Kommentar
16:12 Uhr, 13.11.2007

Subprime-Krise bestimmt das Geschehen

Die anhaltende Immobilien- und Hypothekenkrise in den USA hat auch in der Berichtswoche einen Schatten auf die Aktienmärkte geworfen. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass die Nachwirkungen des Subprime-Debakels noch geraume Zeit vorherrschen und das Börsengeschehen mitbestimmen werden. Marktteilnehmer müssen insofern weiterhin mit erhöhten Volatilitäten rechnen, zumal auch zunehmende Unsicherheiten über den weiteren Konjunkturverlauf belasten. Ein nach wie vor nahe der 100-USD-Marke notierender Ölpreis kann dabei für zusätzliche Verspannungen sorgen.

USA: Molltöne überwiegen

Die US-Aktienmärkte mussten in der Berichtswoche zahlreiche Tiefschläge hinnehmen. Vor allem die Nachwirkungen der US-Subprime-Krise machten sich negativ bemerkbar. So korrigierte etwa Merrill Lynch ihr Engagement in komplexe Schuldverschreibungen und zweitklassige Hypothekenkredite um 6,3 Mrd. USD nach oben, wodurch sich die entsprechenden Geschäfte auf insgesamt 27,2 Mrd. USD summieren. Des Weiteren erwartet Morgan Stanley für das vierte Quartal bedingt durch die Subprime-Krise eine Gewinnminderung um 2,5 Mrd. USD. Und zu allem Überfluss warnte Washington Mutual, dass die Misere auf dem Häusermarkt noch weit in das kommende Jahr hineinreichen wird. Zum Wochenschluss überraschte dann Wachovia, die viertgrößte US-Bank, mit der Hiobsbotschaft, dass ihr im Oktober rund 1,1 Mrd. USD Verluste aus Hypothekendarlehen entstanden sind.

Damit aber noch nicht genug. FED-Chef Ben Bernanke äußerte sich dahingehend, dass die US-Wirtschaft angesichts der Finanzmarktverwerfungen zwar durchaus widerstandsfähig war, gleichwohl hieraus Risiken sowohl auf der Wachstums- als auch Inflationsseite drohen. Bei einem Ölpreis nahe der 100-USD-Marke keine zu guten Perspektiven.

Auch auf Seiten der Industrieunternehmen war nicht nur eitel Sonnenschein. So hat General Motors eine Sonderbelastung von 39 Mrd. USD für das dritte Quartal ausgewiesen. Zudem machte das Unternehmen auf kurzfristig noch größere Herausforderungen an den Automärkten in den USA und Deutschland aufmerksam. Besondere Enttäuschung lösten allerdings Negativmeldungen im Technologiesektor aus, der in letzter Zeit, wie auch an der Entwicklung des NASDAQ-Index ablesbar, favorisiert war. Vor allem die Ankündigung von Cisco Systems, dem weltweit größten Computernetzwerkausrüster, dass dem Unternehmen dramatische Auftragseinbrüche von wichtigen Kunden gerade aus dem Banken- und Einzelhandelssektor erwachsen, trübte die Marktstimmung deutlich ein. Auch Qualcomm, die dank einer starken Nachfrage nach Handy-Chips einen höheren Quartalsgewinn ausgewiesen hat, enttäuschte mit ihrem Ausblick für das laufende Quartal und das Geschäftsjahr 2008.

Vor diesem Hintergrund kann es nicht verwundern, dass die Wochenbilanz an den US-Aktienmärkten negativ ausfiel, wobei der technologieabhängige NASDAQ Index besonders unter Abgabedruck stand.

Euroland: Noch glimpflich davon gekommen

Die Aktienmärkte in Euroland zeigten sich gegenüber den Auswirkungen der US-Hypothekenkrise resistenter, auch wenn die Wochenbilanz negativ ausfiel. Zwar stand auch hier der Bankensektor weiterhin unter Druck und Gerüchte schwirrten, dass die britischen Institute Barclays und Bank of Scotland enormen Abschreibungsanforderungen gegenüberstehen, doch gab es auch Momente der Erleichterung. So etwa bei Commerzbank. Hier fiel das Nettoergebnis in Q3 zwar schwach aus, doch blieben die Abschreibungen auf das US-Subprime-Engagement mit 291 Mio. Euro deutlich unter den Erwartungen. Auch der Schaden bei der Dresdner Bank fiel nicht ganz so dramatisch aus wie befürchtet, was gerade auch dem Mutterkonzern Allianz zugute kam. Mit einem blauen Auge davon kam auch Postbank, die in Q3 lediglich 61 Mio. Euro auf indirekte Engagements im US-Hypothekenmarkt abschreiben musste.

Für Unterstützung sorgte darüber hinaus Siemens mit der Ankündigung eines zehn Milliarden schweren Aktienrückkaufprogramms sowie einem soliden Gewinnanstieg im abgelaufenen Geschäftsjahr. Auch TUI zauberte ein Lächeln auf die Gesichter der Anleger. Der Reisekonzern hatte im dritten Quartal 15 Prozent mehr verdient und gerade auch im Frachtgeschäft besser abgeschnitten als erwartet.

Japan: Wieder einmal enttäuschend

Mit einem kräftigen Rückgang im Nikkei Index von nahezu sechs Prozent in der Berichtswoche enttäuschte einmal mehr der japanische Aktienmarkt. Die US-Subprime-Krise mit ihren negativen Auswirkungen auf den Bankensektor, Befürchtungen eines kräftigen Konjunkturrückgangs in den USA, einem der wichtigsten Handelspartner des Landes, sowie eine äußerst schwache Baukonjunktur im Land, die das Wirtschaftswachstum im laufenden Fiskaljahr erheblich beeinträchtigen dürfte, sorgen derzeit für Abgabedruck am Markt. In der laufenden Woche werden die BIP-Zahlen für das zweite Fiskalquartal (Juli bis September 2007) veröffentlicht. Eine schwache Entwicklung ist zu erwarten. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Aktienmarkt dies schon in den Kursen eingepreist hat.

Ausblick

Die laufende Woche steht vornehmlich im Zeichen von Konjunkturberichten. Gerade in den USA dürften die Preisdaten besondere Aufmerksamkeit finden, da man sich hiervon Hinweise über die Inflationsentwicklung erhofft und damit weitere Überlegungen anstellen kann, ob die FED im Dezember erneut die Leitzinsen senken wird oder nicht.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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