Analyse
18:18 Uhr, 18.05.2015

Stephen King's Titanic-Analogie: Märkte sind fragiles Schiff ohne Rettungsboote

Ein unvorstellbares Szenario: Die US-Wirtschaft driftet im zweiten Quartal in eine Rezession ab. Dabei ist das Szenario so unrealistisch nicht. Im ersten Quartal schrumpfte die US-Wirtschaft wahrscheinlich leicht.

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Stephen King ist Chefökonom der HSBC, der größten Bank Europas. Er zeichnet in einer neuen Studie ein Szenario, das der Feder des gleichnamigen Horrorbuchautors entsprungen sein könnte.

Damals wurde den Menschen erzählt, die Titanic sei das sicherste Schiff aller Zeiten. Es könne niemals sinken.

In den Augen Kings sind die Märkte wie die Titanic, ein eigentlich fragiles Schiff, ohne Rettungsboote. Mit Rettungsbotten er die Munition an konventionellen geldpolitischen Werkzeugen. Diese Munition ist erschöpft, weil der ausbleibende Aufschwung der Weltwirtschaft den Zentralbanken keine Rückkehr zur geldpolitischen Normalität ermöglichte.

Jetzt stehen Europäische Zentralbank, Federal Reserve und andere Zentralbanken mit dem Rücken zur Wand, denn die Zeit ist fortgeschritten. Die Konjunkturerholung sei laut King bereits 72 Monate alt. Die Erholung habe aber kein echtes neues Wachstum hervorgebracht. Entsprechend weit sei auch die Geldpolitik von der Normalität entfernt.

Eine Telefonumfrage unter 1006 zufällig ausgewählten Wählen in den USA, durchgeführt von Fox News, dem großen amerikanischen TV-Sender, brachte jetzt das Ergebnis hervor, dass 60% der Amerikaner glauben, dass die US-Wirtschaft immer noch in einer Rezession stecke, und das, obwohl acht Jahre seit dem Zusammenbruch der amerikanischen Banken vergangen sind.

Sollte es jetzt einen Abschwung geben, der eigentlich zeitlich überfällig wäre, dann wissen wir, dass der Imperator keine Kleider am Leib trägt.

King mahnt an, dass Anleger sich auf finanzielle Hoffnungen gestürzt hätten, sie ließen dabei aber die wirtschaftliche Realität außer Augen.

Sollte die Antwort der Zentralbanken auf einen möglichen Abschwung der Weltwirtschaft die Verabschiedung von noch weiteren geldpolitischen Lockerungs- und Kaufprogrammen sein, dann steht es für King fest, dass eine Wiederholung der Großen Depression der 1930er Jahre nur aufgeschoben, aber nicht abgewendet worden ist.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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