Sukuk auf dem Weg in den finanziellen Mainstream
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San Mateo (GodmodeTrader.de) - Anleger, die einen Teil ihres Portfolios in festverzinsliche Wertpapiere investieren wollen, haben ihre Aufmerksamkeit in der Vergangenheit stets vor allem auf herkömmliche Staats- und Unternehmensanleihen gerichtet. Sukuk (Anleihen, die die Anforderungen von islamischem Recht erfüllen) werden immer mehr Teil des finanziellen Mainstream, wie Dino Kronfol, CIO der Franklin Templeton Global Sukuk- und MENA Fixed Income-Strategien, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt. Zudem erklärt er, warum dies keine übersehene Anlageklasse mehr ist, und räumt mit einigen der Mythen über diesen Anlagebereich auf.
2017 habe der Markt für globale Schuldtitel mit einem Wachstum von 9,7 Prozent ein Allzeithoch von 237 Billionen US-Dollar erreicht. Diese Zahl verschleiere allerdings eine noch viel interessantere Geschichte: das Emissionsvolumen von Sukuk habe sich während dieser Zeit um 45 Prozent auf insgesamt 97,9 Milliarden US-Dollar erhöht, heißt es weiter.
"Unserer Einschätzung nach gibt es mehrere Faktoren, die die allgemeine Wahrnehmung im Hinblick auf Sukuk-Anlagen verändern und das bisherige Nischenprodukt in den finanziellen Mainstream befördern könnten. Zu diesen Treibern zählt neben umfangreichen Emissionen der Länder des Golf-Kooperationsrats (GCC) auch die Teilnahme anderer Länder wie etwa Indonesien, Hongkong, Großbritannien, Pakistan und die Türkei. Auch in Nigeria wurden bereits erste Sukuk auf den Markt gebracht“, so Kronfol.
Ungeachtet dieses Wachstums seien globale Sukuk eine oft missverstandene Anlageklasse. Zu den Irrmeinungen, von denen Sukuk häufig betroffen seien, zählten unter anderem die Vorstellungen, dass Sukuk dem mit der Ölpreisvolatilität verbundenen Ereignisrisiko gegenüber besonders anfällig seien oder dass sie sich ausschließlich auf einige wenige geografische Regionen konzentrierten. Ein Großteil der Emissionen im globalen Sukuk-Universum habe früher aus ölreichen Ländern der GCC-Region sowie aus Malaysia gestammt, einem weiteren ölexportierenden Land. Dennoch belegten Analysen, dass die Anlageklasse den Ölpreisen alles andere als hilflos ausgeliefert sei. Genaugenommen sei die Korrelation zu Öl sogar recht gering. Die dreijährige Korrelation globaler Sukuk zu Rohöl liege bei 0,09. In Wahrheit sei es also sehr unwahrscheinlich, dass Schwankungen der Ölpreise Auswirkungen auf den globalen Sukuk-Markt hätten, heißt es weiter.
„Wir würden zudem die Vorstellung in Frage stellen, dass es sich bei Sukuk um eine illiquide Anlageklasse handelt. Einzelne Sukuk-Emissionen werden immer größer, und immer mehr von ihnen werden an Börsen notiert, um eine Möglichkeit zur Ergänzung von Portfolios zu bieten. Unserer Erfahrung nach nutzt eine immer größer werdende Anzahl von Anlegern Sukuk als Möglichkeit zur Steigerung der Diversifizierung in ihrem Portfolio oder als Chance, in Bereiche des Marktes zu investieren, in denen sie mit ihren herkömmlichen Anleihebeständen nicht engagiert sind. Das zunehmende Interesse aus dem Ausland könnte unserer Einschätzung nach den Schlüssel zu weiterem Wachstum des globalen Sukuk-Markts darstellen. Angesichts der erhöhten Standardisierung innerhalb des breiteren islamischen Finanzsektors und der wachsenden Präsenz in nicht überwiegend muslimischen Ländern wie etwa Großbritannien und den USA gehen wir davon aus, dass zusätzliche ausländische Anlagen in Regionen, in denen Sukuk ausgegeben werden, zur weiteren Entwicklung der Branche beitragen werden“, so Kronfol.
