Kommentar
15:34 Uhr, 06.09.2007

Sterling: Stärkung durch Konjunktur und Geldpolitik

Pfund Sterling tendiert uneinheitlich

Die überraschende Diskontsatzsenkung durch die USNotenbank am 17. August führte zu einer Stärkung des Pfund Sterling gegenüber dem US-Dollar. Zusätzlichen Auftrieb erhielt das Pfund Sterling gegenüber dem US-Dollar durch die im Zuge der verschärften Krise am USHypothekenmarkt aufgekommene Erwartung hinsichtlich einer Senkung der Federal Funds Rate durch die USNotenbank. Gegenüber dem Euro blieb das Pfund Sterling auch im August in der Seitwärtsbewegung um den Kurs von 0,68 EUR-GBP. Die Auflösung von „Carry Trades“ in den vergangenen Wochen führte zu einer Abwertung des Pfund Sterling gegenüber dem Yen von bis zu 10 %.

Konjunktur/Inflation: Wachstum über Potenzial

Das Bruttoinlandsprodukt überraschte im zweiten Quartal mit einem kräftigen Zuwachs von 0,8 % im Vergleich zum Vorquartal. Damit dürfte das BIP-Wachstum 2007 oberhalb der Potenzialrate liegen. Auf eine anhaltend gute konjunkturelle Lage im dritten Quartal deuten auch die aktuellen Stimmungsindikatoren aus dem August hin. Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe, den Bau und das Dienstleistungsgewerbe konnten die hohen Werte aus dem Juli sogar übertreffen. Die Inflationsdynamik hat sich überraschend deutlich verlangsamt. Im Juli betrug die Inflationsrate 1,9 % und lag damit seit März 2006 zum ersten Mal wieder unter dem Inflationsziel der Bank of England (BoE). Im Monatsvergleich gab es sogar einen Rückgang der Preise um 0,6 %. Bis Ende des Jahres 2007 ist nicht mit einer wesentlichen Beschleunigung der Inflationsdynamik zu rechnen.

BoE: 9 zu 0 für konstante Leitzinsen im August

Das Sitzungsprotokoll des Zentralbanktreffens vom August zeigt die Zustimmung aller Mitglieder des Monetary Policy Committees (MPC) für die Beibehaltung des Leitzinses bei 5,75 %. Darüber hinaus brachte es die große Unsicherheit des MPC über den Inflations- und Wachstumsausblick der BoE zum Ausdruck. Vor dem Hintergrund des Sitzungsprotokolls und der Inflationszahlen für den Juli ist eine Zinserhöhung der BoE am 6. September sehr unwahrscheinlich geworden. Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit deutlich angestiegen, dass die Spitze des Zinserhöhungszyklus bei dem derzeitigen Zinsniveau von 5,75 % erreicht ist.

Externe Position: Handelsbilanzdefizit rückläufig

Der Saldo in der Handelsbilanz hat sich im Juni überraschend um 0,13 Mrd. £ auf 3,6 Mrd. £, den niedrigsten Stand seit Oktober 2005, verringert. Der Rückgang ist in erster Linie auf verstärkte Exporte in nicht-EU Länder zurückzuführen. Die Dienstleistungsbilanz blieb mit 2,7 Mrd. £ im Vergleich zum Vormonat unverändert. Das Warenbilanzdefizit verringerte sich im Juni leicht auf 6,3 Mrd. £, bleibt aber dennoch auf einem hohen Niveau. Mittelfristig dürfte sich das Handelsbilanzdefizit belastend auf das Pfund Sterling auswirken.

Finanzmärkte: Sterling-Longposition stark reduziert

In den letzten Wochen haben die spekulativen Anleger an der Chicago Mercantile Exchange ihre Nettolongpositionierung stark abgebaut. Der deutliche Abbau bedeutet ein reduziertes Belastungspotenzial für das Pfund Sterling. Eine Umschichtung im Portfolio der Spekulanten ist erkennbar. Zum ersten Mal seit Juni 2006 sind die spekulativen Anleger im Yen wieder mehrheitlich longpositioniert

Prognose

Das Pfund Sterling wird weiterhin durch die robuste Wirtschaftslage gestützt. Im Vergleich zum Euro ist allerdings nach wie vor mit einer Seitwärtsbewegung zu rechnen. Die mittelfristige Entwicklung der Zinsdifferenzen im Vergleich zu den USA und Japan dürfte im Jahresverlauf zu einer Stärkung des Pfund Sterling gegenüber dem US-Dollar beitragen und zu einer Schwächung gegenüber dem Yen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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