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Kommentar
09:51 Uhr, 20.10.2022

Substanz besser als Stil – wohin tendiert der Investmentansatz bei Private Equity?

Die meisten Menschen, die sich mit dem Thema Investments in Fonds beschäftigen, stehen irgendwann vor der Frage nach der richtigen Anlagephilosophie: Soll aktiv oder passiv investiert werden?

Passive Strategien bzw. Fonds zielen darauf ab, die Entwicklung eines Index (wie z.B. des DAX) nachzubilden, während aktive Strategien und Fonds versuchen die allgemeine Marktrendite zu schlagen. Bei einem aktiven Investmentfonds wird die Investition verwaltet und optimiert, um dadurch hohe Renditen zu erzielen und den Markt zu übertreffen. Passive Fonds hingegen profitieren von der allgemeinen Wertentwicklung der Börse bzw. des Markts.

Während passive Strategien aus Kostengründen an den Börsen (der liquiden Welt) vor allem in den letzten Jahren großer Beliebtheit erfreuen (aktiv verwaltete Investitionen sind in der Regel aufgrund des Verwaltungsaufwands teurer als passive Fonds), hat sich dieser Trend an privaten Märkten, allen voran Private Equity-Fonds noch nicht etabliert.

Private Equity-Fonds investieren in Unternehmen, die nicht börsennotiert sind (oder deren Aktien nach dem Kauf aus dem Handel genommen werden sollen). Private Equity ist also eine reine Eigenkapitalfinanzierung. Der Investor erhält anders als ein Kreditgeber keine festen Zinszahlungen, sondern ist als Gesellschafter des Unternehmens an Gewinnen und Verlusten gleichermaßen beteiligt. Das eigentliche Ziel von Private Equity-Fonds sind jedoch nicht Dividenden und Gewinnausschüttungen, sondern den Wert des erworbenen Unternehmens innerhalb eines begrenzten Zeitraumes zu erhöhen, um das Unternehmen dann zu einem höheren Preis wieder zu veräußern. Und hier zeigt sich deutlich, warum sich in dieser Branche die aktiven Fonds bewährt haben. Durch die aktive und gezielte Einflussnahme und Gestaltung der Unternehmen lässt sich das Unternehmenswachstum in der Regel schneller und aktiver beeinflussen als eine reine Selektion einer Zielbranche und passives Abwarten.

Jedoch sei hier angemerkt: Aktiv ist nicht gleich aktiv! Eine aktive Anlagephilosophie kann auf unterschiedliche Strategien abzielen. Historisch folgten viele aktive Fonds einem agnostischen Ansatz auf der Suche nach Opportunitäten. Darunter versteht man, seine Anlagemöglichkeiten nicht durch eine Beschränkung auf z.B. eine bestimmte Branche zu limitieren. Der agnostische Fonds beschränkt sich bei der Suche nach Zielunternehmen also nicht z.B. nur auf die Automobilbranche, sondern kann aus der gesamten Anzahl an verfügbaren Unternehmen das attraktivste wählen.

Vor allem in der jüngeren Zeit ist hier jedoch eine Abkehr von dieser breiten Anlagestrategie Trend hin zur Spezialisierung zu beobachten – allen voran eine Spezialisierung auf Sektoren. So erfolgte etwa laut einer Studie der Beratungsgesellschaft BAIN&COMPANY im Jahre 2021 jede zweite Transaktion in Unternehmen mit einem Technologiefokus. Betrachtet man dabei reine Technologieunternehmen, so hat sich der Anteil an den globalen Transaktionen in den letzten 10 Jahren von rund 20 % (2011) auf nunmehr 31 % (2021) erhöht. Die Gründe für diese Spezialisierung lässt sich durch den allgemeinen Erfolg der Branche erklären. Die Private Equity-Branche ist in den letzten 20 Jahren stark gewachsen, entsprechend umkämpfter wird der Markt. So hat sich allein das eingeworbene Kapital von Private Equity Fonds von 2011 bis 2021 von rund 380 Milliarden US-Dollar auf knapp 1.184 Milliarden US-Dollar mehr als verdreifacht.

Durch Spezialisierung und Fokussierung kann es den aktiven Managern gelingen, dieses Kapital wirksamer zu investieren. Die Zielunternehmen können durch die richtige Expertise zielgerichteter und effizienter unterstützt werden. Statt sich, wie in der Aktienwelt bei der Auswahl der Zielunternehmen zu limitieren, hilft es den spezialisierten Private Equity-Fonds, die vorhandene Expertise effektiv einzusetzen, und den Zielunternehmen so besser im Wachstumsprozess zu unterstützen. Um es mit den Worten der Experten von Bain zu zitieren: „Die effektivsten General Partner (Fondsmanager) schaffen einen erheblichen Mehrwert, indem sie den Managementteams (der Zielunternehmen) beim Aufbau neuer Fähigkeiten, Prozesse und Betriebsmodelle unterstützen und gleichzeitig Zugang zu Netzwerken mit Fachwissen bieten.“[1]

Aufgrund der Struktur und aktiven Einflussnahme auf die Zielunternehmen zeigt es sich also wie spezialisierte Fonds je nach Expertise einen Wettbewerbsvorteil genießen können. Die Fondsmanager haben den Vorteil, durch ihren Spezialisierungsvorteil Zielunternehmen zu entdecken und Wege der Wertschöpfung zu finden, die andere nicht sehen. Frei nach dem Motto - In der Nische sind noch immer gute Renditechancen zu finden.

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[1] BAIN&COMPANY: GLOBAL PRIVATE EQUITY REPORT 2022, S. 53.

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