Analyse
12:20 Uhr, 21.07.2023

stock3 Techreport: Ende der Party bei TESLA?

Der US-Hersteller von E-Autos und der Streamingdienst hatten ein paar schlechte Nachrichten für Investoren parat. Ist damit die Party bei den Aktien beendet?

Erwähnte Instrumente

  • Netflix Inc.
    ISIN: US64110L1061Kopiert
    Kursstand: 437,420 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Tesla Inc.
    ISIN: US88160R1014Kopiert
    Kursstand: 262,900 $ (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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Mit einem Kurseinbruch um knapp zehn Prozent hat die Tesla-Aktie auf die Vorlage der Quartalsergebnisse am Mittwochabend, 20. Juli, reagiert. Dabei lagen die Zahlen über den Schätzungen der Analysten, während sich Vorstandschef Elon Musk wie üblich euphorisch bezüglich der Zukunftsaussichten gab.

Im zweiten Quartal steigerte der Hersteller von E-Autos den Umsatz um 47,2 Prozent auf 24,9 Mrd. USD. Damit lag der Erlös erstmals in der Nähe von 25,0 Mrd. USD in einem einzelnen Quartal und zudem leicht über den Schätzungen der Analysten von 24,5 Mrd. USD.

Allerdings schlugen die starken Preissenkungen der vergangenen Monate kräftig auf die Profitabilität durch. So stagnierte der Bruttogewinn in der Autosparte bei 4,1 Mrd. USD. Daher brach die Bruttomarge von 27,9 auf 19,2 Prozent ein. Der Bruttogewinn wird errechnet, indem man vom Umsatz die Herstellungskosten abzieht.

Auf Konzernebene sah es ähnlich unschön aus, zumal zu den Preissenkungen im Autobereich die Kosten für das Hochfahren der Produktion der 4.680er-Batteriezellen und jene für den Start der Produktion des Cybertruck kam. Trotz des starken Umsatzanstiegs sank daher der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) leicht auf 2,4 Mrd. Dollar. Damit ging die operative Marge von 14,6 auf nurmehr 9,6 Prozent zurück.

Hingegen stieg der bereinigte Gewinn je Aktie um knapp 20 Prozent auf 0,91 USD und übertraf damit die Erwartungen von 0,81 USD.

Zum Beginn der Analystenkonferenz betonte Vorstandschef Elon Musk, dass Tesla gut unterwegs sei, um die Fahrzeugproduktion im laufenden Jahr auf 1,8 Mio. zu steigern. Allerdings werde die Produktion im laufenden Quartal wegen des Upgrades etlicher Werke zurückgehen.

Zudem sagte Musk, dass die Produktion des Cybertrucks im Laufe des Jahres beginnen werde. Außerdem wolle Tesla im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) vorne mitspielen und baue daher einen eigenen „Dojo“-Supercomputer. Dafür wolle Tesla bis zum Ende nächsten Jahres mindestens 1 Mrd. USD investieren.

Langfristig werde autonomes Fahren den Absatz von Tesla durch die Decke gehen lassen. Und für die geplanten hauseigenen Roboter-Taxis werde es „quasi unbegrenzte Nachfrage“ geben. Summa summarum könne sich der (Börsen)Wert von Tesla laut Musk langfristig verzehnfachen.

Netflix enttäuscht mit dem Ausblick

Nicht ganz so groß wie bei Tesla war der Kurseinbruch bei Netflix nach der Präsentation der Quartalszahlen. Sie fielen gemischt aus, während die Prognose für das dritte Quartal für Verunsicherung bei Investoren sorgte.

Der Streamingdienst gewann im vergangenen Quartal 5,89 Mio. neue zahlende Kunden, das lag meilenweit über den Erwartungen von 2,1 Mio.. Grund war die Einführung des sogenannten „Paid Sharing“ im Mai in mehr als 100 Ländern. Seitdem müssen Netflix-Fans, die sich zuvor einen Account mit jemanden außerhalb ihres Haushaltes kostenlos geteilt hatten, entweder dafür bezahlen, oder sie legen sich einen eigenen Account an, und bezahlen dafür.

Allerdings schlug das kaum auf den Umsatz durch. Er kletterte um lediglich 2,7 Prozent auf 8,19 Mrd. USD, was etwas unter den Schätzungen von 8,3 Mrd. USD lag. Hingegen stieg der bereinigte Gewinn je Aktie überraschend etwas auf 3,29 USD und übertraf damit die Erwartungen von 2,86 USD deutlich.

Die Co-Vorstandschefs Ted Sarandos und Greg Peters gaben sich zwar zuversichtlich, dass sich das Erlöswachstum im zweiten Halbjahr beschleunigen werde. Neben dem Thema „Paid Sharing“ soll dazu auch der Ausbau des Geschäfts mit werbeunterstützten Abos beitragen.

Daher soll der Umsatz im dritten Quartal um 7,5 Prozent auf 8,52 Mrd. USD zulegen. Das lag allerdings unter den Erwartungen von 8,67 Mrd. USD und zeigt, dass das Geschäft nicht so stark in Schwung kommen dürfte, wie Analysten erwartet hatten.

Da half es auch nichts, dass im laufenden Quartal ähnlich viele Neukunden gewonnen werden sollen wie im Vorquartal, und dass die Prognose für den bereinigten Gewinn je Aktie von 3,52 Dollar die Erwartungen (3,23 Dollar) deutlich übertraf.

Zudem hob das Management die Prognose für den Free Cashflow für das Gesamtjahr auf „mindestens 5 Mrd. USD“ an, nach „mindestens 3,5 Mrd. USD“ zuvor. Grund ist der Streik der Drehbuchautoren und der Schauspieler in den USA.

Wie geht es weiter mit den Aktien?

Meiner Meinung nach sollten beide Papiere schon bald wieder nach oben drehen, wobei jene von Tesla die Kehrtwende anführen dürfte. Investoren dürften schnell darüber hinwegsehen, dass der Absatz des E-Autoherstellers im laufenden Quartal etwas zurückgehen soll und sich anschließend schnell wieder auf die mittel- und langfristigen Wachstumsperspektiven fokussieren, die laut Einschätzungen vieler Investoren glänzend sind.

Da spielt der Börsenwert von astronomischen 833 Mrd. USD meiner Meinung nach keine große Rolle. Da hat es vor der Zahlenvorlage auch nicht getan.

Die Perspektiven für Netflix sind ebenfalls gut. So will der Konzern weiter kräftig neue Kunden gewinnen, und das Umsatzwachstum nach dem dritten Quartal im vierten weiter beschleunigen. Vor dem Hintergrund dürften Investoren bald wieder ignorieren, dass das KGV mit 38,7 sehr hoch ist. Das hatte Investoren vor der Zahlenvorlage auch nicht gestört, als das Papier auf das höchste Niveau seit Januar 2022 geklettert war.

Nun warten Investoren auf die nächsten Ergebnisse der US-Schwergewichte aus dem Technologiesektor. Am Dienstagabend, 25. Juli, nach Börsenschluss in den USA, liefern Microsoft und Alphabet Zahlen, am Mittwoch folgt Meta Plattforms, und am Donnerstag Amazon. Die meisten Anleger dürften hoffen, dass es diesmal keine Enttäuschungen gibt und die Party angetrieben vom KI-Hype bald weitergeht.

Zwei aktuelle Chartanalyse zu den Aktien von Tesla und Netflix findet ihr hier.

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