Kommentar
15:29 Uhr, 29.09.2008

Sterling: Absturz zunächst durch Finanzkrise gestoppt

Anfang August betrug das Austauschverhältnis zwischen dem Pfund Sterling und dem US-Dollar noch knapp 2,00 GBP-USD. Die aufgekommenen Leitzinssenkungserwartungen in UK und die realwirtschaftliche Eintrübung im Vereinigten Königreich haben das Pfund am 11. September bis auf 1,75 GBP-USD abwerten lassen. Gegenüber dem Euro fiel das Pfund am 3. September auf ein Rekordtief von 0,81875 EUR-GBP. Die jüngste Verschärfung der US-Finanzkrise konnte den Absturz des Pfund gegenüber dem Dollar zunächst stoppen und auch gegenüber dem Euro erholte es sich leicht. Die deutliche Reaktion des GBP-USD Wechselkurses liegt vor allem an verstärkten Leitzinssenkungserwartungen in den USA, an der durch die Zentralbanken bereitgestellten USD-Liquidität und an der erwarteten steigenden US-Schuldenquote im Zusammenhang mit den Rettungsmaßnahmen der US-Regierung.

Konjunktur/Inflation: Rezession fast unvermeidbar

Die Hiobsbotschaften aus UK nehmen kein Ende. Die Häuserpreise fallen kräftig und reißen den Rest der Wirtschaft mit sich. Das Economic Sentiment fiel im August auf den niedrigsten Stand seit Ende 1992 – im März hatte es noch über seinem langjährigen Durchschnitt notiert. Zudem wurde das Bruttoinlandsprodukt des zweiten Quartals auf Stagnation nach unten revidiert, sodass angesichts eines Potenzialwachstums von 2 ¾ % auch für UK die Diagnose lauten muss: Rezession. Linderung erwarten wir erst für 2009. Insbesondere ein schwächeres Pfund sollte dann über die Exporte stützen. Wir haben unsere BIP-Prognosen für 2008 bzw. 2009 spürbar nach unten korrigiert, von 1,5 % bzw. 1,3 % auf 1,0 % bzw. 0,7 %. Die Inflationsrate kletterte im August auf 4,7 %, den höchsten Wert seit Anfang der Neunzigerjahre.

BoE: Minutes zeigen keine Stimme mehr für Zinserhöhung

Die Minutes des Zentralbanktreffens der BoE vom 3./4. September zeigen eine Mehrheit von 8 zu 1 Stimmen für unveränderte Leitzinsen bei 5,0 %. Das Abstimmungsverhalten hat sich im Vergleich zu den Treffen im Juli und August in zweierlei Hinsicht verändert. David Blanchflower sprach sich zwar wieder als einziger für eine Zinssenkung aus. Allerdings nicht mehr um 25 Basispunkte sondern um 50 Basispunkte. Tim Beasley, der im Juli und August noch eine Zinserhöhung verlangt hatte, sieht diese Notwendigkeit nun nicht mehr. Die Veränderungen im Abstimmungsverhalten haben keinen Einfluss auf unsere Leitzinsprognose. Wir rechnen weiterhin mit zwei Zinssenkungen auf dann 4,50 % bis Ende dieses Jahres. Der geldpolitische Ausblick bleibt ein fundamentaler Belastungsfaktor für das Pfund.

Finanzmärkte: Pfund im Sog der Spekulanten

Die Spekulanten an der Chicago Mercantile Exchange bringen mit der über die letzten Wochen erhöhten Nettoshortposition sehr deutlich ihren Pessimismus gegenüber dem Pfund zum Ausdruck. Die höchste Nettoshortposition seit über einem Jahr birgt aber auch ein Aufwertungspotenzial für das Pfund.

Prognose

Die Erholung des Pfund gegenüber dem Euro und dem Dollar dürfte nur vorübergehend sein. Wir rechnen in den nächsten Monaten mit dem Beginn eines Zinssenkungszyklus der BoE, der das Pfund wieder unter Druck bringen sollte. Darüber hinaus bleibt die realwirtschaftliche Lage als Belastungsfaktor erhalten. Für das 3. und 4. Quartal erwarten wir einen Rückgang des realen BIP in UK.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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