu den besten Werten des gewählten Index gehören.

Die Kunst bei der Systementwicklung besteht nun, diese Punkte möglichst einfach zu beschreiben. Möglichst einfach deshalb, da die Entwicklung nicht zu einem endlosen Programmierprojekt wird (ich bin Händler, nicht EDV Sklave), und da einfache Systeme meist länger leben. Dieser Umstand liegt darin begründet, dass je weniger Stellschrauben das System hat, umso weniger komme ich in Gefahr, mich zu stark an die Kursentwicklung der Vergangenheit anzupassen.

Das All Time High System konnte nun all diese Punkte berücksichtigen. Über dem All Time High gibt es keine Charttechnischen Widerstände. Macht eine Aktie neue Highs lockt dies die Analysten an, und dies zieht wiederum neue Marktteilnehmer in diesen Wert. Die Chancen stehen also nicht schlecht, dass ich in Zukunft jemanden finden werde, der mir meine Aktie zu einem höheren Preis wieder abkauft.

Welche Werte weisen diese Eigenschaft derzeit aus – welche Aktien stehen derzeit knapp unter dem All Time High und sind einen Kauf wert?

Ein Scan über 1000 Werte aus Europa und den USA gibt die nötigen Antworten:

Zwei Werte aus den USA sollen hier stellvertretend für alle anderen All Time High Kandidaten stehen.

Die erste Aktie ist die Anheuser Bush. Die Produkte des Bierbrauers (Budweiser) sind nicht nur an lauen Sommerabenden gerne gesehen, noch lieber ist mir die ausgeprägte Kurssteigerung des Werts.

Ein zweiter amerikanischer Wert wäre die Baxter Aktie. Sie legte einen mustergültigen Ausbruch über ihr altes Hoch hin.

Mit diesen Werten kann man sich zumindest sicher sein, nicht die schlechtesten Aktien erwischt zu haben. Doch ist ein neues All Time High noch keine Garantie dafür, dass es weiter nach oben geht. Der nächste Teil der Kommentarserie wird sich deshalb mit dem Exit beschäftigen. Wie komme ich nach einem Kauf am All Time High wieder mit Gewinn, oder zumindest begrenzten Verlusten aus der Position.

Autor: Philipp Kahler

Traden mit System - So legen wir los!

Fragen Sie mich nicht wo der Dax morgen stehen wird, darauf weiß ich keine Antwort. Aber ich weiß wo ich morgen in Position gehen werde, wie groß diese Position sein wird und wo ich die Position wieder schließen werde.

Ich weiß, wie viel mir dieser Tradingplan am Ende des Jahres in etwa einbringen wird, ich weiß wie viel ich dabei riskiere. Und ich weiß was ich nicht machen darf, wenn ich eine berechtigte Hoffnung auf ein positives Handelsergebnis haben will. Ich trade mit System.

Ein Handelssystem ist nichts anderes als ein mit dem Computer getesteter Tradingplan. Mit Hilfe von historischen Daten wird hierbei überprüft, wann und unter welchen Vorraussetzungen der gewählte Tradingplan sinnvoll ist. Es wird untersucht wie man die Schwächen des Plans beseitigen kann und welches Risiko der Tradingansatz in sich birgt.

Ein solcher mit historischen Daten überprüfter Handelsansatz ist natürlich noch keine Garantie für zukünftige Gewinne. Doch würden Sie lieber einen Tradingplan verwenden für den es keinen Backtest gibt? Ich nicht.

Handelssysteme arbeiten nach dem absolute return Ansatz. Es geht nicht darum besser als der Index zu sein oder jeden Trend rechtzeitig zu erkennen, es geht einzig darum, mit überschaubarem Risiko Jahr für Jahr ein positives Ergebnis zu erzielen.

Wenn ich Handelssysteme entwickle, suche ich am liebsten nach Chartformationen, mit welchen es ein Leichtes ist sein Geld zu verdienen. Denken Sie dabei an die Internet Blase, den Bullenmarkt der letzten Jahre oder die aktuelle Hausse in den Rohstoffmärkten. In diesen Märkten funktionieren die einfachsten Tradingansätze – das ideale Spielfeld für mechanisches Trading mit System. Meine Handelssysteme müssen nicht immer eine Position haben, aber Sie müssen wissen wann es besser ist zu pausieren, und wann die Zeit gekommen ist, um voll investiert zu sein.

In den kommenden Kommentaren will ich Ihnen die Vor- und Nachteile des systematischen Tradens näher bringen. Handelssysteme sind nur in den Händen der Wissenden die „Lizenz zum Gelddrucken“, geht man das Thema mit falschen oder überzogenen Vorstellungen an, dann können Handelssysteme auch zur finanziellen Massenvernichtungswaffe werden. Davor will ich Sie schützen, und Sie gleichzeitig mit dem Wissen ausstatten, selbstständig, aber systemgestützt, zu traden.

Sie sind der Händler, holen Sie sich mit einem guten Handelssystem den richtigen Assistenten in Ihr Tradingbüro!

Autor: Philipp Kahler

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

Mehr über Harald Weygand
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