Kommentar
10:30 Uhr, 31.01.2025

stock3: „Wollen unsere positive Entwicklung verstärkt mit dem Kapitalmarkt teilen“

Im Interview auf boersengefluester.de verrät Vorstand Robert Abend, wie das Geschäftsmodell von stock3 genau funktioniert. Zudem ordnet er die jüngsten operativen Zahlen ein und gibt einen Ausblick in Sachen Investor Relations-Aktivitäten.

Aktive Anleger kennen die Börsenservices der stock3 AG vermutlich nur zu gut. Eher unbekannt ist dagegen, dass die Münchner seit fast drei Jahren selbst auch börsennotiert sind. Lange Zeit war die Performance dabei alles andere als berauschend, doch das hat sich seit Herbst 2024 grundlegend geändert. Zuletzt hat die Notiz sogar kurzfristig den Startpreis an der Börse von damals (splitbereinigt) 24 Euro aus dem März 2022 übersprungen. Wenn es so etwas wie einen Auslöser für den deutlichen Stimmungswandel gab, war es vermutlich die im Oktober 2024 kommunizierte Strategie, den Fokus künftig auf eine Verbesserung der Marge zu legen. Immerhin hatte das Team um Vorstand und Mitgründer Robert Abend nach dem Listing eine forsche Akquisitionsstrategie gefahren und sich bei einer Reihe von Unternehmen aus dem Finanzbereich beteiligt.

Im Interview auf boersengefluester.de verrät Robert Abend, wie das Geschäftsmodell genau funktioniert und wie die einzelnen Unternehmen ineinandergreifen. Zudem ordnet er die jüngsten operativen Zahlen ein und gibt einen Ausblick in Sachen Investor Relations-Aktivitäten. Der Börsenwert des im Münchner Spezialsegment m:access gelisteten Unternehmens beträgt zurzeit knapp 27 Mio. Euro, was etwa dem Doppelten der für 2024 avisierten Umsatzerlöse entspricht. Für tradingorientierte Investoren sicher nichts, doch wer nach einem feinen Spezialwert aus dem Börsenumfeld sucht, sollte sich die – allerdings recht marktenge – Aktie ruhig genauer ansehen.


Herr Abend, ein altes Börsensprichwort sagt: „Für den Aktionär gibt es nichts Schöneres, als seine Einstandskurse wiederzusehen.“ Der Aktienkurs von stock3 hat nach langer Talfahrt scharf nach oben gedreht und nimmt sogar Sichtkontakt zum Ausgabekurs 24 Euro vom März 2022 auf. Was ist denn da plötzlich los?

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Robert Abend: Generell finden Nebenwerte aktuell an der Börse nur wenig Beachtung. Umso mehr freuen wir uns natürlich über den steigenden Kurs unserer stock3-Aktie und dass der Ausgabekurs zeitweise auch schon wieder überschritten wurde. Nach dem Börsengang haben wir Wert auf die Schaffung von Grundlagen für weiteres Wachstum gelegt. So führten wir einen kompletten Relaunch von stock3.com durch, vollzogen eine Umbenennung unserer Brands (BörseGo, GodmodeTrader, Guidants) auf stock3 – unter anderem auch, um mehr von der Börsennotiz zu profitieren. Im nächsten Schritt wurden wir hinsichtlich anorganischen Wachstums aktiv, um unsere Schwachstellen zu stärken, Synergie- und Wachstumspotenziale zu schaffen. Inmitten dieser Integration und Hebung von Synergien befinden wir uns aktuell. Ich denke, der Markt bzw. informierte Anleger – zum Beispiel die Nutzer von stock3 – sehen die positiven Entwicklungen und honorieren diese. Aber es gibt natürlich auch noch ein paar weitere interessante Entwicklungen, auf die wir sicher später noch zu sprechen kommen.

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Für Anleger, die das Unternehmen nicht so gut kennen: stock3 ist eine Mischung aus FinTech, Medien und auch Brokerage. Wie funktioniert das Geschäftsmodell genau?

