Kommentar
13:10 Uhr, 30.10.2006

Sterling: Erwartung einer Leitzinsanhebung stützt

Leitzinsanhebung rückt in greifbare Nähe

Während sich die Anzeichen mehren, dass die US-Wirtschaft nun tatsächlich eine langsamere Gangart eingeschlagen hat, beschleunigte sich das Wachstum in UK im dritten Quartal. Das Pfund Sterling hat reichlich Unterstützung von den BIP-Daten erhalten, zumal danach am Markt die Wahrscheinlichkeit einer Leitzinsanhebung durch die Bank of England (BoE) deutlich angestiegen ist.

Konjunktur/Inflation: Wachstum überrascht in Q3

Das Bruttoinlandsprodukt hat im dritten Quartal mit einer Zuwachsrate von 0,7 % qoq (2,8 % yoy) nach oben überrascht. Neben einer weiterhin sehr kräftigen Expansion im Dienstleistungssektor lieferte auch das produzierende Gewerbe einen positiven Wachstumsbeitrag. Und auch die Bauwirtschaft hat sich nach einem schwachen letzten Jahr wieder stabilisiert. Die weiterhin robuste Konjunktur sowie aktuell deutlich über dem Inflationsziel der BoE liegenden Inflationsraten trüben derzeit den Inflationsausblick. Der CPI wird auch in den nächsten Monaten über 2,0 % liegen. Bei ohnehin schon hohen Inflationserwartungen dürfte dies die Notebank auf den Plan rufen.

BoE: Zinserhöhung im November

Die Sitzungsprotokolle der Bank of England zeigen, dass beim letzten Zinsentscheid zwei der neun Mitglieder für steigende Leitzinsen votiert haben. Weitere Mitglieder scheinen eine Erhöhung zu befürworten, wenngleich zu einem späteren Termin. Die Hauptargumente für steigende Leitzinsen bestehen nicht mehr so stark wie bislang in den hohen, am Kapitalmarkt eingepreisten Inflationserwartungen, sondern in möglicherweise steigenden Lohnkosten, dem starken Geldmengenwachstum und der beobachteten Tendenz, dass viele Unternehmen versuchen, in den letzten Quartalen niedrigere Margen durch Preiserhöhungen wieder auszuweiten. In der Summe der Argumente sehen wir deutliche Hinweise auf eine Zinserhöhung bei der nächsten Sitzung im November auf 5,0 %.

Externe Position: Derzeit wenig belastend für Sterling

Wie auch bei den USA belastet derzeit das hohe Defizit in der außenwirtschaftlichen Position das Pfund Sterling kaum. Obwohl die rudimentäre Zahlungsbilanz nach wie vor tief in den roten Zahlen ist, hat der Außenwert von Sterling im Zuge einer Verbesserung der Zahlungsbilanzposition sogar zulegen können. Hauptstütze für die Kapitalflüsse aus dem Ausland waren in den vergangenen Quartalen die Direktinvestitionen. Ausländische Investoren sind nach wie vor bereit, Firmen aus UK aufzukaufen bzw. UK als Produktionsstandort auszubauen. Wenig gefragt waren dagegen Aktien sowie Gilts und andere Schuldtitel. Wenn die relative Aktienperformance von DAX und FTSE 100 ein Gradmesser für die Attraktivität von UK-Aktien darstellt, lässt die jüngste Entwicklung auf keine Änderung in diesem Trend bei den Kapitalflüssen hoffen.

Finanzmärkte: Spekulanten bauen Sterlingposition aus

Die nicht-kommerziellen Investoren an der Chicago Mercantile Exchange (CME) haben weiterhin Longpositionen in Pfund Sterling. Diese Positionen liegen inzwischen jedoch deutlich unter den Höchstständen vom August. In den letzten Wochen war erneut ein Anstieg der Positionierung zu verzeichnen, sodass Sterling gegenüber dem US-Dollar leicht zulegen konnte. Möglicherweise nimmt diese Kursbewegung bereits die Erwartung der Marktteilnehmer auf eine baldige Leitzinserhöhung seitens der BoE vorweg.

Prognose

Trotz eines unverändert robusten Wachstums ignoriert der Markt unseres Erachtens nach derzeit eine Reihe signifikanter Belastungsfaktoren für Sterling gegenüber dem Euro, sodass wir an unserer Prognose eines Anstiegs von EUR-GBP festhalten. Dagegen sollte die Wachstumsverlangsamung in den USA sowie erste Zinssenkungen durch die Fed im kommenden Jahr den Dollar gegenüber Sterling belasten.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 140 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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