Kommentar
12:06 Uhr, 30.05.2008

Sterling: Inflation verhindert neues Rekordtief

Das Pfund Sterling tendierte im Monatsvergleich nur leicht schwächer gegenüber dem Euro und dem US-Dollar und gegenüber dem Yen sogar etwas stärker. Dies ist zunächst vor dem Hintergrund enttäuschender Konjunkturdaten (RICS Hauspreissaldo, Nationwide Hauspreisindex, CIPS Baugewerbe, PMI Dienstleister, Industrieproduktion) etwas verwunderlich. Beispielsweise erreichte der Einkaufsmanagerindex für das Baugewerbe im April ein Rekordtief. Das Pfund Sterling wurde aber durch eine gleichzeitig unerwartet starke Inflationsdynamik gestützt. Die Inflationsrate in UK ist im April auf 3,0 % gegenüber dem Vorjahr angestiegen und die Veränderungsrate der Produzentenpreise erreichte mit 7,5 % den höchsten Wert seit 1985. Auch wenn das Pfund Sterling im Monatsvergleich gegenüber dem Euro nur geringfügig abgewertet und gegenüber dem Yen leicht aufgewertet hat, bleibt im Vergleich zum Mai 2007 durch die gegensätzliche geldpolitische Entwicklung zwischen dem Vereinigten Königreich und Euroland sowie Japan noch eine deutliche Abwertung des Pfund Sterling.

Konjunktur/Inflation: Konjunktur auf Talfahrt

Die britische Wirtschaft wächst seit diesem Jahr unterhalb der von uns auf etwa 2,6 % geschätzten Potenzialrate. Die Unternehmen reagierten auf die sich verschlechternden Rahmenbedingungen und senkten im ersten Quartal die Anlageinvestitionen deutlich (-1,6 % qoq). Der Konsum der privaten Haushalte dürfte mit einem leichten Plus von 1,3 % qoq durch Sonderfaktoren geschönt sein. Hierzu zählt das frühe Osterfest dieses Jahr. Die im Sinkflug befindlichen Stimmungsindikatoren kommen langsam auch zum Tragen. Der Einkaufsmanagerindex im Baugewerbe erreichte im April ein Rekordtief und der Einkaufsmanagerindex für das wichtigste Standbein der britischen Volkswirtschaft, die Dienstleister, ist auf ein Fünfjahrestief gefallen. Wir erwarten, dass die britische Wirtschaft im laufenden Jahr nicht mehr auf den Potenzialpfad zurückfinden wird. Die Konsumschwäche wird aber zum Teil über die Nettoexporte kompensiert werden. Denn die Wettbewerbsfähigkeit der britischen Exporteure wurde durch das schwächer notierende Pfund Sterling gestärkt. Wir rechnen für 2008 mit einem BIP-Wachstum von 1,7 % und für 2009 erwarten wir 1,9 %. Dennoch dürfte damit die realwirtschaftliche Entwicklung im Vergleich zu Euroland das Pfund Sterling gegenüber dem Euro auf Sicht von zwölf Monaten stärken.

BoE: 8-1 für konstante Leitzinsen im Mai

Das Monetary Policy Committee der BoE stimmte im Mai mit 8-1 für unveränderte Leitzinsen. Das Sitzungsprotokoll wiederholte die Einschätzung aus dem kurz zuvor veröffentlichten Inflationsbericht, dass aus Sicht der BoE sowohl die Inflations- als auch die Konjunkturrisiken zugenommen haben. Der bereits eingesetzte konjunkturelle Abschwung dürfte dazu führen, dass sich die mittelfristige Inflationsdynamik hinreichend abschwächt, sodass die BoE in der zweiten Jahreshälfte 2008 die Leitzinsen um 50 Basispunkte senkt.

Finanzmärkte: Spekulanten bleiben pessimistisch

In den letzten Wochen haben die Spekulanten an der Chicago Mercantile Exchange ihre Nettoshortpositionen etwas abgebaut. Sie bleiben aber deutlich über dem Jahresdurchschnitt und stellen damit nach wie vor ein Aufwärtspotential für das Pfund Sterling dar.

Prognose

Für die kommenden Monate erwarten wir gegenüber dem Euro eine Seitwärtsbewegung um den Wert von 0,80 EURGBP. Dabei sind neue Rekordtiefstände nicht auszuschließen. Erst auf Sicht von zwölf Monaten rechnen wir vor dem Hintergrund der von uns erwarteten geldpolitischen Entwicklung in UK und in Euroland mit einer deutlichen Stärkung des Pfund Sterling gegenüber dem Euro.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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