Robert Abend: stock3 ist die Homebase für anspruchsvolle Trader und aktive Anleger. Als Homebase bezeichnen wir unsere Finanzmarktanalyse- und Trading-Plattform, mit der wir alles bieten, was Trader und Anleger in ihrem Börsenalltag und für ihren Erfolg an den Finanzmärkten benötigen. Das umfasst zum einen die Webplattform stock3.com, das stock3 Terminal und die mobile stock3 App. Dort stehen nicht nur eine Vielzahl an Features, Funktionalitäten und Analysetools zu Verfügung; unsere erfahrene Redaktion, Experten und Trader bieten für den persönlichen Börsenerfolg zudem täglich eine hohe Dichte an Markteinschätzungen, Analysen und Tipps, welche dann direkt über unsere 100-Prozent-Tochter brokerize als Trade am Markt platziert werden können.

Die Vielseitigkeit und Qualität unserer Homebase nutzen vor allem aktive Börsianer – oder jene, die aktiver werden wollen: Also eine besonders gefragte Zielgruppe. Diese Zielgruppe wiederum wird vor allem geschätzt von Banken, Brokern oder auch Produktanbietern. Die steigende Reichweite in einer qualitativ sehr hochwertigen Nutzerschaft, die hohe Nutzerbindung über skalierbare Abo-Modelle, hohe Handelsaktivität unserer Nutzer (Tradezahlen) und Angebote unserer langjährigen Partner aus dem B2B-Segment beeinflussen sich gegenseitig auf eine sehr positive Art und Weise – quasi wie in einem Kreislauf.

Der größte Ertragshebel liegt mittelfristig vermutlich bei der Tochter brokerize, oder?

Robert Abend: Unsere 100%-Tochter brokerize GmbH bietet sicherlich große Chancen in der Zukunft und ist vor allem ein einzigartiges Geschäftsmodell. stock3 ist mit seiner viel-tradenden Zielgruppe und dem ausgefeilten Trading-Frontend selbst kein Broker, sondern der Partner vieler guter Broker. Wir bieten Brokern direkten Zugang zu unseren Nutzern, welche sich auf stock3 ihre Homebase eingerichtet haben. Mit jedem an brokerize angebundenen Broker steigt die Reichweite und Attraktivität – kürzlich konnten wir zum Beispiel den Livegang von Smartbroker+ bei brokerize verkünden.

Wie sieht es mit den anderen Bereichen aus?

Robert Abend: Mindestens ebenso spannend und skalierbar sind die Potenziale im Bereich unserer redaktionellen und technischen Abo-Modelle. Sowohl die Nutzung unserer technischen Feature-Pakete für das stock3 Terminal, als auch die von unseren Experten geleiteten Abo-Services mit ihren Depots erfreuen sich großer Beliebtheit. Hier wird neben dem Führen konkreter Depots mit unterschiedlichen Risikoklassen vor allem auch der Community-ähnliche Austausch mit unseren Experten geschätzt, die in ihren Streams jederzeit mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und in beiden Bereichen spielt natürlich auch die zusätzlich gewonnene Reichweite unserer Akquisitionen eine Rolle.

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In den vergangenen zwei Jahren hat sich stock3 an mehreren Unternehmen aus dem Finanzumfeld beteiligt. Unter anderem geht es um Goldesel, TraderMacher und Stockstreet. Was ist die Strategie dahinter und wie greift alles zusammen?

Robert Abend: Unsere Ziele sind vor allem Reichweitensteigerung, Stärkung unserer Marktführerschaft im Segment Trading bzw. bei an den Börsen besonders aktiven Nutzern und insbesondere die Erhöhung der Marge durch Umsatzsteigerung auf der einen Seite und Kosteneffizienz auf der anderen Seite. Goldesel Investing ist einer der reichweitenstärksten Instagram-Kanäle in dieser Zielgruppe, TraderMacher kann dasselbe von sich bei YouTube behaupten und Stockstreet ist ein kleiner Börsenverlag mit einer guten Kundenbasis und ausgezeichneten Experten. Die Realisierung von Synergien im Zusammenspiel untereinander und mit stock3 soll auf die oben angeführten Ziele einzahlen.