Beispielsweise könnte China für die Zukunft globaler Sukuk eine wichtige Rolle spielen, da sich globale islamische Zentren wie etwa Malaysia in der Regel nach den Bedürfnissen chinesischer Anleger richteten. Die ersten globalen Sukuk seien 1990 in Malaysia begeben worden, und das Land sei bis heute einer der größten Märkte für Sukuk. Bislang seien die Aktivitäten am malaysischen Sukuk-Markt größtenteils auf Emissionen in Lokalwährung (malaysischer Ringgit) beschränkt, heißt es weiter.
„Wir gehen davon aus, dass eine höhere Anzahl an Emissionen, die auf ausländische Währungen lauten, auf globaler Ebene für ein breiteres Publikum attraktiv sein könnte. In Kombination mit einem von der Zentralbank unterstützten aufsichtsrechtlichen Reglement könnte dieser Ansatz Malaysia helfen, die von uns beobachtete ausländische Nachfrage zu bedienen und die Übernahme einer wirklich globalen Rolle am Sukuk-Markt zu fördern. Das volle Ausmaß des chinesischen Interesses an diesem Bereich ist bislang zwar noch nicht ganz klar, wir gehen jedoch davon aus, dass kurzfristig chinesische Immobilien- und Finanzdienstleistungsunternehmen zu den größten Emittenten zählen dürften. Wenn es Malaysia gelingt, seinen Sukuk-Markt auf die ausländische Nachfrage auszurichten, könnte dies unserer Einschätzung nach eine der Sukuk-Erfolgsgeschichten sein, die die Position islamischer Finanzansätze im Mainstream festigt“, so Hoppe.
Die GCC-Länder und insbesondere Dubai stellten ein weiteres, äußerst interessantes Anlageziel dar, in dem er echtes Potenzial für Wachstum bei Sukuk sehe. Die Zahl der Sukuk-Emissionen sei in Malaysia weiterhin höher als in den GCC-Ländern, was vor allem darauf zurückzuführen sei, dass der inländische Markt tiefer sei und stärker entwickelte Versicherungs-, Pensions- und Vermögensverwaltungsbranchen aufweise. Allerdings stellten die GCC-Länder ein zunehmend attraktives Zentrum für ausländische Anlagen in Shariah-konforme Anlageprodukte dar, heißt es weiter.
„Einer der Hauptgründe hierfür ist die Tatsache, dass Sukuk-Emissionen in der GCC-Region in der Regel auf US-Dollar lauten bzw. an diesen geknüpft sind. Wir sehen auch weiterhin ein zunehmendes Interesse lokaler Regierungsstellen an der Ausgabe von Sukuk, da sie zunehmend als tragfähige Finanzierungsoption bzw. als Möglichkeit zur Diversifizierung und somit zur Verringerung der Abhängigkeit von Öleinnahmen gesehen werden. Allein Saudi-Arabien hat im vergangenen Jahr mit seiner ersten auf US-Dollar lautenden Sukuk-Emission Kapital in Höhe von neun Milliarden US-Dollar eingenommen – eine Milliarde US-Dollar mehr als gemäß Regierungsangaben ursprünglich geplant waren“, so Hoppe.
Von den im laufenden Jahr verzeichneten Unternehmensemissionen in Höhe von 180 Milliarden US-Dollar hätten rund zehn Milliarden US-Dollar aus der GCC-Region gestammt. Auch wenn die Branche weiter wachse, allerding mit einem geringerem Tempo, habe es sich die Regierung von Dubai zum Ziel gesetzt, die Stadt zur Welthauptstadt für islamisches Finanzkapital zu machen. Zur Erreichung dieses Ziels habe sie bereits konkrete Schritte unternommen, heißt es weiter.
„Unseres Erachtens könnte sich Dubai zu einem führenden globalen Zentrum für die Börsennotierung von Sukuk entwickeln. Allgemein nimmt die Anzahl globaler Sukuk-Emissionen zu. 2017 belief sich das Sukuk-Emissionsvolumen insgesamt auf 84 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 71 Milliarden US-Dollar im Jahr 2016. Unserer Einschätzung nach befinden wir uns auf einem positiven Pfad und sind sehr gespannt, wie sich der Sukuk-Markt in diesem günstigen Umfeld weiter entwickeln wird. Allerdings sind wir der Ansicht, dass eine engere Zusammenarbeit zwischen Aufsichtsbehörden, Regierungen und Branchenverbänden dazu beitragen könnte, diesen Investmentbereich stärker in den Mainstream zu befördern“, so Hoppe.
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