Zuletzt sprachen Sie von einer Offensive auf der Produktseite. Das heißt konkret?

Robert Abend: Wir kaufen nicht nur Reichweite und Produkte zu, sondern arbeiten auch an unserer bereits vorhandenen Produktpalette. Passend dazu haben wir im vierten Quartal 2024 mit dem „AktienPuls360“ einen neuen Trading-Service samt stärkerer YouTube-Präsenz gestartet. Der Relaunch unseres stock3-Tradingdepot-Produkts „stock3 Trademate“ stellt einen weiteren, elementaren Teil unserer Produktoffensive dar. Bei der Weiterentwicklung wurde der Schwerpunkt daraufgelegt, dass die Nutzer die Tradingideen unserer Experten in den Depots ganz einfach über brokerize in ihren eigenen Depots umsetzen können. Diese Funktion wird nun auch auf alle anderen Services ausgerollt, was neben höherer Usability auch die Tradezahlen der brokerize positiv beeinflussen soll.

Zusätzlich nehmen wir gerade eine Neupositionierung unserer Ausbildungs-Services vor. Das Kernprodukt unter dem neuen Namen „Master your Trade“, aber auch bei TraderMacher sollen verstärkt, passend zum Namen, Trader „gemacht“ werden. Mit diesen neuen Angeboten für unsere Nutzer wollen wir im Bereich Aus- und Weiterbildung das vorhandene Interesse befriedigen. Mit all diesen Neuerungen heben wir die Qualität unsere Angebote im Paid Content-Segment für unsere Nutzer auf das nächste Level und verknüpfen diese zudem noch enger mit unserer Brokerage-Tochter brokerize.

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Am ehesten vergleichbar ist die Aktie von stock3 trotzdem mit der Smartbroker Holding (u. a. Smartboker+, wallstreet:online) aus Berlin, oder? Wen sehen Sie als Peergroup?

Robert Abend: Grundsätzlich existieren verschiedene Mitbewerber jeweils nur in gewissen Teilbereichen. Hier wäre zum Beispiel TradingView zu erwähnen, welche sich auf den Bereich Charting und CFD-Broker fokussiert, während wir unsere Stärken bei den klassischen Online-Brokern und zudem Trading-Advice mit unseren Experten sowie Community-Elementen haben. Generell heben wir uns als quasi „One-Stop-Shop“ ab. Der Börsenteilnehmer erhält bei uns alles für den erfolgreichen Börsenalltag, seien es technologische Features oder die relevante Berichterstattung unserer eigenen Redaktion. Die Smartbroker Holding ist sicherlich in Teilen ihres Geschäfts vergleichbar, ebenso wie die eben laut Medienberichten für 400 Mio. Euro übernommene finanzen.net mit ihrem Broker. Mit beiden Unternehmen befinden wir uns übrigens auch in langjährigen Kooperationen, was die besondere Marktstellung unter anderem von brokerize unterstreicht.

Wie sehen die Prognosen für 2024 aus und wo standen Sie zum Halbjahr?

Robert Abend: Die erwarteten Umsatzerlöse für 2024 liegen wie veröffentlicht zwischen 13,3 Mio. Euro und 13,8 Mio. Euro. Die Ergebnisprognose vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) liegt auf Konzernebene für 2024 in einer Bandbreite von 0,5 Mio. Euro bis 1,0 Mio. Euro. Im Rahmen der Veröffentlichung unserer Halbjahreszahlen verzeichneten wir zum 30. Juni 2024 ungeprüfte Umsatzerlöse in Höhe von 6,4 Mio. Euro. Zur Einordnung: Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum 2023 verbuchte der Konzern Erlöse in Höhe von 5,6 Mio. Euro. Sehr erfreulich ist das ungeprüfte EBITDA zum Halbjahr 2024, welches bei 0,5 Mio. Euro liegt. Im Vorjahreszeitraum betrug das EBITDA 0,2 Mio. Euro. Damit liegen wir zum Halbjahr im Plan, was uns sehr zufrieden stimmt.

Trauen Sie bereits einen Blick auf 2025 oder gibt es sogar Mittelfristprognosen?

Robert Abend: Konkrete Prognosen möchte ich hier nicht nennen. Einige oben erwähnte Maßnahmen sind in Q4 gestartet, die Hebung der Synergien befindet sich in vollem Gange. Unser voller Fokus in 2025 liegt neben den oben erwähnten Zielen auf der weiteren Steigerung der Marge.

Die Analysten der BankM halten bis 2027 einen Gewinn vor Steuern von rund 4 Mio. Euro für möglich. Wie stehen Sie solchen Prognosen gegenüber?

Robert Abend: Der Zeithorizont bis 2027 ist sehr groß und kann eher als Orientierung für die Richtung dienen. Unser Ziel, zu wachsen und die Margen deutlich zu erhöhen, erwähnte ich bereits. Zu konkreten Prognosen von Analysten möchte ich mich hier nicht äußern.

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Wie steht es um die Bilanz der stock3 AG? Ist das Unternehmen ausreichend kapitalisiert, um das mögliche Wachstum voll auszuschöpfen?

Robert Abend: Das Unternehmen steht auf gesunden Beinen und hat ausreichend liquide Mittel, um das mögliche Wachstum voll ausschöpfen zu können.

Kapitalerhöhungen sind demnach kein Thema?

Robert Abend: Um das Working Capital aufzubessern, ist definitiv keine Kapitalerhöhung vorgesehen. Sollte sich in strategischer Hinsicht oder im Bereich anorganisches Wachstum jedoch eine außergewöhnliche Chance ergeben, möchte und kann ich es nicht grundsätzlich ausschließen. Geplant ist eine Kapitalerhöhung aktuell jedoch nicht.

Gelistet ist die stock3-Aktie – fast wie es sich für einen Münchner Spezialwert gehört – im m:access der Börse München. Allerdings sind offiziell nur rund 10 Prozent der Aktien im Streubesitz. Das macht es schwer, einen liquiden Handel zu gewährleisten. Wie sieht diesbezüglich Ihre Investor Relations-Strategie aus und wer sind die wesentlichen Ankeraktionäre?

Robert Abend: Die Ankeraktionäre kommen insbesondere aus dem einstigen Gründerteam bestehend aus Thomas Waibel, Harald Weygand, Jochen Stanzl und mir. Mit Thomas Waibel und mir sind somit zwei Ankeraktionäre im Vorstand vertreten und auch Harald Weygand und Jochen Stanzl sind in unterschiedlichen Rollen noch für das Unternehmen aktiv. Auch bei den von Ihnen angesprochenen 10 Prozent liegen viele Aktien in „festen Händen“ bei langfristigen Partnern. Wir alle sind nach wie vor sehr überzeugt vom Potenzial der stock3 AG. Sicherlich wäre aus dem Blickwinkel Handelbarkeit ein höherer Streubesitz von Vorteil, generell legen wir aber Wert auf Aktionäre, die in das Unternehmen vertrauen und ihre Anteile langfristig halten. Im nächsten Schritt wollen wir in Sachen Investor Relations auf alle Fälle aktiver werden und unsere positive Entwicklung verstärkt mit dem Kapitalmarkt teilen. Sie sehen, wir haben in allen Bereichen einiges vor und wir freuen uns mit unseren Nutzern auf das Jahr 2025.

Besten Dank für das Gespräch, Herr Abend!

Dieses Interview wurde am 30.01.2025 auf publisher.boersengefluester.de veröffentlicht